
Gudrun Ranftl
Musik, Film, Text & Yoga
Keine Angst vor „Umwegen“
Schreibe ich mein Curriculum Vitae, komme ich auf vier Seiten. Meist sind es zwei Beschäftigungen in ein und demselben Zeitraum gewesen. Und dennoch war jeder einzelne Weg wichtig und hat aufeinander aufgebaut. Ich habe immer erfolgreiche Frauen bewundert, konnte es mir jedoch nicht vorstellen, nur einen beruflichen Weg zu verfolgen oder etwa auf ein Dasein als Mutter zu verzichten. Ich war lebenshungrig, habe gerne und viel gearbeitet, war Neuem gegenüber aufgeschlossen und hatte keine Angst. Bei Vorstellungsgesprächen habe ich mich gut präsentiert und was ich nicht konnte, habe ich mir so schnell wie möglich angeeignet. Ich denke, Frauen sind bei ihren Bewerbungen oft zu bescheiden und so habe ich dies eher von den Männern abgeschaut. Und möglicherweise gehörte auch ein Portiönchen Glück dazu, in welche Richtung sich mein beruflicher Werdegang gut und erfolgreich entwickelt hat.
Sportwettbewerbe oder Partys?
In meiner Kindheit habe ich dank meiner Eltern die Liebe zum Sport früh entdeckt. Ich war sehr energetisch und musste beschäftigt sein. So bin ich von klein auf Skirennen gefahren – mein Vater war aktiv im Skiverein – , habe Leistungssport für Geräteturnen betrieben – meine Mutter war Trainerin im Verein – und ich liebe es seit dem Teenageralter an zu tanzen. Und so bin ich von einer Party zur anderen getanzt. Die Gegensätzlichkeit von Partys und Wettbewerben hat mich gelehrt, diszipliniert und fokussiert zu agieren und Reihenfolgen streng einzuhalten. So zum Beispiel eine Party erst nach dem Wettbewerb zu besuchen. Außerdem habe ich über Partys und Veranstaltungen mein berufliches Netzwerk aufgebaut.
# Lesetipp: Angelika Bartzik – von Beruf: Reisebloggerin #
Zufälle oder Chancen?
Nicht nur meine körperliche Beweglichkeit war in Österreich, England und später in meiner neuen Heimat Deutschland wichtig. Eine Kette von Zufällen hat mir zugespielt und überraschenderweise ist bei mir Flexibilität auch durch Anpassung an Umstände oder Personen entstanden. In Österreich haben mein Freund und ich eine Konzertagentur geführt und waren damit ganz erfolgreich. Nach meiner Trennung ging mein Weg weiter nach England in die Musikbranche, wo ich zwei Jahre blieb. Nach einem Trip in die USA landete mein Flugzeug in München anstatt in London. Ich blieb in Deutschland und habe mich bei einer Musikagentur beworben, die, wie sich später herausstellte, Musikvideos produzierte. So gelangte ich zum Film. Ich ging mit der Firma von München nach Frankfurt und war später freiberuflich für Filmproduktionsfirmen und beim Fernsehen weltweit tätig. Meine unregelmäßigen Arbeitszeiten als Aufnahme- und Produktionsleiterin bei Events, Film und Fernsehen, wurden erst mit der Geburt meines Sohnes und als alleinerziehende Mutter kompliziert. So habe ich mit seiner Einschulung und nach einer Umschulung zur Online-Redakteurin den Beruf gewechselt. Aufgrund der nunmehr hauptsächlich sitzenden Tätigkeit am PC, hat Yoga für mich zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Zertifikat Iyengar Yoga
Als mein Sohn 15 Jahre war und selbständiger wurde und ich mit meinem jetzigen Mann, einem Amerikaner, eine Fernbeziehung begann, habe ich überlegt, Yoga mehr Raum zu geben. Ich wollte alles über Yoga lernen und habe mich entschlossen, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen. Der bekannte Iyengar Yogalehrer Cle Souren in Amsterdam, ein guter Freund von mir, hat mir den letzten Schubs gegeben und ich habe drei Jahre lang mit etwa 700 Unterrichtsstunden und zwei Examen in Amsterdam abgeschlossen, die gefüllt waren mit Yogapraxis, Unterrichtsmethodik, Anatomie und Philosophie. Es ist eine sehr anspruchsvolle, strenge Ausbildung mit einem weltweit anerkannten Qualitätssiegel und vom BDY (Bund Deutscher YogalehrerInnen) anerkannt. Seit 13 Jahren unterrichte ich in meinem Studio in Frankfurt und via Zoom als zertifizierte Iyengar Yogalehrerin und ich liebe es.
“Yoga is like Music.
The Rhythm of the Body,
the Melody of the Mind
and the Harmony of the Soul
create the Symphony of Life.”
(B.K.S. Iyengar 1918-2014, Schüler von Krisnamachar und Urheber des Iyengar Yoga)
Wer Yoga unterrichtet hört niemals auf, kreativ zu sein und Neues zu lernen. Es bedeutet eine nahezu tägliche Yogapraxis und regelmäßige Fortbildungen. Das kommt mir sehr gelegen und entspricht ganz meinem Naturell. Mein umfangreiches Curriculum Vitae mit den vielen verschiedenen beruflichen Wegen erleichtert es mir heute, mich besser in die Probleme meiner Schülerinnen und Schüler einzufühlen und sie zu verstehen. In meinem kleinen Studio in Frankfurt biete ich einen geschützten Raum für eine Auszeit, was in unserer hektischen Gesellschaft immer wichtiger wird. Endlich einmal sich nicht verantwortlich fühlen müssen und sich nur um sich selbst kümmern. Selbstbewusstsein und Energie auftanken, Kraft und Beweglichkeit aufbauen, in Balance kommen oder ganz schlicht zur Ruhe finden und angestauten Stress abbauen. Du lernst mit Yoga, dich besser selbst zu verstehen und kannst sowohl deinem Körper als auch deinem Geist und Verstand mit Mindfulness begegnen.
Kreativität, Wissenschaft & Empathie
Ich gehe beim Yogaunterricht zu einem Thema, beispielsweise dem Knie, zuerst einmal der Frage nach, wodurch wir in unserem Leben aus der Balance geraten sind. Dies führt unmittelbar zu einer einseitigen Belastung, was nicht immer vom Knie ausgehen muss aber zum Knie hinführen kann. Oder haben wir eventuell mit Ungeduld einen Heilungsprozess behindert, was beim Knie leider öfters passiert. Ich zeige den Schülerinnen und Schülern, wie das Knie anatomisch aufgebaut ist und welche Bereiche sie stärken können. Wie schone und schütze ich mein Gelenk, wenn ich ein Asana übe. Bei Iyengar Yoga arbeiten wir mit Hilfsmitteln, wie Seilen, Blöcken, Decken, Stühlen oder wir zeigen eine alternative Haltung. Somit kann wirklich jede und jeder beim Unterricht mitmachen und die Wirkung spüren. Für mich ist jede Unterrichtseinheit ein kreativer, wissenschaftlicher und emotionaler Vorgang, der mir sehr große Freude bereitet.
Verschiedene Wege bereichern
So sehr ich Yoga liebe, so wollte ich dennoch nie ausschließlich vom Yogaunterricht finanziell abhängig sein und habe immer mindestens zwei Berufe gleichzeitig ausgeübt. Ich wollte dran bleiben, wissen worauf es ankommt, was die Menschen fordert. Die vergangenen Jahre habe ich für eine Werbeagentur als Texterin und später für eine deutsche Airline auf dem drittgrößten Flughafen Europas gearbeitet. Meine Erfahrungen haben mich gelehrt, was wir in Stresssituationen benötigen, wie wir mit einer Überbelastung von Eindrücken umgehen oder was zu tun ist, wenn unsere Gelenke auf hartem Steinboden in Mitleidenschaft gezogen werden.
Alle diese Wege, mögen sie auch noch so verschieden sein, ergänzen sich. Ich habe stets gut verdient, da ich immer ein Back-Up mit einem zweiten Beruf hatte, es war nie langweilig, ich kann meine Passionen leben und lerne und lerne und lerne – oftmals doppelt.
Im März 2025 erscheint mein dritter Roman, ein Thriller „So muss es sein …und nicht anders”.
www.gudrun-ranftl.com
Im März 2025 gebe ich den Yoga-Workshop „Yoga für den Rücken”
www.iyengar-yoga-teacher.com
„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.”
(Francis-Marie Martinez Picabia (1879-1953), französischer Schriftsteller, Maler und Grafiker.

ArdhaChandrasana
- Artikel vom MTguMDIuMjAyNQ==