
Abnehmen, Diät halten und als Vorbilder viel zu dünne Magermodels – eine Realität, die Feministinnen und Bodypositivity-Aktivistinnen wie Lena Dunham nicht mehr akzeptieren wollen. Die Schauspielerin und Regisseurin der Serie „Girls“ stellt sich schon seit Jahren (unter anderem in der genannten Serie) eindeutig auf die Seite der Frauen, die sich die Schönheit des eigenen Körpers – auch wenn sie keiner Idealvorstellung genügen – nicht absprechen lassen wollen. Auch Dunham selbst steht zu ihrer kurvigen Figur und präsentiert sie stolz auf einer ganzen Reihe von Hochglanz-Covern. Wenn bei den Titelbildern zu viel mit Photoshop gearbeitet wird, verteilt sie prompt ihre Kritik. Das mussten schon diverse Magazine erfahren, die in Dunhams Instagram-Posts für ihre übermäßige Retusche getadelt wurden. Ihre Missbilligung erfuhren zum Beispiel die spanische Zeitschrift „Tentaciones“ oder sogar die amerikanische „Vogue“.
Jetzt hat das Magazin „US Weekly“ den deutlich sichtbaren Gewichtsverlust der Feministin genutzt, um eine Liste mit angeblichen Promi-Diät-Tipps zu verfassen. „20 Diät Tipps“ verspricht das Cover. Dazu gibt es ein Foto von Dunham und den Bildtitel „Wie Lena sich motiviert“. Dunham reagierte mit einer eigenen Version dieser Liste, in der sie die tatsächlichen Gründe für ihren Gewichtsverlust nennt. Darin erklärt sie, dass sie schon seit einigen Wochen, genauer seit dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA, keinen Appetit mehr und quasi vor Schock mehrere Kilo abgenommen hat. Als weiteren Grund nennt sie nicht nur in dieser Liste gesundheitliche Probleme wie eine Angststörung, die aus dem immer erdrückenderen Schlankheitswahn resultiert. Außerdem wurde Dunham nach der Met Gala ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie an Endometriose leidet. Wie sehr der durch die Medien vermittelte Schönheitswahn unser Selbstbild und das Urteil über andere Frauen beeinflusst, haben wir bereits in unserem Artikel „Das Schönheitsideal der Medien – viel Potential zur Manipulation“ besprochen.
Dass Lena Dunham auf so ein Cover nur mit beißender Ironie und mit Ärger reagieren würde, hätte dem Magazin eigentlich klar sein müssen. „Ich will keine Komplimente dafür, denn es ist keine Leistung“, sagt sie über ihren Gewichtsverlust, und bringt es damit auf den Punkt: Abnehmen ist nicht immer gesund. In ihrem Fall ist es vielmehr Anzeichen von psychischem Stress und körperlichen Beschwerden, und kein lang ersehnter Diät-Erfolg. Wenn Magazine oder andere Medien die Fakten derart verdrehen, lässt dies einen völlig falschen Eindruck entstehen. Das eigentliche Problem findet dabei in keiner Weise Beachtung. Wer abnimmt, hat in den Augen (zu) vieler Menschen etwas richtiggemacht. Sie meinen, weniger Gewicht sei immer gut und Lena Dunham habe besonders geniale Diät-Tipps – so einfach ist das leider nicht.
20 „Diät-Tipps“ – Nachahmung nicht empfohlen!
- Angststörung
- Aus der Angststörung resultierende, dauerhafte Übelkeit
- Eine Präsidentenwahl, die das wahre Ausmaß des amerikanischen Frauenhasses zeigt
- Regelmäßige Träume (mit schweißgebadetem Erwachen) von einer dystopischen Zukunft
- Endometriose
- Grundlose, aber trotzdem grauenhafte Androhungen von Gewalt online und in Briefen
- Zusehen, wie Institutionen, die man liebt, von „Planned Parenthood“ bis „PBS“, von Schnurrbart zwirbelnden Cartoon-Bösewichten bedroht werden
- Schließlich realisieren, dass Superhelden nicht real sind (besonders X-Factor, ich dachte wirklich, die kriegen das hin)
- Demonstrieren ohne Ende
- Eine stille Wut, die das Bedürfnis nach Essen durch das Bedürfnis nach Rache ersetzt
- 19 Stunden am Tag schlafen
- Realisieren, dass selbst freie Medien nur auf Klicks aus sind
- Sich unablässig Sorgen machen über die Gesundheit und Sicherheit von Frauen, die man kennt, und Frauen, die man nicht kennt
- Erkennen, wer deine echten Freunde sind
- Von „Uber“ zu „Lyft“ wechseln müssen (Viele Kalorien wurden verbraucht beim Versuch, eine neue App zu verstehen, dann noch mehr bei dem Versuch zu verstehen, ob der Konflikt beigelegt wurde)
- Blasenkrämpfe, Häufigkeit und Dringlichkeit des Harndrangs
- Wenn deine Handynummer geleaked wurde und du brutale Bilder geschickt bekommst von irgendwelchen Typen mit Namen wie VERYFATCHUCKYBOY@creepz.com
- Den Rücken gegen den Wind biegen
- Ähm, wen zum Teufel interessiert es?
- Ich habe keine Tipps, ich gebe keine Tipps, ich will nicht auf diesem Cover sein, weil es allem komplett entgegensteht, wofür ich meine gesamte Karriere gekämpft habe und es ist kein Kompliment für mich, weil es keine Leistung ist. Danke.