Eine Lerntherapie kann Schulkindern mit Lernschwäche helfen ©  Uwe Grötzner / Fotolia.comFamilie

Wenn Kinder unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, einer Rechenschwäche (Dyskalkulie) oder unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden, helfen zusätzliche Übungseinheiten nur selten. Auch eine professionelle Nachhilfe stößt in solchen Fällen an ihre Grenzen. Dann geraten Kinder oft in einen Strudel aus schulischem Misserfolg, Konflikten mit Lehrern und Eltern und nachlassender Motivation. Statt der verschütteten Potentiale rücken die wachsenden Defizite immer stärker in den Fokus. Lerntherapie kann einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten.

Was ist Lerntherapie?

Im Gegensatz zur Nachhilfe, die Schüler darin unterstützt, Wissenslücken in einzelnen Fächern zu schließen, basiert die Lerntherapie auf einem ganzheitlicheren Ansatz: Sie beschäftigt sich mit den Ursachen von Lernschwierigkeiten. Gelingt es durch deren Aufarbeitung das Selbstbewusstsein sowie das Selbstwertgefühl des Kindes zu verbessern, so ist der Weg frei für eine gesteigerte Lernmotivation und mehr Interesse an schulischen Inhalten.

Man unterscheidet in der Lerntherapie verschiedene Konzepte:

  • Die integrative Lerntherapie verbindet lerntherapeutische Aspekte mit psychotherapeutischen Elementen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen dabei eine Verbesserung des Lernverhaltens, die Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts sowie die soziale Integration.
  • Die klinische Lerntherapie macht Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen für Lernschwierigkeiten verantwortlich. Hier werden daher im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts insbesondere die neuropsychologischen Ursachen der Schulprobleme analysiert.
  • Die systemische Lerntherapie führt Probleme im Lernverhalten auf soziale Konflikte zurück und bezieht deshalb alle am Lernprozess beteiligten Personen ein. Lösungswege werden in Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern und Erziehern entwickelt.

Welche Kinder profitieren von einer Lerntherapie?

Eine Lerntherapie bietet sich insbesondere für Kinder an, die trotz Nachhilfe, intensiver Einzelförderung in der Schule und familiärer Unterstützung keinen Ausweg aus ihren Schulproblemen finden. Lerntherapie kann wirkungsvolle Hilfe bei Dyskalkulie oder einer Lese-Rechtschreib-Schwäche bieten. Auch Kinder, die unter Sprachproblemen oder einer Aufmerksamkeitsstörung leiden, profitieren von dieser Förderung. Ebenso ebnet eine Lerntherapie bei ADHS den Weg zu besseren schulischen Leistungen. Eher selten denkt man in diesem Zusammenhang jedoch an Hochbegabte. Aber auch Kinder mit einem IQ von über 130 erfahren durch eine Lerntherapie wertvolle Unterstützung. Schließlich kann die emotional-soziale Entwicklung oft nicht Schritt halten mit der intellektuellen. Ein integrativer Lerntherapeut steht in diesen Fällen vor der Aufgabe, zum einen die ausgeprägten Interessen des hochbegabten Kindes zu fördern und zum anderen behutsam vorhandene Defizite aufzuarbeiten.

Wie Lerntherapie zum Erfolg führt

Zu Beginn einer professionellen Lerntherapie steht eine umfassende Diagnostik, die behutsam die Ursachen der Lernschwierigkeiten aufdeckt und analysiert. Darauf aufbauend wird ein individueller Förderplan entwickelt. Dieser hat zum Ziel, die Persönlichkeit und das Selbstwertgefühl des Schülers zu stärken. Erst dann sind Kinder, die Lernen bisher als eher negativen Prozess erlebt haben, in der Lage, sich selbst zu motivieren und neue Entwicklungsschritte zu wagen. Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen einer Lerntherapie können die Eltern leisten: sie werden eingebunden und erhalten zum Beispiel Informationen, wie bei auftretenden Schwierigkeiten optimal reagiert werden kann.

Lerntherapie-Angebote gibt es nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Insbesondere Menschen, die sich zwar während der Schulzeit trotz massiver Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben oder Rechnen „durchmogeln” konnten, im Berufsleben aber an ihre Grenzen stoßen, erhalten durch eine Lerntherapie wertvolle Hilfe. Der regelmäßige Besuch einer Praxis für Lerntherapie empfiehlt sich außerdem für Erwachsene, die unter Konzentrationsschwierigkeiten oder Prüfungsangst leiden oder gerne neue Lernstrategien entwickeln möchten.

Einen guten Lerntherapeuten finden

Der Begriff der Lerntherapie ist nicht geschützt und die Ausbildung nicht normiert. Das führt dazu, dass, wie in anderen Berufsbereichen auch, sich die diversen Angebote stark in ihrer Qualität unterscheiden. In der Regel bieten Pädagogen, Psychologen oder Lehrer, die eine entsprechende Weiterbildung absolviert haben, Lerntherapie an. Neben den oben genannten Angeboten finden sich auch über die Schule des Kindes oder beim Jugendamt seriöse Therapeuten.

Die Kosten der Lerntherapie betragen im Schnitt zwischen 40 und 60 Euro pro Stunde. Das Jugendamt übernimmt in bestimmten Fällen die Kosten für eine Lerntherapie. Nach Paragraph 35 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes ist dies unter anderem der Fall, wenn aufgrund einer Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreib-Schwäche eine „seelische Behinderung” droht. Um eine Kostenübernahme beantragen zu können, muss ein Attest vom Schulpsychologen beziehungsweise vom schulpsychologischen Dienst vorliegen.

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Nachfolgend haben wir einige Angebote und Adressen im Bereich Lerntherapie in ganz Deutschland zusammengestellt:

Wie kann man Lerntherapeutin werden?

Bei der Ausbildung zur Lerntherapeutin, Lernberaterin-Lerntherapeutin oder Integrativen Lerntherapeutin handelt es sich um eine Weiterbildung. Diese wird von privaten Bildungsträgern durchgeführt und findet entweder in Teilzeit, in Blockform oder als Fernunterricht statt. Die Zugangskriterien legen die Lehrgangsträger fest. Teilweise ist eine abgeschlossene Ausbildung in einem einschlägigen Fachbereich wie Physio- oder Ergotherapie erforderlich, teilweise wird auch ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorausgesetzt.

Die Dauer der Weiterbildung kann je nach Bildungsträger zwischen sechs Monaten und drei Jahren variieren und verlängert sich in dem Fall, dass eine Abschlussprüfung nicht bestanden wird. Die anfallenden Kosten setzen sich – ebenfalls abhängig vom privaten Anbieter der Qualifizierung – aus Lehrgangsgebühren und aus den Kosten für Literatur und Arbeitsmaterialien zusammen, während zusätzlich Gebühren für Prüfungen anfallen können.

Weiter unten haben wir einige Ausbildungsbetriebe aus ganz Deutschland zusammengestellt:

- Artikel vom MDQuMDUuMjAxNQ==

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