Elternabend, vom Elternbeirat organisiert © motorradcbr / Fotolia.comFamilie

Mitglied im Elternbeirat zu sein kann schon ziemlich nervenaufreibend sein. Dennoch ist das Engagement von Eltern sehr wichtig: Sie sind für eine gute Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Einrichtungen wie KITA’s und Schulen auf der einen, und Elternschaften auf der anderen Seite wesentlich. Sie organisieren Elternabende, wirken je nach Bundesland an Aspekten der (vor-)schulischen Erziehung mit oder fungieren als Schülerlotsen. Die einzelnen Bundesländer haben unterschiedliche Bezeichnungen für die Vertretungen der Erziehungsberechtigten geprägt, mal werden sie als Elternvertretung, als Elternbeirat oder auch als Elternausschuss installiert.

Unsere Gastautorin, die Bloggerin „Die Rabenmutti“ erzählt nun, wie sie ihre Funktion im Elternbeirat erlebt hat, welcher Typ Eltern sie dabei so gereizt hat, dass sie sogar von „Elternbeirats-Hölle“ spricht und über den Frust, von der KITA-Leitung nicht gehört zu werden:

So überlebt ihr die Elternbeirats-Hölle

Zugegeben, der Titel ist recht reißerisch formuliert. Aber genauso habe ich mir die Arbeit im Elternbeirat vorgestellt, als ich etliche Tweets dazu gelesen hatte: „Lass dich bloß nicht drauf ein“, „Die Eltern wollen sich darin nur profilieren“, „Das ist totaler Stress“ – um nur einige Aussagen wiederzugeben. Ich habe mich dennoch dafür aufstellen lassen, denn im Kindergarten gibt es grundsätzliche Probleme, die ich angehen möchte. Vor sich hinzubrummeln nützt aber nichts, selbst ist die Mutter, ganz einfach.

Schon auf dem Elternabend habe ich festgestellt, dass das Engagement nicht sehr groß ist. Die Erzieher waren fast vollzählig da, doch an Eltern hat es sehr gemangelt. 15 Eltern bei knapp 100 Kindern – lächerlich! Der Beirat war schnell gewählt, insgesamt haben sich acht Eltern gefunden, von denen sich immerhin vier dann auch auf dem ersten Elternbeiratstreffen zusammengefunden haben.

Was tun, wenn sich die Leitung quer stellt?

Was soll ich sagen? Schlimm war´s nicht. Im Gegenteil. Hier kamen engagierte Eltern zusammen, die einfach nur eines wollten: Verbesserungen in der Betreuung ihrer Kinder sowie Netzwerken zwischen den Eltern. An sich kein Problem, oder? Leider doch. Wir hielten das Treffen in unserem Wohnzimmer ab, saßen gemütlich am großen Tisch zusammen und haben bei Snacks und Wasser (nächstes Mal besorge ich Wein) über die aktuelle Situation diskutiert. Und die ist leider schlecht. Sehr schlecht. Das Engagement des letzten Elternbeirates war gut, die Ideen und Vorschläge super. Das Problem war eher die Leitung.

Was tun, wenn die KITA-Leitung die Vorschläge nicht umsetzt und sich eigentlich eher komplett raushält? Anderthalb Jahre nach der Eröffnung der KITA war beispielsweise noch immer kein Konzept seitens der Leitung vorhanden. Klar, bei einem offenen System gibt es nicht so viele Regelungen wie anderswo. Dennoch muss es doch ein pädagogisches Ziel haben. Das gab es hier nicht. Und sämtliche Bemühungen, Antworten heraus zu kitzeln, verliefen im Sande. Total traurig.

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Wir haben uns überlegt, Aktionen mit den Eltern zu starten. Martins-Lieder üben (vor allem bei unserem hohen Kulturmix sinnvoll, da die wenigsten die Laternenlauf-Lieder kennen) und ein weihnachtliches Basteln mit Eltern und Kindern. Eigentlich eine tolle Sache, finde ich. Aber ich habe die Rechnung nicht mit den Eltern gemacht. Da gibt es nämlich verschiedene Typen und einige davon machen mächtig Ärger…

Typisierung der Eltern

Die Engagierten

Dazu zähle ich beispielsweise die Eltern im Beirat. Sie sind engagiert, haben Ideen und versuchen die Qualität der Betreuung zu verbessern. Sie interessieren sich für Lerninhalte der Kinder, möchten Kontakte zu anderen Eltern aufbauen und den Austausch fördern. Dabei soll es natürlich um das Wohl des Kindes gehen und die Lerninhalte sollen spielerisch vermittelt werden. Hier soll keine Kindergarten-Elite entstehen, aber man wünscht sich gewisse Werte, die einfach grundlegend vermittelt werden. Ich zähle mich selber dazu und fühle mich im Beirat auch gut aufgehoben.

Die Karrieros

Davon haben wir Gott sei Dank keine im Elternbeirat. Ich habe auch nur von ihnen gehört. Ihre Kinder werden getriezt, müssen schon im Kindergarten mit Fremdsprachen beginnen, werden gefördert, wo es nur geht und haben einen strikten Tagesplan. Die Eltern bestimmen den sozialen Umgang und versuchen das Kind vor allem “Schlechten“ zu beschützen. Gott sei Dank habe ich davon bisher nur gelesen, es noch nicht selber erlebt. Kinder sollen ja auch Kind sein dürfen. Im Elternbeirat wäre das allerdings weniger angebracht, da hier ganz klar „über das Ziel hinaus geschossen“ werden würde. Utopische oder völlig übertriebene Vorstellungen umsetzen zu müssen, führt nur zu Frust und Ärger. Davon abgesehen, dass Kindergartenkinder keine Maschinen sind und daher nicht auf Leistung gepolt werden müssen.

Die Ignoranten

Das klingt sehr negativ, ist es ehrlich gesagt auch. Es gibt die Form von Eltern, die ihr Kind im Kindergarten abliefern und denen es total egal ist, was dort passiert. Lernen sie was? Ok. Sitzen sie den ganzen Tag herum? Auch ok. Sie sind nicht daran interessiert, was ihr Kind den Tag über macht, sie interessieren sich nicht für Kontakte zu anderen Eltern. Nichts. Für sie ist die KITA eine „Abladestelle“ für das Kind. Wie gut oder schlecht diese ist, ist ihnen erstmal egal. Hauptsache das Kind ist aus dem Weg geschafft. So kommt es zumindest subjektiv bei mir an. Dass sie mir versichern wollen, dennoch nur das Beste für das Kind zu wollen, verstehe ich nicht. Denn dann muss man doch Interesse zeigen, oder nicht? Diese Fraktion ist mir persönlich leider sehr oft begegnet und das stimmt mich sehr traurig. Denn diese Eltern sind auch absolut nicht an gemeinsamen Aktionen interessiert, geben kein Feedback, bringen sich nicht ein und machen es schlichtweg unmöglich, wirklich aktiv mit den Kids und anderen Eltern zu arbeiten. Schließlich gibt es keine Interaktion. Schade, denn scheinbar nehmen genau diese Elterntypen auch den Schwerpunkt unserer Kindergarteneltern ein.

Tatort Elternbeirat © Die Rabenmutti

Tatort Elternbeirat © Die Rabenmutti

Der Elternbeirat ist machtlos

Man könnte sicher noch weitere Untergruppierungen und Mischformen schaffen und das weiter aufgliedern. Fest steht, dass es verschiedene Gruppen mit verschiedenen Zielen und Engagement gibt und man diese als Elternbeirat irgendwie „abholen“ muss. Unmöglich aber, wenn der Grundtenor bei „Ich will mein Kind abliefern, die anderen Eltern sind mir egal“ liegt.

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Wir stehen als Elternbeirat vor dieser Mammutaufgabe und fragen uns, wie wir die Betreuungsqualität verbessern sollen, wenn nicht alle an einem Strang ziehen.

  • Wir können Elternaktivitäten veranstalten, die nichts bringen, wenn keiner mitmacht.
  • Wir können Feste organisieren, die ohne Unterstützung nicht realisierbar sind.
  • Wir können auf Missstände hinweisen, die aber leider ignoriert werden.

Klar haben wir als Elternbeirat eine Stimme, ein echtes Mitspracherecht haben wir aber nicht. Wir können nicht entscheiden, wer den Kindergarten leitet, wir können nicht entscheiden, wie das Konzept besser umzusetzen wäre. Der Elternbeirat nimmt eher eine beratende Stelle ein. Wenn die Zuhörer aber taub sind, bringt er gar nichts. Und das ist die eigentliche Hölle daran: Nicht erhört zu werden, wenn man tolle Ideen und Vorschläge hat, und unterschiedliche Ziele zu haben.

Einen engagierten Elternstamm bilden

Was wir tun können, ist nach Eltern zu suchen, die denken wie wir. Die die gleichen Ziele haben wie wir. Wir kennen nicht jedes Elternteil bei 100 Kindern, aber die Erzieher sollten einen Überblick haben. Wenn man mit einer Stammgruppe von Eltern beginnt Aktionen zu starten und zu realisieren, besteht die Möglichkeit, dass sich auch andere Eltern anschließen. Wir können von den Synergieeffekten profitieren. Und hoffen, dass durch das gegenseitige Pushen mehr Eltern erreicht und überzeugt werden können, mitzumachen. Der beliebte Gruppeneffekt soll zum Tragen kommen.

Um den Elternbeirat zu überleben kann ich daher nur folgenden Tipp mitgeben: Setzt eure Ziele nicht zu hoch, sondern realistisch. Sucht nach Hilfe und nutzt Synergieeffekte. Zieht Veranstaltungen im kleinen Rahmen auf, statt auf Engagement zu hoffen. Haltet aber stets daran fest, die Qualität der Kinderbetreuung auf dem Level zu halten, der euch zufrieden macht. Und falls ihr nicht im Beirat seid: Habt Nachsicht und Verständnis, die Situation ist leider gar nicht so einfach.

- Artikel vom MDEuMTIuMjAxNQ==
Die Rabenmutti

Bloggerin Yasmin nennt sich selbst "Die Rabenmutti" und setzt damit ein klares Statement: Sie kann mit Helikopterparenting nichts anfangen und versucht ihr Kind auf Selbstständigkeit zu erziehen. Dabei ist nicht weniger Liebe erforderlich, doch man muss loslassen können. Und, weil sie neben der Mutterrolle auch Worcaholic, Ehefrau und Freundin ist, bloggt sie über alles was ihr Leben berührt - mal witzig, mal ernst, mal frustriert, aber immer ehrlich.

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