Wie entstehen Modetrends © Pexels / pixabay.comFashion

Moden kommen und gehen: In einer Saison verzehrt Frau sich nach zerrissenen Jeans, Dr. Martens und funkelnden Chokern – die 90er lassen grüßen –, in der nächsten werden verspielte Sommerkleider zum absoluten It-Piece erklärt. Und mit welchem Must-have werden wir uns morgen stylen? Feiert vielleicht das Schweißband ein Revival?

Die Entstehung neuer Modetrends wirkt zunächst unberechenbar. Doch bei genauerer Betrachtung wird klar, dass modische Entwicklungen nicht aus heiterem Himmel vonstattengehen – mehr noch: Wir folgen den Trends, die wir selbst kreieren. Doch bevor wir erfahren, wie genau Modetrends entstehen, sollten wir dem Begriff „Trend“ etwas mehr Beachtung schenken.

Was ist ein Modetrend?

Wir alle orientieren uns an Trends, ob wir nun wollen oder nicht. Wir folgen diesen Trends oder, anders ausgedrückt, Entwicklungen, in den unterschiedlichsten Lebensbereichen: in unserer Präferenz für bestimmte technologische Produkte, in der Freizeitgestaltung und eben auch in der Mode. Verwendete man diesen Begriff Ende des 19. Jahrhunderts zunächst an der Börse, ist der „Trend“ mittlerweile in jeder Branche Thema, hat sich aber auch im alltäglichen Sprachgebrauch eingebürgert. Trends verkörpern Wandlungsprozesse, die von solch epochaler Bedeutung sein können, dass man dann von „Megatrends“ spricht.

Insofern funktionieren Trends wie Seismografen gesellschaftlicher Entwicklungen. Auch Kleidung gibt Auskunft über sichtbare Umbrüche. Somit erfüllt die Art, wie man sich kleidet, nicht nur einen ästhetischen Zweck, sondern veranschaulicht ebenso kulturelle Tendenzen, wenn nicht gar Paradigmenwechsel. Und manchmal gibt es ganz pragmatische Gründe dafür. Das ist nachvollziehbar, wenn man auf vergangene Modetrends zurückblickt: Aufgrund von Materialknappheit und anderen Engpässen wurde in den 1940ern auch styletechnisch der Gürtel etwas enger geschnallt. Frauen griffen bevorzugt zu geradlinig geschnittenen Outfits, das heißt tendenziell körperbetonten Teilen, um aus der materiellen Not eine Tugend zu machen.

 

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Im darauffolgenden Jahrzehnt dann das Gegenteil: bye-bye, Bleistiftrock! Die modeaffine Frau von Welt bevorzugte fortan die A-Form, da der wirtschaftliche Aufschwung in zahlreichen westlichen Ländern zu gesellschaftlichem Wohlstand führte, und dieser Wohlstand traf auf den Wunsch nach festgelegten, eher traditionellen Rollenverhältnissen – inklusive Wespentaille, Petticoat und rotem Kussmund

Im Grunde gibt es weder gute noch schlechte Trends. Angesagt ist, was gefällt. Alle dürfen mitmachen: Zeitschriftenredaktionen haben diesen Prozess bereits vor langer Zeit erkannt – und bieten in Modejournalen Tipps zum Nachstylen von Trends. Wichtig scheint zunächst, dass Entwicklungen im Bereich der Mode etwas Neues und in dieser Form noch nie Dagewesenes, etwas Exklusives hervorbringen. In einem zweiten Schritt müssen die Neuerungen zugleich alltagstauglich sein, sich also über längere Zeit hinweg bei der Mehrzahl der Menschen bewähren. Allerdings erweisen sich die meisten Fashion-Neuheiten als alte Bekannte, denen man ein dezentes Facelift verpasst hat – sprich: Altbekanntes erscheint nun in neuem Gewand. Und genau das macht Modetrends so interessant.

Wie die kleine Zeitreise beweist, entstehen Modetrends keinesfalls in einem Vakuum, sondern sie entspringen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Umgekehrt fällt es schwer, zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Aber auch hier gibt es Anhaltspunkte – mit einigen Überraschungen.

Wie entstehen Modetrends?

Modezar, Modepuppe, Modediktat – nicht von ungefähr wirkt die Hochglanzwelt mit ihren ausgefallenen Kreationen wie ein Luxusclub, der nur wenigen Auserkorenen Zutritt gewährt und eine einzige Richtung kennt: nämlich die von oben nach unten. Sind Konsumentinnen demnach nichts weiter als kaufsüchtige Marionetten? Mitnichten! Fashion Victims sind Fashion Heroes – keine Opfer, sondern mächtige Akteurinnen und Akteure in einem globalen Prozess, an dem sie letztlich mitwirken. Wieso das so ist, erklären zwei in der Modewelt anerkannte Theorien:

  • Beim „Trickle-down-Effekt“ geben die großen Modehäuser vor, was modebewusste Menschen zukünftig verehren werden: Was diese Modehäuser auf ihren Modenschauen präsentieren, hält sehr wahrscheinlich (und sehr bald) Einzug in den heimischen Kleiderschrank. Eine wichtige Zwischenstation: beliebte Marken im Mittelpreis-Segment, die sich von der Designermode inspirieren lassen und die neuste Trend-Fashion durch eigene Kollektionen für die Mehrheit erschwinglich machen.
  • Der „Bubble-up-Effekt“ beruht auf einer gegenteiligen Bewegung: Die großen Modehäuser finden ihre Inspiration auf der Straße. Besonders hilfreich sind größere gesellschaftliche Phänomene wie zum Beispiel Subkulturen. Für die Suche nach solchen Trends brauchen Designer die Unterstützung von Modescouts: Die Scouts destillieren ihre Beobachtungen zu sogenannten Styleguides, und diese wiederum landen bei den Designern auf dem Tisch. Den Weg von der Straße über die Designer in die Shops mit erschwinglicher Mode veranschaulicht ein Beitrag der SZ.
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Folglich sind Modetrends das Ergebnis organischer und komplexer Entwicklungen. Modetrends werden uns nicht immer diktiert; wir nehmen das Heft – beziehungsweise den Styleguide – mitunter selbst in die Hand. Darüber hinaus treten weitere Akteure auf den Plan, deren Bedeutsamkeit in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat: Blogger und Influencer. Sie wissen um die ungebrochene Macht der Bilder. Stars setzen Trends, noch bevor Modeschöpfer das Wort „Konfektionsgröße“ überhaupt buchstabieren können – und auch die Designer werden letztlich bei ihren Kreationen von diesen modernen, eher digital agierenden Stars beflügelt. Auch deshalb sieht man immer häufiger Blogger in den Front Rows großer Modenschauen sitzen. Andererseits greifen auch die Influencer alltägliche Styles auf – ein ewiger Kreislauf von Trends. Fazit: Modetrends entstehen nicht aus dem Nichts, sondern überall und zu jeder Zeit.

 

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Modetrends: Style vs. Stil? Der Weg zu einem einzigartigen Look

Wie gesagt, neue Modetrends sind per se nicht gut oder schlecht. Andererseits muss man zugeben: Diese Bandbreite von Kleidungsrichtungen bringt einfach Spaß. Besonders vorteilhaft ist die große Auswahl an Trends: Noch nie standen so viele einander ebenbürtige Stilrichtungen gleichzeitig zur Verfügung. Pluralität fördert Individualität. Und in Analogie zur Musik kommt es auch in der Mode auf den richtigen Mix an. Ein aktuelles Beispiel ist die Culotte, die man nicht ausschließlich mit Pumps, sondern ebenfalls mit Sneakern kombiniert und dadurch einen lässigen Stilbruch erzeugt. Epochen können durch die Mode genauso zitiert werden wie Kulturen, Sportarten oder TV-Serien – alles ist erlaubt. Somit leben wir in einer Zeit des fröhlichen Eklektizismus, also des Zusammenführens höchst unterschiedlicher Modeelemente.

Andererseits ist es legitim zu fragen, ob angesichts dieser vielen Styles der persönliche Stil nun eine geringere Rolle spielt als in früheren Zeiten. Style ist nicht gleich Stil. Werden wir alle automatisch zu Fashionprofis, solange das, wonach wir greifen, gerade total angesagt ist? Die Antwort: nein.

Inwiefern hängt guter Stil mit der eigenen Persönlichkeit zusammen?

Modetrends zu berücksichtigen, ist zweifelsohne wichtig, denn keine Frau möchte so aussehen, als spiele sie die Hauptrolle in einem Kostümfilm oder im Remake von „Zurück in die Zukunft“. Doch angesagte Styles sind nur das Mittel zum Zweck, weil das eigentliche Ziel darin besteht, zum persönlichen und unverwechselbaren Stil zu finden. Und zu diesem zählt auch der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit: Wer bin ich? Was ist mir im Leben wichtig? Wie sehe ich mich selbst? Wie will ich „rüberkommen“? Stil ist bis zu einem gewissen Grad eine Haltung, die man ausstrahlt. Zu dieser Haltung gehört genauso die Art, wie wir uns bewegen, wie wir uns ausdrücken und wie wir mit anderen Menschen umgehen. Die wahre Kunst im Umgang mit Modetrends besteht nun darin, dass wir unser Selbstbild in Einklang bringen mit diesen Trends und so ein harmonisches Gesamtbild von uns selbst erschaffen – leichter gesagt als getan.

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Seien Sie offen für Neues – auch für neue Modetrends © avi_acl / pixabay.com

Wie Profis unseren Style verbessern können

Die Lösung: Auf den Rat von Experten achten! Sie können Modetrends entdecken und finden passende Outfits, abgestimmt auf Körperbau, Vorlieben und besondere Anlässe, ohne die aktuellen Trends zu vernachlässigen. Bekanntermaßen schwören Stars und Sternchen auf ihre persönlichen Stylisten, die ihnen das perfekte Outfit zusammenstellen – und manchmal einen Look kreieren, der ikonischen Charakter hat und letztlich Kultstatus genießt. Allerdings lassen sich die Promis diesen Service nicht wenig kosten. Doch auch Frauen, die nicht im Showbiz und auf dem roten Teppich zuhause sind und die dementsprechenden Gagen kassieren, können sich Hilfe suchen und beispielsweise eine Stilberaterin oder einen Stilberater engagieren, um gemeinsam mit dieser oder diesem am eigenen Stil zu arbeiten. Mittels moderner Verkaufs- und Beratungsmodelle im Netz können sich modeinteressierte Frauen außerdem schon beim Kleiderkauf persönlich beraten lassen. Welche Hilfe auch immer in Anspruch genommen wird, die Beratenen dürfen sich anschließend genauso exklusiv fühlen wie ihre vielen Fashion-Vorbilder.

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Durch Stylisten und Stilberater gelangen Frauen nicht selten zu zeitlosen Teilen, die jeden Trend überstehen und eine gute Investition darstellen. Und obwohl das Internet fast überquillt vor lauter Stilratgebern, die in der Tat nützliche Tipps an die Hand geben und obwohl es auch Ratgeberliteratur zu Modetrends und zum perfekten Stil gibt, ist es doch etwas anderes, wenn wir der Expertise von Fachleuten vertrauen, die keine Empfehlungen für alle aussprechen, sondern unsere ganz persönlichen Vorzüge und Wünsche kennen. Wir glauben in so vielen, zum Teil auch banalen Bereichen an das Know-how anderer – warum also sollten wir nicht auch etwas so fundamental Wichtiges wie unseren persönlichen Stil von Profis betreuen lassen? Ein Stylist oder Stilberater hilft sowohl derjenigen, die alle Modetrends auf dem Schirm hat, jedoch sich selbst fashiontechnisch nicht gut einschätzen kann, als auch derjenigen, die im Laufe der Jahre ihren Geschmack entwickelt hat, doch nicht mehr weiß, was zurzeit up to date ist – vielleicht deshalb, weil sie aufgrund ihrer Familie oder ihres Berufs so stark eingespannt ist, dass sie den Überblick verloren hat. Sie alle sind beim Modeberater gut aufgehoben. Insgesamt kann man zwischen vielen Beratungsmöglichkeiten wählen, wobei man jedoch stets auf sein Bauchgefühl hören sollte, um sich selbst treu zu bleiben.

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Mit einer Style-Strategie shoppt es sich besser © gonghuimin468 / pixabay.com

Wie der richtige Umgang mit Modetrends Frauen auch karrieretechnisch voranbringt

Die Bereitschaft zu einer Style-Beratung wirkt sich nicht nur auf das Erscheinungsbild förderlich aus, sondern hat möglicherweise auch positive Auswirkungen auf das Berufsleben: Frauenparadies berichtete im Beitrag „‘Du von deiner schönsten Seite‘ – So helfen Stilberater“ zum Beispiel über den karrierefördernden Effekt, den gut gewählte Kleidung ausüben kann. Entscheidet Frau sich für hochwertige, auf ihren Charakter abgestimmte Outfits, dann ist es gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass sie die Karriereleiter in einem Rekordtempo erklimmt – unsere Bundeskanzlerin ist das beste Beispiel. Fachliche Kompetenzen haben im Job natürlich Priorität, doch zugleich kann es nicht schaden, diese Fähigkeiten durch eine typgerechte äußere Erscheinung vollends zur Geltung zu bringen.

Fashion Heroes aufgepasst! So tappt niemand in die Fast-Fashion-Falle

Gute Kleidung = gutes Karma: Abschließend sei dennoch an die Nachteile erinnert, die neue Modetrends manchmal mit sich bringen – zumindest dann, wenn man ihnen allen wahllos hinterherläuft. Denn je kurzlebiger die Trends werden, desto schneller entwerfen und produzieren Modeketten neue Kollektionen – Stichwort „Fast Fashion“. In diesem Fall belastet das kurze Mode-Mindesthaltbarkeitsdatum unsere Geldbeutel, die Umwelt und die Gesundheit der Näherinnen und Näher. Und letzten Endes macht die Qual der Wahl geradezu trunken vor lauter Möglichkeiten: Waren Statement-Ketten letztes Jahr out und sind jetzt wieder in, oder sind sie das schon die ganze Zeit? Und seit wann genau begeistern wir uns für Plisseeröcke? Da verliert selbst die informierte Fashionista schnell mal den Überblick. Das Fashion-Karussell dreht sich unablässig, wobei es jedoch ein paar Tipps und Tricks gibt, um keinen Drehwurm zu bekommen.

 

Damit sie nicht den Verlockungen der Fast Fashion erliegt, sollte Frau sich Folgendes überlegen: Was gefällt mir persönlich am besten, Trend hin oder her? Will ich wirklich Radlerhosen zum Anglerhut tragen? Leo-Print oder Blumenmuster? Was ist der letzte Schrei, und was schon zum Schreien? Da es schier unmöglich ist, wirklich jeden Trend mitzumachen, sollten wir uns lieber auf unseren ganz eigenen Geschmack besinnen und möglicherweise einen Experten um Rat bitten. Schließlich schlägt persönlicher Stil jeden Trend und ist ein authentisches Auftreten noch immer das schönste Accessoire.

- Artikel vom MjUuMDIuMjAyMA==

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