Flusswandern in Afrika © Anna-Katharina RaabenMein Leben

Vielleicht kommt es einigen Leserinnen bekannt vor: Schon einige Jahre befindet man sich im Job, der täglichen Routine folgend – und dann kommt der Wunsch nach etwas Neuem. Wer kann, nimmt sich eine kurze Auszeit und kehrt im Anschluss wieder an den Arbeitsplatz zurück. Doch was, wenn der Break nicht ausreicht?

Anna-Katharina gehörte zu jenen Menschen, die nach mehr suchten. Ihre mehrmonatige Reise durch Afrika war ihr tatsächlich nicht genug, stattdessen entschloss sie sich zu einem Neubeginn. Nach einigen Recherchen und kurzer Überlegung entschied sich Anna-Katharina dazu, eine Ausbildung zum „Professional Field Guide“ im südlichen Afrika zu absolvieren. Für ein Jahr würde sie also nach Afrika gehen und ihren gewohnten Büroalltag gegen ein Zelt, wilde Tiere und die Schulbank zwischen Grillenzirpen und Löwenbrüllen tauschen. Nach fünf Monaten hat sie ein erstes Fazit ihrer Zeit im afrikanischen Busch gezogen. Aber lassen wir sie selbst davon erzählen.

Elefant © Anna-Katharina Raaben

Elefant © Anna-Katharina Raaben

Der Aufbruch

„Anfang diesen Jahres begab ich mich auf die Reise nach Südafrika, wo ich meinen einjährigen Professional Field Guide-Kurs begann. Ich absolvierte den ersten Teil der Ausbildung zum Field Guide und anschließend die Ausbildung zum Back-up Trails Guide, welche ich beide erfolgreich gemeistert habe. Ich darf mich nun auch Basic Birder und Level 3 Tracker nennen.

Speziell das Tracking ist meine Leidenschaft geworden. Ich liebe es, zu Fuß unterwegs zu sein – es gibt einfach nichts Besseres. Man nimmt die Umwelt ganz anders wahr als mit dem Geländewagen und insbesondere die kleinen Dinge, welche so viel über den Busch erzählen, werden nicht einfach übersehen. Spuren können ganze Geschichten erzählen und das fasziniert mich. Zu Beginn stellt sich stets die Frage: Welches Tier hat wohl diese Spuren hinterlassen? Im nächsten Schritt dann: Was hat es gemacht? War es alleine? Wann war es da?

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Viele verschiedene Dinge können dabei helfen, Spuren zu deuten, aber am wichtigsten ist es, sich auch im Umfeld umzusehen und über den Tellerrand hinauszuschauen. Es gilt das Motto: Think Outside The Box.

Das Breitmaulnashorn ernährt sich hauptsächlich von Gras und reißt es mit seinen Lippen ab. Das Spitzmaulnashorn dagegen frisst an Bäumen und Sträuchern und knipst kleine Äste mit seiner Lippe ab. Es ist erstaunlich, aber schaut man sich diese Äste im Dung an, sind sie in einem Winkel von ca. 45° abgeschnitten. Folglich handelte es sich eindeutig um ein Breitmaulnashorn – der Dung und die Spuren waren eindeutige Hinweise. Zwischen den beiden Arten variieren die Spuren in Größe und Form. Schauen sie auf den ersten Blick gleich aus, so kann man bei genauerer Betrachtung schnell den Unterschied erkennen.

Nashornspuren © Anna-Katharina Raaben

Nashornspuren © Anna-Katharina Raaben

Nachdem wir gemeinsam überlegt hatten, wie alt der Dung wohl sein mag, stellten wir fest, dass es ein Weibchen gewesen sein muss. Männchen erledigen meist in sogenannten Midden ihr Geschäft, was Teil ihres Territorialverhaltens ist. Ich wanderte schon etwas weiter entlang der Tracks des Nashorns und war auf der Suche nach der perfekten Spur. Aber irgendwie sahen einige Spuren anders aus, viel kleiner. Ein zweites Nashorn muss dabei gewesen sein – ein Baby! Ein Stück weiter waren erneut Spuren zu sehen. Als wäre etwas weggeschoben worden, zudem zwei Löcher im Sand.

Das Kleine hat vermutlich am Boden geschnüffelt und mit seinen Nasenlöchern Spuren im Sand hinterlassen. Mein Kopfkino startete und das ist es, was mich so fasziniert. In meinen Gedanken sah ich die beiden langsam den Weg entlanglaufen. Das Kleine, das neugierig um die Mutter herumläuft und die Nase in den Sand steckend. Eine schöne Vorstellung!

Lagerfeuer beim Rangerkurs © Anna-Katharina Raaben

Lagerfeuer beim Rangerkurs © Anna-Katharina Raaben

Je mehr Zeit ich im Busch verbringe, umso wichtiger wird mir allein die Gewissheit, dass die Tiere da sind und dass es ihnen gut geht. Es ist immer wunderbar, sie zu sehen und ich freue mich über jedes Zusammentreffen. Doch schon seit einiger Zeit ist dies nicht mehr meine absolute Priorität. Durch die Spuren kann ich mir – auch ohne die Tiere zu sehen – sicher sein, dass sie ihre Routen drehen und wenn wir aufeinandertreffen, freut es mich umso mehr.“

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Und heute?

Anna-Katharina hat auch die letzten Monate ihrer Ausbildung erfolgreich absolviert und schließlich einen weiteren Schritt ins Unbekannte gewagt: Sie lebt nun auf Sri Lanka und leitet dort gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten das Unternehmen „By Foot Adventures“ sowie eine Lodge in den malerischen Knuckles Mountains im Herzen des Inselstaats.

- Artikel vom MDcuMTAuMjAyMA==

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