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Wie ist es als Mann Selbstverteidigungskurse für Frauen anzubieten? Was lernen die Teilnehmerinnen tatsächlich in diesen Seminaren? Marko Panayi, Inhaber der Selbstverteidigungsschule Aplha Bonn, bildete sich in Sportarten wie Kickboxen, Muay Thai (mehr dazu auf Admenture.de) und Capoeira bis hin zum Alpha System weiter. Er besitzt seit zehn Jahren eine Trainerlizenz und bietet seitdem Selbstverteidigungskurse für Frauen an. Wir von frauenparadies.de wollen wissen, was Teilnehmerinnen bei ihm lernen und wie sie das Gelernte anwenden können.
Das Motto Ihres Selbstverteidigungsstudios lautet „Den Schwächeren stärker machen“. Wie sind Sie auf diesen Leitspruch gekommen?
MARKO PANAYI: Ich war früher Feldjäger bei der Bundeswehr und konnte jeden Abend während meiner Schicht in Nürnberg eine junge Frau in einem Wohnhaus dabei beobachten, wie sie ein Fenster öffnete. Sie war damals zwischen 19 und 23 Jahre alt, mal hatte sie ein blaues Auge, mal Nasenbluten. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sie Opfer häuslicher Gewalt war. Ich dachte mir zu diesem Zeitpunkt, dass sie sich gegen diese Übergriffe wehren könnte und müsste – sie hat die Kraft, nur muss ihr das jemand begreiflich machen. Ich habe dann meinen Trainerschein vor 10 Jahren gemacht. Von da an hat sich die Idee manifestiert, dass es darum geht, „den Schwächeren stärker zu machen“. Mein Ziel war es speziell Frauen Kurse zur Selbstverteidigung anzubieten.
Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert, dass Sie Frauen-Selbstverteidigungskurse anbieten?
MARKO PANAYI: Am Anfang wurde ich belächelt. Vor 10 Jahren haben mich „Trainer-Kollegen“ als Weichei bezeichnet. Man kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber Trainer messen sich untereinander ständig und die meisten von ihnen wollen die starken Jungs stärker machen. Diese Überzeugung teile ich bis heute einfach nicht.
Was bringen Sie den Frauen in Ihren Kursen bei?
MARKO PANAYI: Um das zu beantworten, muss ich kurz ausholen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Frauen häufig mit Charme und einem Lächeln „durchkommen“. Viele von ihnen sind der Meinung, dass sie in gefährlichen Situation sich wehren und den Täter in die Flucht schlagen können. Aber das stimmt nicht. Ich muss ihnen beibringen, dass ein Mann beispielsweise nicht gleich umfällt, wenn die Frau ihn einmal mit der Faust schlägt. Sie benötigt ein Trommelfeuer an Schlägen oder die richtige Technik. Frauen haben eine durchschnittliche Schlagkraft von 120 kg, aber sie sind sich dieser Schlagkraft gar nicht bewusst, das heißt, im Falle eines Schlages, schöpfen sie nicht ihre volle Kraft aus. Um allerdings einen erfolgreichen Schlag auszuführen, braucht es den Willen, die richtige Technik und das Wissen um die eigene Kraft. Schlanke Kampfsportler bedienen sich beispielsweise auch einer guten Technik, um den anderen „umzuhauen“. Frauen sind keine kleinen Mäuschen, die können richtig zuhauen – das möchte ich ihnen beibringen und das trainieren wir aktiv.
Inhalte der Seminare im Überblick
- Rechtliche Aspekte
- Präventives Verhalten
- Gefahrenerkennung
- Angstkontrolle: Angst muss nicht negativ sein. Angst schützt und „macht“ uns einsatzfähig. Sie lernen mit der Angst umzugehen und diese postitiv zu bewerten
- Allgemeine Selbstverteidigungstechniken
- Verteidigung gegen stehende Angreifer
- Konter gegen Würgeangriffe
- Falltechniken
- Positionierung
- Angrifftechnik
- Einsatz von Alltegsgegenständen (ZEitung, Kugelschreiber, Regenschirm, etc.)
Wie läuft ein Kurs bei Ihnen ab?
MARKO PANAYI: Die erste Aufgabe ist, die Tätersicht zu verstehen. Wenn ich weiß, wie ein Messer funktioniert, kann ich es auch abwehren. So ist es auch mit dem Täter. Ein potenzielles Opfer muss den Täter verstehen, um ihn abwehren zu können. In der Regel läuft es so ab, dass der Täter sich ein Opfer aussucht und innerlich für sich abklärt: „Ist sie (wir nehmen jetzt an, dass es sich um eine Frau handelt) attraktiv für mich?“. Ist das Opfer gefunden, überlegt er im nächsten Schritt, wie und ob er flüchten kann, aber auch, ob und wie sie flüchten kann. Hat er einen Plan, fragt er sich, wie er unauffällig an sie herankommt und welche Ecke beispielsweise für die Tat in Frage kommt.
Steht sein Plan, kommt es zur Entscheidung – „Ich mache es“. Von da an wird der Täter während des Überfalls und der Tat sein Vorhaben nicht mehr in Frage stellen. Die Entscheidung ist getroffen, er wird es durchziehen, auch wenn das Opfer sich wehrt. Der Täter weiß, dass er von seinem Vorhaben nicht abrücken wird, weil er sich entschieden hat. Der Vollzug ist der nächste Schritt, es kommt zur „Action, “ wie wir es bei uns nennen und die Tat wird ausgeführt. Das versuche ich den Frauen in erster Linie beizubringen, damit sie eine Vorstellung davon haben, was beim Täter innerlich für Prozesse ablaufen. Im Kurs spielen wir Schritt für Schritt unterschiedliche Gefahrensituationen durch und trainieren entsprechende Abwehrtechniken.
Wie kann eine Frau die Tat verhindern, wenn der Täter entschlossen vorgeht? Oder: Wie kann sie sich am besten verhalten? Was geben Sie den Frauen mit in Ihren Seminaren?
MARKO PANAYI: Ich trainiere mit den Frauen in meinen Kursen, dass sie sich mit einfachen, aber hocheffektiven Mitteln helfen können: Was kann ich zur Waffe machen? Gibt es Fluchtmöglichkeiten? Wo habe ich mein Auto geparkt – kann mir da jemand auflauern? Frauen sollen sich in der Diskothek zum Beispiel „orientieren“ und ihren Instinkt sensibilisieren: Möchte ich hier bleiben? Was sind das für Personen dort? Sie sollen sich einen Gesamtüberblick verschaffen. Frauen wie Männer gehen ja meistens abends in einen Club, um jemanden kennenzulernen. Wenn einer Frau beispielsweise ein Mann zu aufdringlich wird, soll sie nicht lange zögern und sich direkt überlegen: Nehme ich den Stuhl, die Flasche oder etwas aus meiner Tasche, um mich zu wehren, sollte es mir zu gefährlich werden? Halte ich den Türsteher auf und bitte ihn um Hilfe? Wenn Sie denken, das sei alles übertrieben, kann ich nur aus meiner Erfahrung sprechen und weitergeben, dass 90 Prozent der Teilnehmerinnen nicht wissen, wie man aktiv Hilfe holt. Dabei reicht die präventive Maßnahme wie dem Türsteher folgendes zu schildern, aus: „Der Typ belästigt mich, kannst du ihn kurz für 10 Minuten aufhalten, weil ich jetzt nach Hause gehe und nicht möchte, dass er mir nachsteigt.“
Was ist, wenn man in einer solchen Stresssituation eine Art Blackout hat und nicht weiter weiß?
MARKO PANAYI: Flüchten. Fliehen kann jeder, das muss niemandem beigebracht werden. Eine gute mentale und praktische Vorbereitung (wie ich sie in meinen Seminaren trainiere) hat gezeigt, dass mögliche Opfer vor einem Blackout bewahrt werden können. Trauen die potenziellen Opfer sich nämlich zu, selbst die „Action“ auszuführen, können sie den Täter von seiner Tat abbringen. Das richtige Verhalten in Stresssituationen lernen die Teilnehmer in relativ kurzer Zeit: Um eine Blackout-Situation zu vermeiden, werden standardisierte Verhaltensformen praktisch trainiert. Das bedeutet, dass wir ständig Techniken und Schlagabläufe wiederholen, sodass am Ende ein instinktives und intuitives Verteidigen stattfinden kann.
Für viele Frauen ist es meist ein Wachrütteln, ein Schärfen der Sinne. Denn anfangs gehen viele Frauen in den Seminaren davon aus, dass ein Schlag zwischen die Beine des Mannes ausreicht, um ihm von seinem Vorhaben abzubringen, aber das stimmt nicht. Zu denken, dass 30 Jahre ohne Übergriff heißt, dass die nächsten 30 Jahre ebenfalls nichts passieren wird, ist falsch. Frauen sind Männern eigentlich in vielen Bereichen überlegen, nur nicht im Körperlichen. Das versuche ich ihnen beizubringen und sie so zu stärken, dass sie in solchen Stresssituationen um ihre Stärke und Kraft wissen.
Können Sie uns kurz ein anschauliches Beispiel geben, wie Frauen sich beispielsweise aus einer prekären Situation befreien können?
MARKO PANAYI: Frauen werden häufig am Arm gepackt. In meinen Seminaren lernen sie, wie sie sich am besten wehren können. Ein erfolgreiches Mittel der Wahl ist, mit dem freien Arm auf den Kehlkopf zu hauen und das Gegenüber richtig zu „vermöbeln“. Viele Frauen denken, dass ihnen die Kraft dazu fehlt. Aber der Kehlkopf ist eine sehr empfindliche Stelle, da reicht beispielsweise eine Schlagkraft von 5 kg aus. Wenn man mit einer Schlagkraft von 80 kg auf den Kehlkopf schlägt, muss man ohnehin aufpassen, denjenigen nicht gleich umzubringen. Es geht in meinen Seminaren primär darum, Reflextechniken zu trainieren: Hebt der Mann beispielsweise den Arm, sollte die Frau sich nicht nur wehrlos wegducken, sondern zum Gegenangriff übergehen. Dadurch signalisiert sie dem Täter eindeutig, dass sie sich nicht in die Opferrolle drängen lässt. Bei meinen Reflextechniken geht es darum, in so einer Situation sofort auf den besagten Kehlkopf zu schlagen, um sich erfolgreich zu verteidigen.
Es gibt drei „Klassiker“, die Frauen oft bei Übergriffen passieren. Sie werden:
- Festgehalten
- Gewürgt
- Gegen die Wand gedrückt
In meinen Kursen werden Techniken wie die Reflextechnik den Kehlkopf zu treffen, ständig trainiert und bis zu 100 Mal wiederholt. So lange, bis der Reflex „im Blindflug“ klappt. Viele Frauen denken oft, dass sie die Technik nach ein paar Übungsschlägen schon beherrschen. Dem ist aber nicht so, es muss wirklich lange trainiert werden.
>>>Lesetipp: Tricks und Tipps zur Selbstverteidigung
Was begeistert Sie nach 10 Jahren noch so sehr an Ihrem Job?
MARKO PANAYI: Ich möchte den Frauen was mitgeben, dass ihnen wirklich langfristig hilft. Das sind 20 Prozent Selbstbehauptung (mental) und 80 Prozent Selbstverteidigung (körperlich). Ich möchte, dass sie alleine dazu fähig sind, einen Täter in die Flucht zu schlagen und sich unbeschadet aus der Opferrolle befreien zu können. Meine Kurse für Frauen machen mental und gleichzeitig auch körperlich stark. Die Resonanz einer Frau fiel beispielsweise so aus: „Mein Mann erkennt mich nicht wieder“. Ich bringe den Frauen Selbstverteidigungstechniken bei, genauer gesagt, militärische Nahkampftechniken. Das unterscheidet sich wesentlich vom Kampfsport, da man in diesem Fall nicht um Punkte kämpft, sondern ums Überleben.
Wie sind die Resonanzen nach Ihren Trainingsstunden?
MARKO PANAYI: Die Frauen gehen nach Hause und sind glücklich, sich endlich zur Wehr setzen zu können. Ich locke sie aus der Reserve und möchte erreichen, dass sie reagieren, wenn sie beispielsweise beschimpft, angemacht oder angefasst werden. Frauen ziehen sich häufig in ein „Schneckenhaus“ zurück und haben Angst – das ist eine natürliche Reaktion. Bei mir lernen sie, wie sie sich aus dieser passiven Haltung befreien und aktiv werden.
Ich habe kürzlich an einem Selbstverteidigungs Seminar bei Alpha Bonn teilgenommen und bin begeistert. Im Kurs waren alle Altersklassen vertreten, vom Teenager bis zur Großmutter. Die einzelnen Techniken wurden klar und nachvollziehbar vermittelt und auch der Blick auf mögliche Gefahrensituationen wurde geschult. Ebenso habe ich wertvolle Tipps zum Umgang mit Pfefferspray gelernt. Die Teilnahme am Seminar hat nicht nur viel Spaß gemacht, sondern auch mein Selbstbewusstsein definitiv gestärkt.
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Mehr erfahren: Wer ist Marko Panayi und was ist das Alpha System?
Vor 25 Jahren begann ich mich mit dem Thema Kampfsport auseinanderzusetzen. In meinem vierjährigen Bundeswehrdienst als Militärpolizist sah ich bei meinen Fahndungen immer dasselbe Schauspiel: Eine unterdrückte Frau, die Angst vor ihrem Mann hat. Diese immerwährende Gewalt gegen Frauen bewog mich dazu, nicht den Starken zu unterrichten, sondern den vermeintlich Schwächeren stark zu machen.
Ich bildete mich in verschiedenen Kampfsportarten wie Kickboxen, Muay Thai und Capoeira bis hin zum Alpha System weiter. Für letzteres erwarb ich meine Trainerlizenz. Vor etwa 10 Jahren eröffnete ich meine Selbstverteidigungsschule in Bonn, die ich mit großem Erfolg leite. Aufgrund der großen Nachfrage, habe ich mich auf Seminare spezialisiert, die sich extra an Selbstverteidigung für Frauen richten. Mein Angebot umfasst „Sicherer Karnevalsbesuch“, „Kinderferienkurse und Kindermobbing“, „Verteidigen mit Alltagsgegenständen“, „Angstmanagement“ sowie „Selbstbehauptung“ und vieles mehr! Ich leite Seminare auch für Firmen und Airlines.
Das Alpha System erlaubt es, sehr schnell Techniken zur Verteidigung zu erlernen und diese auch zu verinnerlichen. Ich arbeite mit einigen Psychologen zusammen, regelmäßig nehmen auch deren Klienten an meinen Kursen teil. Mit großer Freude sehe ich nach jedem Seminar oder Privatkurs, wie sich meine Teilnehmer positiv verändert haben!
Weitere Informationen unter www.alpha-bonn.de
Zum Schluss, ein Muss
Herr Panayi ist der erste Anbieter von „Bildungsurlaub“. Das sind 5 Tage, die sich lohnen und es in sich haben: „Aus der Maus wird eine Hyäne“ lautet das vielversprechende Motto. Das nächste Seminar findet vom 08.01. bis 12.01.2018 in Raunheim / Mainz und vom 19.02. bis 23.02.2018 in Mannheim statt und wird darüber hinaus sechs Mal deutschlandweit angeboten.
Die Seminare sind „offene“ Kurse, lassen sich also über den Bildungsurlaub buchen oder in der Freizeit ausüben. Abgesehen von den Frauenkursen sind alle Seminare für Sie und Ihn.
Alle Angebote:
- Bildungsurlaub
- Berufsbildende Maßnahme
- Privatunterricht
- Selbstverteidigung nur für Frauen
- Kinder-Jugendferien-Kurs
- Firmenseminare
- Teambuilding