Moderatorin Janine Mehner © Janine MehnerBerufsleben

Wie kreativ kann und muss eine Moderatorin sein? Was muss sie in diesen Job mitbringen? Janine Mehner hat uns als junge, noch am Anfang der Karriere stehende Frau diesen Berufszweig im Rahmen unserer Interviewreihe näher gebracht. Kommt es nur auf Aussehen, Sprache oder Schlagfertigkeit an oder sind Business Know-how und Fachkenntnis ebenfalls entscheidend? Janine Mehner hat nicht nur Schauspiel, Gesang und Tanz studiert, sondern sich auch via Fernstudium in Journalismus sowie Kultur- und Medienmanagement weitergebildet. Moderiert hat sie u.a. im Fernsehen AIDA TV live, BW Family TV für „Kri Kra Kraex“ sowie auf zahlreichen Messen und Events für E.O.F.T. Filmtour, O2 oder Absolut Karriere (Podiumsdiskussion zum Thema MINT).


„Den richtigen Duktus muss ich alleine treffen“

 

Wir wollen uns zu Beginn ein besseres Bild von Ihrem Beruf machen. Welche Eigenschaften braucht man, um Ihren Beruf auszuüben und warum? Dass man nicht publikumsscheu sein sollte und eine klare Aussprache benötigt, lassen wir mal außen vor.

JANINE MEHNER: Das mit der Schüchternheit haben Sie schon erwähnt. Des Weiteren sollte man es natürlich lieben, auf der Bühne oder vor der Kamera zu stehen, ansonsten wird es eine Qual und das merken die Zuschauer auch. Daher gibt es ja Moderatoren wie mich, damit z.B. Wissenschaftler, die handwerklich oder technisch sehr begabt sind, aber überhaupt nicht ins Rampenlicht wollen, es eben auch nicht müssen. Außerdem sollte man ausdauerfähig sein und Durststrecken überstehen.

Moderatorin zu sein, ist keine Qualifikation, die vergleichbar mit anderen ist. Woher weiß man: Ich bin gut und kreativ genug, ich schaffe es und kann damit Geld verdienen?

JANINE MEHNER: Es gibt keinen Ausbildungsberuf „Moderator“, aber man kann viele Weiterbildungen machen und es mittlerweile sogar privat studieren. Man kann aber auch Journalismus studieren (was ich gemacht habe), an eine Journalistenschule gehen oder ein Volontariat machen. Es gibt Moderatoren, die kommen aus dem Journalismus und andere, die kommen aus dem Schauspielbereich. Ich habe beide Wege eingeschlagen. Man muss einfach an sich selbst glauben und vertrauen in sich haben.

Sie stehen ja noch relativ am Anfang Ihrer Karriere und erleben es wohl noch Tag für Tag, wie es ist, sich um Aufträge zu bemühen. Wie kommt man denn an Aufträge? Woran kann und muss man arbeiten, um einen guten Job zu machen

JANINE MEHNER: Das Wichtigste meiner Meinung nach ist, nicht aufzugeben. Es hat drei Jahre gedauert, bis ich wirklich von meinem Job leben konnte. Ich schaue auf Onlineportalen nach Jobs, bewerbe mich und gehe zu Castings. Eine Homepage, aktuelle Bilder und Videomaterial (ein Showreel) sind Voraussetzung. Viel wichtiger aber sind Kontakte. In meiner Branche läuft vieles über Agenturen. Denn eine große Firma bemüht eine Agentur, ein Gesamtpaket für ein Event zu schneidern, von dem ich nur ein Teil bin. Die Agentur castet nach den Wünschen des Auftraggebers und ich hoffe, den Job zu bekommen. Manchmal läuft es auch ganz anders: Man trifft die richtigen Leute, erzählt, was man macht und wird prompt gefragt, ob man dieses oder jenes moderieren kann. So habe ich einen meiner Auftraggeber bei einer Mitfahrgelegenheit kennengelernt.

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Man kann wahrscheinlich nicht bestreiten, dass das Aussehen in Ihrem Beruf eine wichtige Rolle spielt. Wie macht sich dieses Kriterium bei der Auftragssuche bemerkbar, wird darüber offen gesprochen?

JANINE MEHNER: Darüber redet niemand. Wenn der Kunde eine brünette Moderatorin sucht, dann bin ich von vornherein raus. Der Kunde ist König. Trotzdem verändere ich mich nicht für Vorgaben.

Als Moderatorin müssen Sie Ihre Meinung in der Regel für sich behalten. Sie haben z.B. eine Podiumsdiskussion zum Thema „Traumberuf Medien“ mit Schülern moderiert. Mal angenommen, Sie müssten kein Blatt vor den Mund nehmen: Was würden Sie einer Schülerin raten, die Moderatorin werden möchte?

JANINE MEHNER: Interessanterweise sind nach der Podiumsdiskussion auch Schüler zu mir gekommen, die mich gefragt haben, wie ich Moderatorin geworden bin. Denen habe ich gesagt, dass man studiert, eine journalistische oder künstlerische Ausbildung macht, aber auch ohne Ausbildung ans Ziel kommen kann, denn man sollte vor allen Dingen Talent und Spaß am Beruf haben. Anfangs habe ich auch kleine Jobs angenommen, um Referenzen zu bekommen. Und Sprachen sind sehr wichtig, denn auf Messen (oder auf Schiffen, wo ich gearbeitet habe), wird viel englisch gesprochen und ich moderiere auch auf Englisch. Das erhört letzten Endes die Jobchancen.

Ist der Erfolg einer Moderation abhängig von der Persönlichkeit des Moderators oder von der Fähigkeit, sich in jede Art und jedes Thema einer Sendung einzuarbeiten? Markus Lanz war in seiner Talkshow erfolgreich und beliebt, bei „Wetten Dass“ hat das bekanntlich nicht so hingehauen…

JANINE MEHNER: Ich würde sagen, dass beide Sachen zutreffen. Wenn man viel Persönlichkeit in die Moderation einbringt, kommt das meist gut beim Publikum an, weil es authentisch rüberkommt. Dann ist man irgendwann auch nicht mehr austauschbar. Es gibt auch Sachen, die sind „einem auf den Leib geschrieben“, da passt einfach alles zusammen – das Format und der Moderator.

Wir sind neugierig: Wie sieht Ihr Alltag aus – was tun Sie, wenn kein Dreh ansteht und wie sieht ein Tag aus, wenn mal ein Dreh stattfindet? Beschreiben Sie uns das?

JANINE MEHNER: Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist die Vorbereitung. Denn wenn ich zwei Stunden auf der Bühne stehe oder ein Interview beim Dreh führe, bereite ich mich mitunter sehr lange vor, lese mich in Themen ein und versuche, die Hintergründe zu verstehen (beispielsweise bei Messemoderationen für Solarhersteller) oder erarbeite mir meine Fragen für Interviews. Die vorbereitete Zeit schlägt die tatsächliche Aktionszeit um Längen.

Moderation einer Podiumsdiskussion © Ian Georg Strohbücker IGS Fotografie

Moderation einer Podiumsdiskussion © Ian Georg Strohbücker IGS Fotografie

Ein Tag auf Dreh ist jedes Mal anders. Nach dem Soundcheck geht es los. Der Kameramann (oder die Kamerafrau) filmt die Aktionen und ich suche mir die ganzen Interviewgäste zusammen und hoffe, spannende Statements zu bekommen. Außerdem halte ich nach schönen Aufnahmen Ausschau und helfe mit, wo ich kann.

Wenn kein Dreh oder Ähnliches ansteht, arbeite ich trotzdem fast immer. Die Produktionsseite läuft immer; entweder für Akquise, Produktion, Administration oder Promotion. Das heißt Kontakte knüpfen, Angebote schreiben, Homepage pflegen und Agenturen treffen.

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Wie kreativ und frei können Sie eigentlich in der Moderatorinnenrolle sein? Wo liegen die besonderen Herausforderungen?

JANINE MEHNER: Auf einer Messe bin ich meist gar nicht frei, weil Wort für Wort alles vorgegeben ist. Bei den meisten anderen Sachen bin ich schon frei – ich habe zwar Vorgaben, was ich einbringen muss (inhaltlich, Kooperationspartner, Sponsoren usw.), aber die Art und Weise, wie ich das mache, ist mir überlassen. Den richtigen Duktus muss ich alleine treffen, denn natürlich ist es ein Unterschied, ob ich eine Gala moderiere oder einen Comedyslam.

Selbstständig zu sein, ist nicht immer einfach, man trägt die ganze Verantwortung und braucht viel Selbstdisziplin. Wie motivieren Sie sich?

JANINE MEHNER: Ich bin schon immer ein sehr disziplinierter und engagierter Mensch gewesen, hatte schon zu Schulzeiten Tanzunterricht, Klavierunterricht, Gesangsunterricht und am Wochenende Auftritte. Aber da es meine Leidenschaft ist, habe ich es nicht als Aufgabe angesehen, sondern als Freizeit. Jetzt ist es ähnlich: Ich glaube, dass Selbstständige viel motivierter sind, weil es das eigene Unternehmen ist und Herzblut drinsteckt. Wenn ich krank bin oder Urlaub nehme, bekomme ich kein Geld. Also bin ich bemüht, an welches ranzukommen, um Polster für Urlaub zu schaffen. Die Frage der Motivation stellt sich mir nicht. Ich tue das alles nur für mich und für niemanden sonst.

Es gibt unzählige Netzwerke für selbstständige Frauen. Ist es wichtig, sich mit anderen – insbesondere Frauen – aus der Branche zu vernetzen?

JANINE MEHNER: Deutschland hat sowieso viel zu wenig Unternehmer und der Anteil an Frauen ist leider noch geringer. Außerdem finde ich, dass es in Deutschland relativ schwierig ist, selbstständig erfolgreich zu sein, zumindest für Anfänger. Daher finde ich es super, dass es solche Netzwerke gibt und ich persönlich bin mit vielen selbstständigen Frauen, gerade aus meiner Branche, vernetzt.

Zum Schluss möchten wir noch wissen: Was sind die Sonnenseiten bzw. Schattenseiten in Ihrem Beruf?

JANINE MEHNER: Eine Sonnenseite ist zum Beispiel die Abwechslung – kein Tag ist wie der andere. Manchmal gehe ich ins Studio, dann moderiere ich in 5 Sterne Hotels, am nächsten Tag geht es mit Turnschuhen zum Drehen in den Matsch und am übernächsten Tag stehe ich dann im Abendkleid auf einer Gala. Außerdem liebe ich die Unabhängigkeit: Wenn ich Urlaub haben möchte, brauche ich nur in den Spiegel schauen und „Ja“ sagen.

Schattenseiten gibt es natürlich überall, aber die sind minimal. Ich stecke meine ganze Liebe in den Beruf und kann mir nichts Besseres vorstellen.

Vielen Dank Janine Mehner für das Interview!

Mehr über Janine Mehner

Ein Demo bzw. den „Showreel“ von Janine Mehner können Sie auf der Webseite der Moderatorin sehen: www.janinemehner.de

Über ihre aktuellen Drehs und Aufträge hält sie auf ihrem Facebookprofil auf dem Laufenden: https://www.facebook.com/ModeratorinJanineMehner

- Artikel vom MDIuMDIuMjAxNQ==

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