Eisberg voraus! Urlaub in den Polarregionen © Magdalena Pawłowska / freeimages.comUrlaub

Die Polarregionen der Arktis und Antarktis, die nördlichsten und südlichsten Reiseziele des Globus‘, können es dank ihrer Schönheit und Ausgefallenheit wohl mit jedem anderen Urlaubsort der Erde aufnehmen. Nirgendwo sonst wirkt das Meer wie ein zwischen türkis- und dunkelblau changierender Samt-Teppich, auf dem lupenreine, schneeweiße und blaue Kristalle mit scharfen Kanten und funkelnden Facetten präsentiert werden. Und nirgendwo sonst ist die Luft so klar, das Licht und die Farben so intensiv und die Landschaft so abweisend und anziehend zugleich wie in der Heimat des (ewigen) Eises, die zugleich der Lebensraum einer einmaligen Tier- und Pflanzenwelt ist. Inzwischen kann jedem Menschen gelingen, was vor zweihundert Jahren nur wenigen Waghalsigen auf abenteuerlichen Expeditionen vorbehalten war: die Faszination dieser atemberaubenden Weltgegenden auf einer Polarreise selbst zu erleben.

Arktis und Antarktis – zwei Extreme im Vergleich

Die Gebiete um den Nord- sind ebenso wie die Gebiete um den Südpol von extremen klimatischen Verhältnissen geprägt. Abseits der von Eis, Schnee und Kälte beherrschten Gemeinsamkeiten gibt es jedoch auch viele Aspekte, in denen sich die Polargebiete unterscheiden und die sich nicht bloß darauf beschränken, dass eine Region auf der Nord- und die andere auf der Südhalbkugel der Erde zu finden ist.

Geographie – kalte Eckdaten

Während die Arktis im Wesentlichen als ein von Kontinenten beziehungsweise von Landmassen und Inseln umgebenes Meer, das Nordpolarmeer, definiert werden kann, handelt es sich bei der Antarktis – geradezu in Umkehrung der Gegebenheiten – um den Kontinent Antarktika, der von den Wassern des Südpolarmeeres eingeschlossen wird und in seiner Ausdehnung größer als Australien oder Europa ist. Das Südpolarmeer, das die Festlandmassen als Ringozean (antarktischer Ozean oder Antarktik) umgibt und die unter Wasser liegenden Ränder Südamerikas von den Rändern Antarktikas trennt, wird zur Antarktis gezählt. Zur Arktis wiederum gehören – klimatisch gesehen – alle an das Nordpolarmeer angrenzenden, nördlich der sogenannten 10 Grad Juli-Isotherme gelegenen Gebiete (Gebiete, in denen die durchschnittliche Temperatur im Juli mehrjährig unter 10 Grad Celsius liegt). Das betrifft die Inseln Grönland und Spitzbergen sowie die nördlichen Teile Nordamerikas (Alaska, Kanada), Europas (Island, Norwegen) und Asiens (Russland).

Eismassen – zwischen Ewigkeit und Einjährigkeit

Eisberg, umgeben von Wasser © unsplash.com/pexels.com

Eisberg, umgeben von Wasser © unsplash.com/pexels.com

Das arktische Eis, das auf dem Nordpolarmeer schwimmt, ist mehrjährig. Es bildet eine mehrere (bis fünf) Meter dicke Eisdecke, deren Entstehung vor einer Million Jahren im Pleistozän begann. Im Nordwinter nimmt sie fast den ganzen arktischen Ozean ein. Die jahreszeitlichen Schwankungen, denen die Meereisausdehnung in der Arktis unterworfen ist, sind geringer als diejenigen der Antarktis. Die Ausdehnung des antarktischen Eises, das im Südwinter eine fünfmal größere Fläche einnimmt als im Südsommer, unterliegt sehr starken jahreszeitlichen Schwankungen. Daher ist das Eis hauptsächlich dem einjährigen Eis zuzuordnen. Rund 90 Prozent des Erdeises finden sich in der Antarktis. Auf dem antarktischen Kontinent kann das Eis, das bis zu 3.500 Meter hohe Gebirgszüge überzieht, sogar eine Dicke von bis zu 4,5 Kilometern erreichen.

Bevölkerung – Naturvölker und Forscher

Die Bevölkerung der Arktis verteilt sich auf rund 30 Völker. Dazu gehören neben den Inuit, den Ureinwohnern der Arktis, die die nördlichsten Gebiete Nordamerikas und Asiens bewohnen, die Völker Kanadas und Alaskas (Indianer), die Völker Skandinaviens und des europäischen Teils Russlands (Samen) und die Völker Nordsibiriens (Jakuten, Samojeden, Tschuktschen u.a.). Während die Arktis also besiedelt ist und in der nördlichen Polarregion heute insgesamt fast vier Millionen Menschen leben, besteht die „Bevölkerung“ der Antarktis im Südsommer aus etwa 4.000 und im Südwinter aus etwa 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in verschiedenen Forschungsstationen leben und arbeiten. Darüber hinaus ist der unwirtliche weiße Kontinent, der in Küstennähe zwar auch eisfreie Abschnitte besitzt, dessen Küsten aber dennoch weitgehend aus senkrechten Eisabbruchkanten bestehen, seit Urzeiten unbesiedelt, was nicht zuletzt der extremen Kälte geschuldet ist.

Tierwelt – von Eisbären oder Pinguinen

Buckelwal © unsplash.com/pexels.com

Buckelwal © unsplash.com/pexels.com

Der Artenreichtum an Tieren, die an Land leben, ist in der nördlichen Polarregion, in der neben den auf dem Eis lebenden Eisbären auch Moschusochsen, Rentiere, Polarwölfe, Polar- und Eisfüchse, Schneehasen, Schneehühner, Hermeline, Lemminge u. a. existieren, weitaus größer. In der Antarktis, in der es einige Meeressäuger wie Seelöwen oder Seeelefanten gelegentlich an Ufersäume zieht und in der sich das Leben an Land nur auf wenige eisfreie Küstenstreifen beschränkt, ist es besonders das Fehlen größerer Landtiere, das den Pinguinen, immerhin flugunfähigen Seevögeln, ein ungestörtes Dasein an Land erlaubt. Wale und andere Meeressäuger kommen dagegen in beiden Polarregionen vor; auch wenn einige Unterarten vermehrt in dem ein oder anderen Eisgewässer anzutreffen sind.

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Reiseziele in der Arktis und Antarktis

In der Arktis gibt es eine Vielzahl von entlegenen Orten und Regionen, die für ihre Besucher unvergessliche und spektakuläre Erlebnisse bereithalten. Dazu gehören unter anderem:

  • Kanadische Arktis

Die Gegend, in der derzeit der wandernde magnetische Nordpol liegt, hält als Höhepunkt unter anderem die westlich von Grönland gelegene Baffininsel (Baffin Island, die größte Insel Kanadas) bereit, an deren wilder Ostküste sich hohe Berge, tiefe Fjorde und gigantische Gletscher sowie eine Vielzahl der tierischen Bewohner der Arktis entdecken lassen. Auch L’Anse aux Meadows, die 1.000 Jahre alte Wikingerkolonie auf Neufundland, der Insel vor der Nordostküste Nordamerikas, lohnt einen Besuch, was ebenso für die zum Nationalpark erklärte Herschel Insel, das einstige Zentrum des Walfangs in der Beaufortsee, gilt.

  • Grönland

Abgesehen von der Inuit-Siedlung Qaqortoq, die an der Südspitze der größten Insel der Welt liegt, oder der im Südwesten angesiedelten Inselhauptstadt Nuuk, ist besonders die an der Westküste situierte Diskobucht mit ihren eindrucksvollen Eisbergen ein Highlight. Am Ostufer der Diskobucht findet sich zudem Ilulissat, von wo aus es sich zum Eisfjord wandern und den Jakobshavn-Gletscher, einen der sich am schnellsten bewegenden Gletscher der Welt, bestaunen lässt, der täglich 18 bis 20 Millionen Tonnen Eis ins Meer gebiert.

  • Spitzbergen

Die zu Norwegen gehörende Inselgruppe wartet mit Ny Alesund, dem nördlichsten Ort der Erde, auf, und besitzt unweit von Longyearbyen, der größten Ansiedlung des Eilands, einen eigenen Flughafen. Neben den Fjorden mit ihren Gletschern, darunter der im Nordwesten Spitzbergens befindliche Liefdefjord mit dem regelmäßig kalbenden Monaco Gletscher oder der im Südwesten gelegenen Hornsund-Fjord, sind vor allem die Tiere eine Attraktion, die es in diesen Eislandschaften zu entdecken gilt.

  • Russische Arktis

Im fernen Osten Russlands reihen sich auf 1.200 Kilometern Länge die Kurilen mit ihren zum Teil noch aktiven vulkanischen Inselgruppen aneinander, die von den Naturkräften des pazifischen Feuerrings zeugen und an deren grünen Hängen oder schwarzen Basaltküsten die verschiedensten Tierarten zu beobachten sind. Auch Kamtschatka, die Halbinsel im ostasiatischen Teil Russlands, garantiert mit 30 brodelnden und unzähligen erloschenen Vulkanen, eisigen Gletschern, tiefen Wäldern und kristallklaren Flüssen für atemberaubende Naturerlebnisse.

Die Reiseziele in der Antarktis konzentrieren sich – ebenso wie die Forschungsstationen – vor allem auf die antarktische Halbinsel, die aufgrund ihrer Nähe zu Südamerika gut von dortigen Häfen (vorwiegend Feuerland und Ushuaia, Argentinien) aus zu erreichen ist und dank ihrer flachen Küstenbereiche, vergletscherten Gebirge und vorgelagerten Inseln eine facettenreiche Landschaften bildet. Auch diese vorgelagerten Inseln, die südlichen Shetland-Inseln, Südgeorgien oder die Falklandinseln sind aufgrund ihrer dramatischen Gletscherszenerie und ihrer einzigartigen Tierwelt einen Besuch wert.

Reisearten – Flug- oder Schiffsreise

Auf welche Art die (An-)Reise in die arktischen und antarktischen Gebiete erfolgen kann, ist an das Reiseziel geknüpft. Während Longyearbyen auf Spitzbergen sowie Nuuk, Kangerlussuaq, Ilulissat und andere Orte auf Grönland per Flugzeug erreicht werden und Ausgangspunkte für Entdeckungsreisen mit Bus, Bahn oder Mietwagen sein können, sind bei vielen anderen Zielen Schiffe die Transportmittel der Wahl. Vom atomreaktorgetriebenen Eisbrecher, der sich seinen Weg durch den arktischen Ozean zum Nordpol bahnt und über 100 Passagiere fasst, über kleine Expeditionsschiffe, die bisweilen nur zwölf, mitunter aber auch bis zu 100 Reisegäste an Bord nehmen, bis hin zu größeren Kreuzfahrtschiffen für 175 Polar-Kreuzfahrer und mehr gibt es diverse Angebote.

Antarktischer Eisberg vom Expeditionsschiff aus gesehen © Lewis Yeager / freeimages.com

Antarktischer Eisberg vom Expeditionsschiff aus gesehen © Lewis Yeager / freeimages.com

Ebenso mannigfaltig wie die Art der Reise und die Reiseziele sind – besonders in der Arktis – auch die Routen, auf denen die Ziele miteinander kombiniert werden können. Beispielsweise lassen sich auf einer Kreuzfahrt von Nome (Alaska) nach Kangerlussuaq (Grönland) eine Fahrt durch die Nordwestpassage, ein Besuch der kanadischen Arktis und die Anlandung in Grönland miteinander verknüpfen oder stehen nach dem Start in Otaru (Japan) die Kurilen, Kamtschatka, der Besuch der Aleuten, der Vulkaninseln Alaskas, und die Fahrt durch die Beringstraße auf dem Programm, bevor der Zielhafen in Nome erreicht ist.

Bei einer Reise in diese außergewöhnlichen Weltgegenden muss stets auf die Gegebenheiten vor Ort reagiert und im Zweifel immer wieder neu über das Tagesprogramm entschieden werden. Daher ist bei der Wahl der Reiseveranstalter besonders auf deren Erfahrung in der Schiffs- und Reiseleitung zu achten, während neben den Experten auch entsprechend ausgerüstete Schiffe am Start sein sollten.

Die beste Zeit für Reisen in die Polarregionen

Das Zeitfenster für einen Besuch der Polarregionen stellt zumeist der Polarsommer dar. Der arktische Sommer oder Nordsommer währt von Mitte Juni bis September, während sich der antarktische Sommer oder Südsommer von Mitte November bis März erstreckt.

Innerhalb dieser Zeitspannen hängt die Wahl des Reisemonats sehr stark von den Erlebnissen ab, die sich Reisende erhoffen. Anders als in der Antarktis, in der die Reisezeit auf den Südsommer beschränkt ist, kann in die Arktis aus diesem Grund auch eine Verschiebung der Reisezeit in sommernahe Monate oder gar in den Winter erfolgen.

Erlebniswelten – Tierbeobachtungen, Aktivitäten und Co.

Wer auf seiner Reise in den Polarregionen Polarlichter sehen will, der sollte seinen Urlaub in und um Spitzbergen oder in den nördlichsten Gebieten Skandinaviens in den Nordwinter verlegen. In den Polarnächten ist das Nordlicht (aurora borealis) zuverlässiger zu beobachten. Das Südlicht (aurora australis), dessen zuverlässigeres Erscheinen in die südlichen Wintermonate (März bis September) fällt, lässt sich dagegen nicht einplanen.

Um in den Küstenregionen der Antarktis Pinguine zu beobachten, eignet sich im Grunde jeder der Südsommermonate. Während die Vögel im Frühsommer (November) zu ihren Kolonien zurückkehren und mit dem Bau ihrer Nester beginnen, sind im Hochsommer (Dezember bis Januar) die ersten schlüpfenden Pinguinküken zu sehen und lässt sich im Spätsommer (Februar bis März) beobachten, wie diese flügge werden, ihren Flaum verlieren und den Sprung ins Meer wagen.

Pinguin-Baby © pixabay.com/pexels.com

Pinguin-Baby © pixabay.com/pexels.com

Die Chance, Wale zu beobachten, ist in der Antarktis von Februar bis März am größten. Ebenso sind zu dieser Zeit auch jagende Seeleoparden und Orcas anzutreffen, die es vor allem auf die jungen Pinguine abgesehen haben. In der Arktis, zum Beispiel in Nordnorwegen, sind September und Oktober Monate, in denen Wale gesichtet werden können, während sich die großen Meeressäuger rund um Alaska besonders von Juni bis August blicken lassen.

Für das Erlebnis Polartauchen, das freilich nicht für Anfänger, sondern nur für kundige Taucher mit Erfahrungen in kaltem Wasser geeignet ist, bieten sich die jeweiligen Sommermonate in Arktis und Antarktis an. Andere Aktivitäten, die abhängig vom Eis und den Wetterbedingungen sowie abhängig vom Veranstalter der Kreuzfahrten oder Expeditionskreuzfahrten unternommen werden können, sind Eisbaden, Schlauchboottouren, Kajakfahrten, Huskytouren (Arktis) oder Schneeschuhwanderungen.

Ökologischer Tourismus

Da die Polarregionen Schlüsselgebiete für das Klima der Erde sind und ihr Schutz zwingend notwendig ist, ist ein stark reglementierter Tourismus unumgänglich. Besonders für die Antarktis schreiben daher verschiedene Übereinkommen wie der Antarktisvertrag von 1961 oder das Umweltschutzprotokoll von 1991 genaue Bestimmungen und Grenzen für den Fremdenverkehr fest, wodurch beispielsweise die Besucherzahl einzelner Anlandeplätze und die Aufenthaltsdauer an Land beschränkt sind. Freilich sind auch alle Arktis- und Antarktistouristen dazu aufgerufen, die eisige Wunderwelt zu respektieren und die Notwendigkeit ihres Schutzes als Botschafter in die Welt zu tragen.

- Artikel vom MTMuMDIuMjAxNw==

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