Kopfschmerzen © Photographee.eu / Fotolia.comWohnen & Design

Baubiologe? Viele Bauherren, denen diese Berufsbezeichnung zu Ohren kommt, runzeln die Stirn. Werden sie zudem gefragt, ob sie sich beim Bau ihres Eigenheims den Rat eines solchen Fachmanns für Schadstoffmessung eingeholt haben, lautet die Antwort größtenteils nein. Wie viele Leute man neben dem Architekten, dem Vermessungsingenieur, den Mitarbeitern der Baufirma und dem Inneneinrichter denn noch in die Planung einbeziehen solle, ist meist die Gegenfrage, die – mit oder ohne Verweis auf die zusätzlichen Kosten – als Begründung dient. Oft herrscht aber auch das Vorurteil vor, dass Baubiologen Gefahrenquellen in Wohnung oder Haus allein mittels einer obskuren Hellsichtig- und Hellfühligkeit erspüren.

Dass dem nicht so ist, weiß zum Beispiel Sabine P. aus Kiel. Auf Frauenparadies.de wollen wir die Geschichte von Familie P. erzählen.

Wäre der Baubiologe nicht gewesen, hätten wir nie erfahren, was das Leiden unseres Sohnes ausgelöst hat und wären mit ihm weiterhin ergebnislos von Arzt zu Arzt getingelt

Plötzlich sind die Probleme da

Seit acht Jahren wohnen die 38-jährige und ihr Mann schon in ihrem Haus im Norden von Kiel, das sie nur ein paar Monate vor der Geburt von Sönke, dem ersten gemeinsamen Sohn, bezogen. Bei der Erstausstattung für ihr Baby habe sie damals auf alles achten wollen, so P. „Von der atmungsaktiven, hautverträglichen Ökowindel bis hin zum Body aus Bio-Baumwolle, den ich dann trotzdem noch drei Mal gewaschen habe – ich habe mir um alles und jedes Gedanken und Sorgen gemacht. Eine überfürsorgliche Erstmutter eben“, sagt sie.

Sönke leidet unter starken Kopfschmerzen

Bei ihrem zweiten, heute dreijährigen Sohn sei sie längst nicht so zimperlich gewesen. „Als es Sönke vor eineinhalb Jahren schlagartig schlecht ging, habe ich mir manchmal gedacht, dass ich mit daran schuld bin, weil ich ihm durch eine sterile Umgebung die Möglichkeit genommen habe, starke Abwehrkräfte zu entwickeln.“ Sönke habe plötzlich dauernd starke Kopfschmerzen gehabt. „Sie müssen wirklich sehr stark gewesen sein“, betont Sabine P. „Als wir noch dachten, dass dies nur eine vorübergehende Phase ist, eine Reaktion auf einen Infekt vielleicht, konnten wir ihn schon durch nichts ablenken. Weder neue Spielsachen noch sein Lieblingsessen oder irgendeine Kindersendung konnten ihn aus dem Bett oder von seinem Lager auf dem Sofa locken.“

Eine psychische Störung als Auslöser?

Als klar wurde, dass die Kopfschmerzen nicht von einer Infektion herrührten, habe der Kinderarzt von Migräne gesprochen. Als sich bei ihrem seit seinem dritten Lebensjahr trockenen Jungen dann aber das Bettnässen eingestellt habe, seien der Kinderarzt und andere Ärzte von einer psychischen Störung ausgegangen und haben auch die Kopfschmerzen als körperliche Symptome von emotionalen Problemen betrachtet. „Dabei hatte Sönke doch ein stabiles Zuhause, ein liebevolles Verhältnis zu meinem Mann und mir und auch seinen Bruder hat er nicht als Rivalen betrachtet. Wir blieben ratlos und versuchten, das Problem mit noch mehr Zuneigung in den Griff zu bekommen. Doch es gab weiterhin schlechte und schlechtere Zeiten. Darunter haben wir alle gelitten.“

Wohngifte als mögliche Ursache von Beschwerden

Dann, so P., seien zwei Dinge zusammen gekommen. Erstens habe sich im letzten Urlaub das Phänomen der vorhergehenden Ferienreise wiederholt: Sönke schlief trocken durch und klagte nicht über Kopfschmerzen. Das haben die Eltern damals dem Umstand zugeschrieben, dass sie pausenlos für ihn da sein konnten. Zweitens habe sie ein Artikel in einer Zeitschrift aufhorchen lassen: „In einem Beitrag über Wohngifte stand, dass Schadstoffe in Wohnungen und Häusern bei den Bewohnern zu allen möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können. Da war von formaldehyd- oder isocyanatehaltigen Lacken und Leimen die Rede, die jahrelang aus Fußböden, Teppichen, Wänden und Möbeln ausgasen und Atembeschwerden, Asthma und Allergien auslösen. Auch von Pilzbefall aufgrund von Feuchteschäden haben wir gelesen und davon, dass Wände, Türen und Fenster zu dicht sein können und einen Luftaustausch verhindern. Es hieß, dass so ein Pillzbefall nicht nur zu Hautekzemen und häufigen Infektionen, sondern auch zu Kopfschmerzen und Depressionen führen kann.“, so Sabine P. weiter. „Ich war erschrocken, habe aber auch die Chance gesehen, endlich herauszufinden, weshalb mein Sohn so sehr leidet“.

Kinderarzt, Facharzt, Baubiologe

Gleich nach der Rückkehr aus dem Urlaub seien sie mit ihrem Sohn – diesmal aber nicht mit dem Gefühl, schon am Ende des Weges angekommen zu sein – wieder zum Kinderarzt gegangen und haben ihn gefragt, ob auch Schadstoffe in ihrem Haus als Ursache für seine Beschwerden in Frage kommen. „Der Kinderarzt hat uns einen auf Umweltgifte spezialisierten Mediziner empfohlen und der wiederum hat uns, weil er diese Möglichkeit in Betracht zog, an einen Baubiologen verwiesen.“

Was macht ein Baubiologe?

„Bei einem ersten Gespräch haben mein Mann und ich dem empfohlenen Experten für Baubiologie unseren Fall geschildert. Er hat uns geraten, die Messungen zunächst auf Sönkes Zimmer zu konzentrieren und erst im Bedarfsfall auszudehnen. Immerhin gab es seit dem Urlaub ja einen ersten Verdacht.“

Der Baubiologe sei dann mit mehreren großen Metallkoffern voller Messinstrumenten in ihr Haus gekommen. „Er hatte uns schon vorher darüber aufgeklärt, was er bei der Schlafplatzuntersuchung alles analysieren werde. Die umliegenden Gebäudeteile, das Material und die Oberflächen sämtlicher Einrichtungsgegenstände und besonders des Bettes und der Matratze, die Heizung, die Elektrik, das Raumklima – alles hat er in seine Prüfung einbezogen, um elektrische und magnetische Felder, radioaktive Strahlungen und sonstige Schadstoffquellen ausfindig zu machen.“

Das Ergebnis habe Familie P. nicht sofort erhalten. Vielmehr sei ihnen einige Tage später ein Bericht mit Zeichnungen, Grafiken und Messergebnissen zugegangen. Dieser wurde ihnen in einer abschließenden Beratung dann ebenso erklärt wie eine Auflistung von Handlungsempfehlungen.

„Das, was uns an Verbesserungsvorschlägen unterbreitet wurde, schien uns viel zu einfach, um wirksam sein zu können. Wir sollten Sönkes Bett umstellen, weil in der Wand, an der das Kopfende bis dato stand, die Schaltzentrale unseres „intelligenten“ Hauses liegt. Und wir sollten einen Schurwollteppich entsorgen, der mit einem synthetischen Insektizid verseucht war. Der Schadstoff könnte nämlich in Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld der Haussteuerung stehen“, berichtet Sabine P. und scheint immer noch erstaunt über die Einfachheit der empfohlenen Maßnahmen. Als Sönkes Beschwerden schlagartig verschwanden, haben sie und ihr Mann keine Zweifel mehr gehabt. Dass die Probleme ihres Sohnes erst im Alter von sechseinhalb Jahren auftraten, habe den Baubiologen im Übrigen nicht gewundert. „Oft zeigen sich wohl erst nach fünf oder mehr Jahren fortwährenden Kontakts mit Schadstoffen erste Auswirkungen.“

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Wenn Sabine P. sich ausmale, was passiert wäre, wenn sie den Artikel in der Zeitschrift nicht gelesen und sich zu keiner baubiologischen Untersuchung entschlossen hätten, würde ihr ganz anders. Immerhin könne man Elektrosmog ja weder sehen, noch hören, schmecken, fühlen oder riechen. „Wie wären nie und nimmer auf den Gedanken gekommen, dass sich die Probleme unseres Sohnes mit einem Umstellen des Bettes lösen lassen und man zusätzlich eine Abschirmplatte installieren kann, um die Strahlungen aus der Wand zu verringern. Und was wäre geworden, wenn Sönke bei Klassenkameraden oder auf einer Klassenfahrt hätte übernachten wollen? Er hätte sich noch mehr geschämt als vor uns, wenn er in einem nassen Bett aufgewacht wäre oder jemand seine Windel gesehen hätte. Wahrscheinlich wäre das dann der Auslöser einer psychischen Störung gewesen.“ Weil sie nie wieder erst durch Symptome auf ein Problem aufmerksam werden wollten, haben sie und ihr Mann das Zimmer ihres kleinen Sohnes, das an Sönkes Zimmer grenzt, auch auf mögliche Gefahrenquellen hin untersuchen lassen.

Wie findet man den richtigen Baubiologen?

Die Geschichte von Familie P. ist kein Einzelfall. Kann aber ein Baubiologe wirklich helfen und welcher ist der Richtige? Es schadet jedenfalls nicht, einen Baubiologen zu konsultieren. Bereits im Alltag spricht vieles dafür, zu schadstoffreien Dingen zu greifen – angefangen bei Bio-Kleidung bis hin zu Möbeln aus ökologischen Materialien oder gesundem Essen. Viele Menschen bemühen sich beispielsweise auch um einen Garten, um eigenes Gemüse und Obst anbauen zu können.

Die gleiche Aufmerksamkeit verdienen auch die eigenen vier Wände; und zwar nicht erst dann, wenn ähnliche Erfahrungen wie die von Famlie P. gemacht werden. Es kann sich lohnen, einen baubiologischen Messtechniker hinzuzuziehen, der helfen kann, Innenraumrisiken vorzubeugen beziehungsweise Schadstoffe zu erkennen und zu beseitigen.

Einen qualifizierten Baubiologen zu finden, ist nicht einfach. Wichtig ist zum Beispiel, dass ein Anbieter:

  • eine einschlägige Weiterbildung zum Baubiologen vorweisen kann,
  • ein breites Leistungsspektrum anbietet,
  • spezielle Messgeräte und Messtechniken anwendet,
  • für eine Schadstoffbeseitigung die richtigen Baustoffe empfehlen kann,
  • aussagekräftige Referenzen besitzt und
  • auf die speziellen Probleme und Bedürfnisse der Kunden eingeht.

Unsere Liste ausgewählter Baubiologen:

Wie viel können die Leistungen eines Baubiologen kosten?

Die Kosten für eine baubiologische Analyse variieren von Anbieter zu Anbieter ebenso wie die angebotenen Leistungen und können sich bisweilen stark unterscheiden. Man kann zwischen 50 und 70 Euro für eine erste Beratungsstunde und zwischen 100 und 300 Euro für verschiedene Dienste pro Zimmer zahlen. Über eine private Zusatzversicherung können die Kosten für eine baubiologische Untersuchung mitunter jedoch abgesetzt werden.

„Insgesamt“, lässt uns Sabine P. noch wissen, „erschienen uns die Preise angesichts der möglichen Genesung Sönkes aber gering. Von unserem Baubiologen haben wir außerdem noch nützliche Tipps zum richtigen Lüften oder zu einem Staubsauger bekommen, der möglicherweise gefährliche Mikropartikel nicht im ganzen Haus verteilt, sondern festhält. Aber auch ohne das wären wir mit unserer Entscheidung, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, zufrieden gewesen.“

Wir wünschen Sabine P. und ihrer Familie alles Gute für ihr Leben in einem gesünderen Haus.

- Artikel vom MjEuMDcuMjAxNg==

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