Was Innenarchitekten zaubern Ⓒ sowanna / Fotolia.comMein Lifestyle / Wohnen & Design

Julia und Thomas wohnen in einem Reihenhaus am Rand von München. Beim Umzug aus ihrer Wohnung haben sie all ihre alten Möbel mit ins neue Haus genommen, jetzt wollen sie sich ganz neu einrichten. „Mit einem Anstrich oder mehr Regalen ist das nicht getan“, da sind sich die beiden einig. Sie beschließen, für die Raumgestaltung einen Profi zu engagieren und gehen auf die Suche nach einem exklusiven Innenarchitekten.

Den richtigen Innenarchitekten finden

„Innenarchitektin oder Innenarchitekt?“, fragt Julia. Thomas ist es egal: Er wünscht sich vor allem viel Berufserfahrung. Die erste Anlaufstelle ist daher der Bund Deutscher Innenarchitekten (BdIA), dazu schauen sie sich bei anderen Architektenkammern und Verbänden um. Anhand einiger Fragen finden sie schnell heraus, welche Innenarchitekten zu ihrem Vorhaben passen könnten:

  • Sind Sie auf einen Einrichtungsstil oder bestimmte Räume spezialisiert?
  • Auf was legen Sie bei Umbau und Raumgestaltung besonders Wert?
  • Wird unser Geschmack bei der Innenausstattung berücksichtigt?
  • Können wir Referenzen oder ein Portfolio sehen?
  • Wie lange arbeiten Sie schon als Inneneinrichter?
  • Können wir eine kostenlose Erstberatung bekommen?
  • Was passiert, wenn das festgelegte Budget überschritten wird?

Bei der Suche nehmen sich Thomas und Julia bewusst Zeit und schließlich finden sie ihren Wunschkandidaten: Martin hat bei Bekannten bereits einige Kinderzimmer und Jugendzimmer designt, die Julia wegen der optimalen Raumstruktur bewundert. Thomas dagegen ist begeistert von einem Chalet-Esszimmer, das Alltagstauglichkeit mit schlichter Eleganz kombiniert.

Was kostet ein guter Innenarchitekt?

Nachdem die beiden mit Martin einen Termin zur Hausbegehung vereinbart haben, will Julia wissen, wie viel ein Innenarchitekt eigentlich kostet. Hier liefert die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) die Grundlage für die Kostenberechnung von Inneneinrichter oder Inneneinrichterin. Bei Neubau können im Durchschnitt 10% der Bausumme für den Innendesigner veranschlagt werden; bei Teilaufträgen variiert der Betrag entsprechend. Eine grobe Berechnung mit dem HOAI-Rechner hilft Thomas und Julia bei der Schätzung von Tagessatz, Stundenlohn und Honorar weiter.

Hausbegehung und Erstberatung: Wünsche, Träume – Illusionen?

Bei der vereinbarten Besichtigung schaut Martin sich genau an, wie Thomas und Julia leben: Er notiert Thomas’ Interesse an ungewöhnlichen Materialien genauso wie die Größe von Julias Schuhsammlung und die Tatsache, dass sie gern mehr nähen würde, aber keine Ablagefläche für Stoffe und Nähmaschine findet.

Nach dem Rundgang durch das Einfamilienhaus bittet Martin Thomas und Julia in einem intensiven Gespräch, ihre weiteren Wünsche und Anforderungen für die Wohnberatung so exakt wie möglich zu formulieren. Denn Innenarchitektur ist weit davon entfernt, nur „schön“ zu sein, wie er erklärt: Als Empfindungsraum wirkt sie sich vielmehr als groß angelegte Gestaltungstherapie auf den Körper, den Geist und die Seele der Menschen aus, die in den designten Räumen leben. Innenarchitektur ist daher ein lebendiges Konzept, das sich mit den Bedürfnissen seiner Bewohner ändern lässt und „atmen“ kann. Martin rät entsprechend davon ab, sich nur von den ausschnitthaften Interieurs von Wohn-Blogs oder Wohnzeitschriften inspirieren zu lassen. Vielmehr fragt er für das sogenannte „Lastenheft“ konkrete Anforderungen für seinen Entwurf ab:

  • Küche, Wohnzimmer, Flur: Welche Räume sollen gestaltet werden?
  • Jugendstil, Japan, Landhausstil, modern: Welches Design bevorzugen Sie?
  • Möbel, Farben, Vorhänge: Welche Vorstellungen haben Sie?

Julia und Thomas wünschen sich eine Neugestaltung von Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Schlafzimmer und vor allem des verwinkelten Flurs, den sie bisher kaum sinnvoll genutzt haben: Generell möchten sie mehr Stauraum und Platz für Julias Hobby schaffen. Thomas träumt dazu von einem individuellen Stil und mehr Luxus bei der Innenarchitektur.

Martin überzeugt durch realistische Einschätzung von Kosten und Zeitrahmen, professionelle Kommunikation sowie durch soziale Kompetenz. Innenarchitekt und Bauherren werden sich also einig: Ihre Vorstellungen von Raum, Design und Abwicklung passen zusammen. Julia und Thomas fühlen sich gut beraten und freuen sich auf Martins Ideen.

Die Leistungsphasen: Wie arbeitet ein Innenarchitekt?

Nach der Hausbegehung mit Bestandsaufnahme und Beratung zum Leistungsbedarf ist die sogenannte Grundlagenermittlung abgeschlossen. Laut Leistungsbild für Gebäude und Innenräume folgen nach § 34 HOAI die weiteren Leistungsphasen:

  • Vorplanung mit Kostenschätzung sowie Entwurf und Kostenberechnung
  • Genehmigungsplanung (bei ggf. nötigen Bauanträgen)
  • Ausführungsplanung
  • Ausschreibung (d.h. Vorbereitung und Vergabe an geeignete Handwerksbetriebe, Aufstellung des Leistungsverzeichnisses inklusive Kostenvoranschlag)
  • Bauleitung (Überwachung, Dokumentation)
  • Objektbetreuung

Der künstlerische Anteil der Leistungen dreht sich um die Möglichkeiten, ein einzigartiges und ästhetisches Raummilieu zu schaffen. Als erfahrener Innenarchitekt weiß Martin, dass ein harmonischer Raum aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren entsteht. Dabei verlässt er sich nicht auf kurzlebige Trends, sondern auf sein Gespür für Farbwirkung, Formen, Licht, Raumwirkung und Funktionalität. Seine Aufgaben umfassen daher viele Gebiete:

  • Raumbildender Innenausbau (Trockenbau) und Grundrissneugestaltung
  • Vorschläge zu Farben, Oberflächen und Materialien für Fußböden, Wände und Decken
  • Raumgestaltung, Raumakustik und Raumklima
  • Beleuchtung, Belichtung und Verschattung
  • Ausstattung mit Textilien, Möbeln und Objekten
  • Technikintegration und Facilitymanagement

Die Planung

Beim nächsten Treffen stellt Martin seinen Entwurf im japanischen Stil vor: Diese Inneneinrichtung basiert auf schlichter Handwerkskunst, sorgfältiger Ausführung und klarer Eleganz. Ein wichtiges Element sind die Shōjis als lichtdurchlässige Raumteiler. Martin setzt sie geschickt ein, um im Schlafzimmer Raum für Julias Nähsachen zu schaffen und gleichzeitig die Privatsphäre des Schlafbereichs zu wahren. Außerdem nutzt der Entwurf die Nischen im Flur als Stauraum und als Gestaltungselemente. Dafür werden sämtliche Wände mit traditionellen Fusuma-Schiebetüren verkleidet. In den Nischen verbergen sich dahinter speziell angefertigte Einbauschränke, was den Flur optisch begradigt und Stauraum für Julias Schuhe schafft. Um den Raumeindruck großzügiger zu gestalten empfiehlt Martin zudem, die Wand zum kleinen Wohnzimmer zu entfernen.

Gemäß der japanischen Tradition verwendet Martin außergewöhnliche Hölzer, Bambus, Seide, Reisstrohmatten und Papier. Spielerisch kombiniert er diese Elemente mit verwittertem Treibholz. Insgesamt schlägt er bei Möbeln und Dekoration eine Kombination aus antiken und einfach gehaltenen, modernen Stücken vor. Bei der Farbgestaltung wird das traditionelle japanische Konzept durch Julias Lieblingsfarbe Grün ergänzt.

Damit seine Bauherren einen optimalen Einblick in ihr neues Zuhause bekommen, fertigt Martin neben Skizzen und zweidimensionalen Zeichnungen auch 3D-Modelle an: Digital können Thomas und Julia nun vorab die neue Verbindung von Wohnzimmer und Flur betrachten. Dazu präsentiert Martin eine fotorealistische Darstellung (Rendering): Jetzt können sich Julia und Thomas ihr „japanisches Zuhause“ tatsächlich vorstellen. Nach anfänglichem Zögern geben sie nun sogar die Freigabe für den Wanddurchbruch.

Die Umsetzung

Danach beginnt für Martin die heiße Phase. Er kümmert sich um Handwerker und die Beschaffung der Einrichtungsgegenstände. Moderne Stücke wie das Igusa-Sofa bezieht er direkt aus Japan. Auffällige Objekte wie den Treppen-Tansu ersteigert er auf Auktionen und das zierliche Meiji Lack-Kabinett entdeckt er in einer Galerie. Für die Konstruktion der Einbauschränke und Fusuma beauftragt er einen Tischler; in einer Schneiderei lässt er Vorhänge nähen. Bei den Treibholz-Objekten legt er selbst Hand an. Außerdem bestellt er auf Julias Wunsch verschiedene Bonsai-Bäumchen bei einem Fachhändler und betreut die Baumaßnahmen vor Ort.

Das Ergebnis: Ein ganz neues Raumempfinden

Kurz vor Ende des Umbaus fahren Thomas und Julia in den Urlaub, um sich vom Ergebnis überraschen zu lassen. Tatsächlich erwartet sie bei ihrer Rückkehr eine Überraschung: „Es war einfach wow!“, schwärmt Julia. Sie sitzt an ihrem neuen Arbeitstisch im Schlafzimmer und schneidert grüne Seidenkissen für die neue Couch. „Der ganze Raum fühlte sich anders an!“ Thomas ist ebenfalls restlos glücklich: „Manchmal sitze ich im Wohnzimmer und entdecke immer wieder neue Details – da wird der Fernseher fast unnötig“, sagt er.

>>>Lesetipp:  Weltläden: Faires, nachhaltiges Handeln in einer globalisierten Welt

Vorteile und Nachteile bei der Zusammenarbeit mit einem Innenarchitekten

„Da war dieser Tag, als die Handwerker nicht kamen und dann das falsche Material dabei hatten“, sagt Thomas. „Aber Martin hat sich um alles gekümmert“, erinnert ihn Julia. „Stimmt“, grinst Thomas und zuckt die Schultern: „Guter Service hat natürlich seinen Preis und wir hatten das Glück, dass Martin immer für Vorschläge offen war.“ Julia lacht: „Und wenn wir uns mal wieder gar nicht entscheiden konnten, hat er uns den richtigen Schubs gegeben.“ Die Entscheidung für einen Innenarchitekten bereuen beide daher nicht:

  • Vermeidung von Fehlentscheidungen bei Raumaufteilung oder Farbkonzept
  • Professionelle Vorauswahl bei Ideen, Materialien und Möglichkeiten
  • Fachliche Kompetenz und jahrelange Erfahrung
  • Kontakt zu bewährten Handwerksbetrieben
  • Stressreduzierung ohne anstrengende Eigenleistung

Unsere Liste ausgewählter Innenarchitekten:

Fazit

Durchschnittseuropäer verbringen über 80% ihrer Lebenszeit in Innenräumen. Innenarchitekten, Innendesigner und Inneneinrichter beschränken sich dabei nicht nur auf private Bereiche: Sie haben auch maßgeblich Anteil daran, dass Julia und Thomas sich auf Reisen im Flugzeug genauso wohlfühlen wie im Zimmer ihres Lieblingshotels und beim Yachtausflug.

Seit der Zusammenarbeit mit Martin entdecken die beiden auch in Clubs, Cafés und anderer Gastronomie, in Autos, öffentlichen Fahrzeugen und sogar in ihrer Zahnarztpraxis, dass sich hier jemand professionell um Farbharmonie, Raumgestaltung und Inneneinrichtung gekümmert hat. Meistens fällt es ihnen deswegen auf, weil die Räume eine gekonnte Behaglichkeit und ganzheitliche Symmetrie ausstrahlen – so wie in ihrem Zuhause.

- Artikel vom MTkuMDQuMjAxNg==

Das könnte Sie auch interessieren: