Kinder und Smartphone © pixabay / pixabay.comFamilie / Medien & Kultur

Ist der Oster-, Weihnachts-, Geburtstags-, whatever-Wunsch Ihres Kindes, Ihrer Kinder ein mobiles Endgerät der Kategorie Smartphone? Ist die Antwort auf die Frage nach dem Grund des Begehrs, dass alle, aber auch wirklich alle Mitschüler, Freunde und Nachbarskinder schon lange mit einem eigenen Smartphone gesegnet sind? Ja? Für diese Wahrsagung brauchen wir keine Kristallkugel, kein Kartenlegen und keinen Blick über die Kinderschulter in den Spiegel Nerhegeb. Jedes zweite Kind hegt jenen Wunsch. Und wir müssen Ihnen unter Nutzung all unseres Wagemutes mitteilen: Der kleine Wünscher hat – beinahe – Recht.

Die Kinder-Medien-Studie 2018 besagt, dass schon

  • 17 % der 6-jährigen,
  • 33 % der 7-jährigen,
  • 41 % der 8-jährigen,
  • 50 % der 9-jährigen,
  • 73 % der 10-jährigen,
  • 82 % der 11-jährigen
  • 83 % der 12-jährigen und
  • 92 % der 13-jährigen Kinder

ein Handy oder Smartphone besitzen.

Aber muss der Umstand, dass das Kind angesichts der Statistik nahezu Recht hat, gleich bedeuten, dass es auch ein Anrecht und die Eltern eine Pflicht haben? Sicher nicht! Die Verpflichtung liebevoller Mütter und Väter ist es bloß, sich mit der Bitte auseinanderzusetzen. Es gilt, die Vorteile und Nachteile abzuwägen, auf das Alter und den Reifegrad des Sprösslings zu blicken und eine begründete Entscheidung zu treffen. Wir wollen wunschgeplagten Eltern helfen, indem wir unsere Gedanken und Argumente rund um das Thema „Smartphone für Kinder“ teilen.

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Ist Ihr Kind fit für ein Smartphone und bereit für den Sprung in die digitale Welt? © asderknaster / pixabay.com

Wann sind Kinder reif für ihr erstes eigenes Smartphone?

Tippen, Ziehen, Wischen, Zoomen – Analysen der Motorik beim Kleinkind haben gezeigt, dass uns Touchscreen-Gesten angeboren sind. Nicht verwunderlich also, dass schon eins, zwei, drei Jahre alte Minis, welche Mamas oder Papas Tablet oder Smartphone in die Fingerchen kriegen, ein Icon oder einen Link anklicken sowie Bilder und Texte mittels des Pinzettengriffs von Daumen und Zeigefinger verkleinern und vergrößern können. Die reine Bedienung des Smart Devices ist es also nicht, für die Fähigkeiten erst langsam entwickelt werden müssen. Vielmehr geht es um das richtige Einschätzen der Risiken und Gefahren, die mit einem Smartphone beziehungsweise mit den darüber eröffneten Inhalten und Funktionen verbundenen sind. Dafür bedarf es geistiger und emotionaler Reife.

Welche Kompetenzen brauchen Kinder für die Smartphone-Nutzung?

Folgende Punkte sollten kleine Smartphone-Anwärter angemessen beurteilen und bewältigen können:

  • Kostenentstehung: 

    In Sachen Prepaid und Handyvertrag mit und ohne Smartphone gibt es inzwischen viele, mitunter auch sehr günstige oder gar kindgerechte Tarife und Angebote. Es entstehen jedoch immer Kosten. Einmalig für das mobile Endgerät selbst. Wiederkehrend für das Aufladen der Guthabenkarte oder die monatliche Grundgebühr und für die Nutzung von Telefon, SMS, MMS und Internet. Kinder sollten verstanden und verinnerlicht haben, welche ihrer Aktionen wie viel Belastung des elterlichen Geldbeutels oder des eigenen Taschengeldes nach sich zieht.

    Außerdem sollten die Kleinen sensibel mit womöglich weitere Ausgaben verursachenden Apps, Games und Klingeltönen umgehen und die Sicherheitseinstellungen am Gerät kennen und vornehmen können, die helfen, Kosten zu vermeiden.

    Tipp: Wenn Kinder das Smartphone und die daraus entstehenden Kosten mitzahlen, lernen sie, noch besser auf das teure Stück zu achten und es sparsamer und verantwortungsvoller einzusetzen. Eine Kostenbeteiligung kann also eine sinnvolle Maßnahme sein. Ebenso empfehlenswert ist es, die jeweils entstandenen Gebühren mit dem Kind zu besprechen.

  • Daten- und Informationsweitergabe und Daten- und Informationsschutz: 

    Für Kinder, die ein Smartphone ihr Eigen nennen möchten, ist es unerlässlich zu wissen, wie sie das Gerät und die darin befindlichen Daten und Bilder zur eigenen Person und zu Familie und Freunden vor dem Zugriff von Unbefugten schützen. Passworte vergeben, sicher verwalten und ändern sollte daher zu den Skills gehören. Ebenso wie das Einrichten der Bildschirmsperre und das Erinnern von Entsperrcode oder Entsperrmuster sowie PIN-Nummer.

    Aber nicht nur das Smartphone, sondern auch das Kind sollte die richtige „Einstellung“ in Bezug auf Sicherheit haben. Will sagen: Das Kind muss achtsam mit persönlichen Daten umgehen. Es muss abschätzen können, welche Informationen und Fotos ins niemals vergessende Netz gelangen dürfen, was lieber nicht geteilt werden sollte und welche potenziellen Gefahren bei unvorsichtiger und unberechtigter Weitergabe lauern. Auch die Vorsicht bei Apps, die zu Werbe- oder anderen Zwecken auf das Adressbuch, die Kamera oder Positionsdaten zugreifen, gehört zur verlangten Kompetenz im Umgang mit Daten.

  • Eigenes Verhalten und Verhalten anderer: 

    Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst. Diesen für das tägliche Miteinander geltenden ethischen Grundsatz sollte ein Kind mit Smartphone-Ambitionen auch und gerade im Netz anwenden können und alles vermeiden, was einen anderen verletzt. Das Kind sollte sich jedoch nicht nur selbst fair und korrekt verhalten. Es sollte auch richtig auf das mögliche Fehlverhalten anderer reagieren können und sich Eltern, Lehrern oder anderen Aufsichtspersonen anvertrauen, wenn sich gegen das Kind selbst richtende Lästereien und Gerüchte häufen, wenn es verstörende Nachrichten und Inhalte erhält oder fehlerhaftes Verhalten gegenüber Dritten beobachtet.

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    Kinder müssen ihr Smartphone nicht immer und überall nutzen. Klare Regeln helfen. © Viktoria Alipatova / pexels.com

    Wann darf das Smartphone benutzt werden und wann sollte es besser in der Tasche verschwinden oder im Kinderzimmer bleiben? Kinder, die sich ein eigenes cleveres Telefon wünschen, müssen in der Lage und willens sein, die Regeln zu dessen Gebrauch einzuhalten. Wenn die Schule das Smartphone nicht nur während der Unterrichtsstunden, sondern generell – auch in den Pausen – untersagt, ist dies strikt zu befolgen. Gleiches gilt für Regeln, die die Eltern aufstellen und die den Sprössling zum Handy-Verzicht bei den Mahlzeiten, bei gemeinsamen Ausflügen, bei Familienfeiern und dergleichen mehr anhalten. Auch sollten Kinder bereit sein, die Lautstärke von Telefonaten, Nachrichten, Spielen und Musik in öffentlichen Verkehrsmitteln, zu bestimmten Uhrzeiten und so weiter herunter zu regeln beziehungsweise ihr Verhalten an die Umgebung anzupassen.

Was ist das empfohlene Mindestalter für die Smartphone-Nutzung?

Gemeinhin wird, wenn Medienpädagogen und andere Kenner der Materie sich auf eine Zahl für das empfohlene Mindestalter in Sachen Smartphone-Nutzung bei Kindern festlegen sollen, von elf oder zwölf Jahren gesprochen. In dieser Altersstufe seien Kinder unter anderem schon imstande, die Gefahren des Internets einzuschätzen und sich davor zu wappnen. Letztendlich wissen Sie, die Eltern, am besten, wie Sie den Entwicklungsstand Ihres Kindes zu bewerten haben.

Ist Ihre Tochter, Ihr Sohn bereit für den kostenbewussten, sicheren und sachkundigen Umgang mit dem digitalen Endgerät? Anhand der „Ist mein Kind fit für ein eigenes Smartphone“-Checkliste von klicksafe.de können Sie testen, ob Ihr Nachwuchs den Smartphone-Führerschein bestehen würde.

Sollten Kinder von Smartphone und Co. ferngehalten werden?

Smartphones nutzen für die Datenübertagung hochfrequente elektromagnetische Felder. Studien, die belegen, dass sich diese Felder schädigend auf die Gesundheit der Kinder oder auch der Erwachsenen auswirken, existieren bislang nicht. Dennoch kann es – sollte die Entscheidung pro Smartphone getroffen worden sein – nicht schaden, auf strahlungsärmere Geräte und Sendestandards zu achten. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat wertvolle Tipps für die Nutzer von Smartphones und Tablets parat. Es sind jedoch nicht allein die möglichen gesundheitlichen Risiken für das Kind, die verantwortungsbewusste Eltern bewegen, dem Wunsch nach dem Smartphone nicht (sofort) stattzugeben. Besonders die denkbaren seelischen Schäden bereiten Sorgen. Immerhin finden sich gewaltverherrlichende, rechtsradikale und pornografische Bilder, Texte und Videos in den unergründlichen Weiten des WWW. Und zu diesen und weiteren verstörenden und gefährdenden Inhalten des Internets öffnet das Smartphone sämtliche Fenster beziehungsweise Tür und Tor. Daher wird nicht selten eine Altersbeschränkung für Smartphones, ein Zugang erst ab 14 Jahren, gefordert.

Andererseits: Womöglich vergeben und vereiteln wir Chancen, nicht nur für das eigene Kind, sondern auch darüber hinaus, wenn wir Smartphones, Computer und Co. verbieten beziehungsweise den Umgang damit erst am Übergang vom Kind zum Jugendlichen erlauben. Schließlich sollen unsere Kinder auch entsprechende Fähigkeiten rund um die Smart Devices – und damit meinen wir nicht die kinderleichte, in den Genen verankerte Bedienung – entwickeln. Sie sollen verstehen wollen und können, was die Smartphone-, Tablet- und Computerwelt im Innersten zusammenhält. Verstehen, wie Games, Computersprachen und smarte Technologie funktionieren und wie man die aus dem Internet schwappende Informationsflut kritisch bewältigt. Vor allem mit Wissen, Leidenschaft und Gestaltungskraft im Digitalen sind die Sprösslinge eines Tages fähig, in der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt ihren Platz zu finden oder gar einen entscheidenden Beitrag zum Vorankommen des Landes in Sachen Digitalisierung zu leisten.

Es scheint demnach weniger sinnvoll, Kinder von den Risiken und den Nebenwirkungen rund um das Smartphone und das Internet fernzuhalten. Der Nachwuchs sollte besser nicht unbedingt früh-, aber dennoch rechtzeitig in die Lage versetzt werden, damit sicher und kompetent umzugehen. Kompetenzen vermitteln, ist also das A und O. Und zwar sowohl was das Verständnis für die Technologie als auch was die Beurteilung von medialen Inhalten anbelangt. Freilich sind die Bildungseinrichtungen hier in der Pflicht, die jedem Schüler bis zum Jahr 2021 eine digitale Lernumgebung und Internetzugang zur Verfügung stellen sollen. Doch auch die Eltern müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Kinder können das Smartphone und seine Gefahren verstehen und beherrschen, wenn sie entsprechend reif und medienkompetent sind UND angeleitet und begleitet werden. Rechtzeitige Information und Schulung ist der Schlüssel, nicht das Fernhalten. Auch ein Kind, das der Zahl nach alt genug ist, kann nicht ohne Anleitung in die digitale Welt entlassen werden. Von heute auf morgen mit einem Smartphone umzugehen, wenn bislang nur bei Mama Video geschaut und bei und mit Papa gezockt wurde, ist kaum möglich.

Das gute Beispiel und sein Vorangehen

Die Sorge vieler Eltern ist es obendrein, dass der Nachwuchs, sobald ihm ein Smartphone gehört, nicht mehr oder viel zu selten mit geröteten Wangen, windgepeitschten Haaren und Abenteuergeschichten vom Gesundheit und Sozialkontakt fördernden Spielen draußen heimkehrt und stattdessen nur noch surft und daddelt. Auch das haben die Erziehungsberechtigten selbst in der Hand. Mama und Papa sollten Regeln zu Gelegenheiten und Dauer der Smartphone-Nutzung aufstellen. Wir erinnern uns: Wer nicht in der Lage ist, solche Regeln zu befolgen, sollte nicht im Besitz des Führerscheins fürs Smartphone sein. Zudem dürfen Eltern – jetzt kommt‘s – mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie Interesse und Begeisterung für andere Dinge vorleben und dem eigenen Smartphone keinen überdimensionierten Stellenwert im Alltag einräumen. Gar nicht so einfach und schon überhaupt gar nicht selbstverständlich. Schließlich müssen, müssen, müssen wir jederzeit die Uhrzeit wissen, nach dem aktuellen und künftigen Wetter schauen, den Weg finden und die neusten Nachrichten von Freunden und aus aller Welt lesen. Womöglich nutzen Sie im Augenblick selbst das Smartphone, um zu einer Entscheidung über den Wunsch Ihres Kindes nach einem cleveren Telefon zu gelangen?

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Nicht nur das Smartphone verdient unsere Aufmerksamkeit – auch unsere Kinder brauchen sie und sehnen sich danach. © rawpixel / pixabay.com

Sie sollten sich im Klaren darüber sein, dass ein möglicher ausufernder Handykonsum ihrerseits auch abschreckend auf den Sprössling wirken kann. Es gibt bereits Kitas, die Eltern ihre Handys verbieten und Kinder, die auf der Straße demonstrieren, weil sich Mama und Papa lieber mit ihrem Smartphone beschäftigen als mit ihnen. Was, wenn aus der Generation, die unsere (digitale) Zukunft gestalten wird, die Generation Smartphone-Verdrossenheit wird und ein Fernhalten der Kleinen von Computer und Co. nicht mehr nötig ist, weil eine Verweigerung stattfindet? Um den Kindern einen adäquaten Umgang mit dem Smartphone vorleben zu können, müssen sicher auch einige Eltern ihr Verhalten ändern. Diejenigen sollten sich unter Umständen die Frage stellen, ob dies auch ein Grund für das Zögern ist, dem Kind ein Smartphone zu erlauben.

Smartphone ja oder nein, und wenn ja, ab wann – Sie entscheiden. Wir hoffen jedoch, wir konnten Ihnen einige Denkanstöße und Lösungsansätze mit auf den Weg geben. Und all jenen, die ihrem Kind mal wieder eine schöne Abwechslung bieten möchten, empfehlen wir unseren Beitrag „Kinderwerkstatt: Von Bastelnachmittagen bis zu Kunstprojekten“.

- Artikel vom MzEuMDcuMjAxOQ==

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