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Von der Welternährungskrise sind mittlerweile rund zwei Drittel der Weltbevölkerung betroffen. In dieser schweren Zeit haben sich der „Faire Handel“ und in diesem Zusammenhang auch die Weltläden als nachhaltige und wirksame Mittel für die Stärkung der Wirtschaft und die Bekämpfung des Hungers bewährt.

Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt müssen Hunger leiden. Täglich werden es mehr. Doch nicht nur mangelnde Nahrungsmittel sind der Grund dafür. In vielen Ländern ist auf den Märkten und in den Regalen genug vorhanden. Allerdings sind die Lebensmittel so teuer, dass die Menschen diese kaum mehr bezahlen können.

Ein Drittel der Weltbevölkerung ist von Hunger betroffen

Öl und Grundnahrungsmittel unterliegen starken Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. In aufstrebenden Ländern wie Indien und China steigt die Nachfrage, obgleich die Nahrungsmittel immer knapper werden. Die Folge: Die Preise steigen. Auch der weltweite Fleischkonsum nimmt kontinuierlich zu, und somit auch die Nachfrage nach Futter für die Tiere. Durch Wetterextreme kommt es außerdem immer wieder zu größeren Ernteausfällen.

Insbesondere die Kleinbauern auf der ganzen Welt leiden unter der Welternährungskrise. Sie können mit den „Großen“ nicht mithalten, müssen zu chemischen, gesundheitsschädlichen Mitteln greifen, um größere Ernte-Erträge zu erzielen. Sicherheitsvorkehrungen gibt es kaum und eventuelle Mitarbeiter werden schlecht bezahlt. Selbst die Kleinsten müssen in Zeiten der Krise mit anpacken. Es ist ein Teufelskreis. Denn wenn die Kleinbauern aufgeben müssen, wirkt sich dies negativ auf die gesamte Region aus. Hunger und Armut werden immer größer. Deshalb müssen vor allem die kleinen Bauern gestärkt werden. Und genau hier setzt das Konzept des fairen Handels an.

„Fairer Handel“ und Weltläden

Der „Faire Handel“ soll die kleinbäuerliche Landwirtschaft in den Entwicklungsländern unterstützen. Rund 75 Prozent der Produkte, die „fair gehandelt“ werden, stammen von Kleinbauern. Die übrigen 25 Prozent kommen von größeren Betrieben, die ebenfalls unterstützt werden.

Fairer Handel bedeutet, dass die Erzeuger faire Preise erhalten, die ihnen ein „vernünftiges“ Leben ermöglichen. Was so selbstverständlich klingt, ist häufig ganz und gar nicht so. Für zahlreiche Produkte aus den südlichen Ländern sind die Erlöse im freien Welthandel so gering, dass Kleinproduzenten davon kaum leben können. Eine Sicherung der Zukunft ist nicht möglich.

Sogenannte Weltläden sind ein wesentlicher Teil des fairen Handels und wollen dieses Problem lösen. Sie bieten ein großes Angebot an nützlichen Produkten an, die zur Existenzsicherung der Erzeuger in den ärmeren Ländern beitragen. Alle Waren sind fair gehandelt, einige stammen sogar aus einer rein ökologischen Produktion.

Weltläden haben es sich zur Aufgabe gemacht,

  • Produkte zu gerechten Preisen einzukaufen,
  • Zwischenhandel zu vermeiden,
  • Waren langfristig abzunehmen,
  • bestimmte Bevölkerungsschichten gezielt zu fördern,
  • überwiegend Waren von Selbsthilfegruppen und demokratisch geleiteten Genossenschaften einzukaufen, die zugunsten der Hersteller soziale Maßnahmen umsetzen.

Weltläden setzen sich für umweltfreundliche Produktionsverfahren und ökologischen Anbau ein. Der Faire Handel ist nicht gewinnorientiert. Die nachhaltige Entwicklung soll als Modell für ein sozialverträgliches Handeln dienen. Dazu gehört auch die Schaffung von Alternativen zum Thema Kinderarbeit sowie das ökologische Anbauen und Herstellen von Produkten, die die natürlichen Lebensgrundlagen und die Gesundheit der Produkthersteller erhalten. Durch das gezielte Ausschalten von zusätzlichen Zwischenhändlern erzielen die Weltläden einen Mehrpreis, der dabei hilft, soziale Maßnahmen, Bildungsprogramme sowie Investitionen in neue Infrastrukturen möglich zu machen. Je nachdem, was im Rahmen gemeinnütziger Projekte beschlossen wird, können so neue Schulen, sanitäre Anlagen, Brunnen und sogar Krankenhäuser entstehen.

Warum und wie sind die Weltläden entstanden?

Weltläden sind entstanden, um der Benachteiligung armer Länder beim Produkthandel auf dem Weltmarkt zu begegnen. Mitleid hilft hier kaum, obgleich Spenden und Hilfen häufig nötig sind, um die schlimmen Folgen von Hunger, Krankheiten und Krieg zu lindern. An dem Ungleichgewicht zwischen den armen und den reichen Ländern ändert dies allerdings nichts. Aus diesem Grund gehen Weltläden auch einen Schritt weiter. Sie reagieren nicht nur auf Notlagen und bestimmte Entwicklungen. Sie sorgen für einen menschenwürdigen und gerechten Welthandel – in der Gegenwart und in der Zukunft.

Und dabei hat der Faire Handel selbst seit den 1970er Jahren bis zum heutigen Tag eine aufregende Entwicklung durchlebt. Die ersten Aktionsgruppen und Weltläden gab es in Deutschland zu Beginn der 1970er Jahre. Damit gehörten sie zu den Vorreitern der Fairhandels-Bewegung. Kunden erhielten erstmals die Möglichkeit, Waren in Deutschland und weiteren europäischen Ländern zu kaufen, die aus dem Fairen Handel stammten. Die Idee dahinter steckte quasi noch in den Kinderschuhen. Kunsthandwerk aus südlichen Ländern wurde immer beliebter und erhielt durch die zahlreichen engagierten Menschen im Fairen Handel eine Interessensvertretung.

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Die Weltläden arbeiten vorrangig mit Händlern zusammen, die sich auf Fairen Handel spezialisiert haben. Dazu zählen:

  • Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt (GEPA)
  • EL PUENTE
  • Dritte Welt Partner (dwp)
  • CONTIGO
  • GLOBO
  • BanaFair
  • Podi Mohair

In rund 60 Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas gibt es bereits mehr als 870 Bauernkooperativen und Plantagen, die vom Fairen Handel profitieren. Umgerechnet sind dies mehr als 7,5 Millionen Menschen.

Heute gibt es mehrere hundert Weltläden

In Deutschland gibt es heute zirka 800 Fachgeschäfte. In Österreich sind es ungefähr 100. Zum einen sind sie Shops für fair gehandelte Waren, zum anderen für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit auch direkte Ansprechpartner. In vielen Weltläden arbeitet ein Team von ehrenamtlichen, engagierten Helfern. Mittlerweile beschäftigen einige aber auch festangestellte Mitarbeiter.

Ein Weltladen bietet eine große Vielfalt an fair gehandelten Produkten – angefangen bei Lebensmitteln über Informationsmaterialien bis hin zu Kunsthandwerk. Einzelverbraucher werden kompetent und persönlich betreut. Ferner stehen sie für Schulen als Ansprechpartner zur Verfügung und beliefern häufig auch Großabnehmer in der Region mit Waren wie fair gehandeltem Kaffee und Tee.

Neben den Fachgeschäften vor Ort betreiben viele Weltläden auch Online-Shops. Dort bieten sie Produkte zum Verkauf an, die ihnen besonders am Herzen liegen. Die Möglichkeiten, über das Internet fair gehandelte Produkte zu erwerben, werden stetig erweitert und aktualisiert, um einen noch größeren Kundenkreis zu erreichen.

Hier finden Sie eine Auswahl an Weltläden in Deutschland:

Produkte, die in einem Weltladen fair gehandelt werden

In den Ladengeschäften werden viele verschiedene Produkte angeboten. Unter anderem sind erhältlich:

  • Tee, zum Beispiel Früchtetees, Grüntee, Darjeeling, Assam, Ceylon
  • Kaffee, Instant-Kaffee, Cappuccino-Pulver, Espresso
  • Kakao (Getränkepulver oder ungesüßt), gentechnikfreie Schokolade
  • Honig, Weine
  • Bananen und andere Obstsorten
  • Naschwerk, Süßwaren (Gummibärchen, Bonbons, Chips, Nüsse etc.)
  • Textilwaren, Korbwaren
  • Schmuck
  • Musikinstrumente
  • Kunsthandwerk, Holzspielzeug
  • Gläser, Tassen, Keramik
  • Naturkosmetik
  • diverse Geschenkartikel, Geschenkgutscheine

Häufig werden die Produkte auch außerhalb eines Weltladens angeboten, etwa auf Verkaufs- und Aktionsständen.

Fairer Handel und die Bezeichnung „Bio“

Viele der genannten Lebensmittel werden gentechnikfrei und ökologisch produziert und erhalten daher den Zusatz „Bio“. Bezeichnungen und Siegel im Bereich des Fairen Handels dienen in erster Linie als soziale Auszeichnungen. Da aber eine intakte Umwelt eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Lebensqualität ist, sind ökologische Standards stets als fester Bestandteil des Fairen Handels zu betrachten. Die Standards machen ökologische Anbauweisen möglich, die daraus resultierenden Produkte erhalten später einen Bio-Aufschlag. Mehr als 75 Prozent aller Produkte aus dem fairen Handel tragen heute bereits das Bio-Siegel. Über 98 Prozent der Waren werden zudem umweltfreundlich mit dem Schiff transportiert.

Kann jeder einen Weltladen eröffnen?

Wer sich heute ehrenamtlich engagieren möchte, findet mit der Arbeit in einem Weltladen beste Voraussetzungen. Die dortige Tätigkeit bietet sinnliche und sinnvolle Arbeiten sowie Kompetenzen und Bekanntschaften. Junge Menschen haben die Möglichkeit, Erfahrungen für ihr künftiges Berufsleben zu sammeln. Ältere suchen in der Regel den sozialen Kontakt. Die Betätigungsfelder sind dabei vielfältig und reichen von Einkauf, Dekoration, Ladendienst über Homepage, Buchhaltung bis hin zu Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Nach genauen Absprachen findet jeder seinen festen Platz im Team.

Daneben ist auch die eigene Gründung eines Weltladens möglich. Hierfür sind das nötige Know-how und eine große Anzahl von Unterstützern und Helfern von großer Bedeutung. Das Angebot sollte auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten abgestimmt sein. Ein Beispiel ist der Weltladen München, der im Jahr 1985 ebenfalls von Ehrenamtlichen gegründet wurde und sich bis heute zu einem erfolgreichen Unternehmen mit freiwilligen und festangestellten Mitarbeitern entwickelt hat.

Bei einer Gründung ist es wichtig, nach Unterstützern zu suchen, die auch eine wirtschaftliche Verantwortung übernehmen. Viele Weltläden werden über eingetragene gemeinnützige Vereine betrieben. Bei einigen handelt es sich um Genossenschaften. Ein Startkapital von mindestens 10.000 Euro ist in der Regel notwendig. Das rechtzeitige Knüpfen von Kontakten, zum Beispiel mit Schulen, Vereinen und Kirchen, sowie eine gute Pressearbeit sind besonders wichtig. Und auch ein Weltladen darf „Sponsoren“ haben. Sach-, Zeit- oder Geldspenden können beispielsweise auch von Unternehmen, Gemeinden oder Handwerkern kommen.

Tipp

Zahlreiche Weltläden in Deutschland sind unter dem „Weltladen Dachverband“ gelistet. In Österreich haben sich die meisten Weltläden zu der „ARGE Österreich“ zusammengefunden. Auf den Seiten der Verbände sind weitere Informationen zum Thema „Fair Trade“ und Weltläden zu finden.

- Artikel vom MjEuMDcuMjAxNQ==

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