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Wussten Sie, dass die ersten Programmierer Frauen waren? Und dass es die Mathematikerin und Informatikerin Grace Hopper war, die bei ihrer Arbeit an der Universität Harvard die erste Programmiersprache entwickelte, die weitgehend mit umgangssprachlichen Worten funktioniert? Hopper, die als Pionierin der Informatik gilt, arbeitete bereits in den 1940er Jahren als Programmiererin, gehörte zum Entwicklerteam, das die besagte Computersprache COBOL entwarf und verglich das Programmieren mit der Zubereitung von Speisen. Informatik, so ihre Ansicht, sei also durchaus praktisch und alltagstauglich.
Warum ist die IT-Branche heutzutage eine Männerdomäne, obwohl, wie Grace Hoppers Beispiel zeigt, Frauen in diesem technischen Bereich erfolgreich sein können? Die IT-Branche kann doch sehr von der Intuition, dem Organisations- und Kommunikationstalent von Frauen profitieren.
Anteil der Frauen in der IT-Branche
Das Statistische Bundesamt verzeichnete für das Jahr 2012 einen Anteil von 22 % an Studienanfängerinnen im Fach Informatik sowie einen ähnlichen Anteil an Frauen, die Informatik studieren oder in dem Bereich eine Ausbildung machen, siehe u.a. die „trendence Graduate Barometer 2014 – IT Edition“.
Frauen sind in diesem Beruf in der Minderheit. Dabei bietet die IT-Branche viele Vorteile:
- gute Bezahlung
- Homeoffice
- flexible Arbeitszeiten
Tatsächlich haben es Frauen aber schwer und entscheiden sich gegen eine Arbeit in einem IT-Unternehmen: Nicht weil sie lange Arbeitszeiten scheuen, Desinteresse an Technik haben oder es ihnen an Talent mangelt, sondern wegen des Konkurrenzkampfs und des Gefühls, sich ständig beweisen zu müssen.
Erfahrungsberichte von Frauen aus der Branche legen den Schluss nahe, dass viele ständig zeigen müssen, besser als ein Mann zu sein und sich an die Männerdomäne anpassen müssen. Das zehrt an ihren Kräften. Ständig mit Fachwissen anzugeben oder „zu fachsimpeln“, liegt vielleicht nicht zwingend in der Natur jeder Frau.
Frauen sollten sich davon aber nicht beeindrucken lassen. Heute arbeiten weibliche Fachkräfte für die renommiertesten IT-Dienstleister und in den unterschiedlichsten Funktionen.
Sie müssen nicht zwingend Informatik studieren und als Softwareentwicklerin arbeiten, sondern können ihre Begeisterung für Technik auch in Bereichen wie Marketing und Consulting ausleben.
Diese Möglichkeiten bietet die IT-Branche Frauen
Die Tätigkeitsbereiche und Aufgabenfelder in der IT-Dienstleistung sind zahlreicher, als es auf den ersten Blick scheint. Dazu gehören:
- IT-Softwaredienstleistungen (Softwareentwicklung, Softwaretest, Programmierung)
- IT-Consulting
- Marketing und Sales
- Rechtsberatung
IT-Software Dienstleistungen
In diesem Bereich wird in der Regel ein technisches bzw. Informatikstudium oder eine vergleichbare Ausbildung vorausgesetzt.
Software-Entwicklerin
Sie analysieren, planen, entwickeln und implementieren informationstechnische Anwendungen und Softwarebausteine. Als Voraussetzung benötigen sie neben einem fundierten Fachwissen Planungskompetenz und ggf. auch Kenntnisse im Projektmanagement. Wichtig sind dabei analytisches und logisches Denken.
Softwaretesterin
Zum Softwareentwicklungsprozess gehört auch die Testphase, d.h. das Entwickeln einer Teststrategie und Durchführung von Probeläufen. Oftmals ist das auch die Aufgabe eines Softwareentwicklers, genauso häufig wird diese Funktion aber auch gesondert besetzt. Analytisches Vorgehen, Sorgfalt und Kenntnisse in Evaluationsmethoden sind in dieser Funktion gefragt.
Programmiererin
Die Aufgaben einer Programmiererin sind im Grunde auf die Implementierung der Software beschränkt, weniger auf die Konzeptplanung. Kenntnisse von Programmiersprachen sind grundlegend. Sie ist zudem für die Entwicklung von Lösungsempfehlungen zuständig und somit trotzdem in den Entwicklungs- und Projektplanungsprozess involviert.
IT-Consulting
Dienstleister müssen in der Regel viel beraten. Voraussetzung für die Tätigkeit als IT-Consultant sind neben einem fundierten Fachwissen insbesondere kommunikative Fähigkeiten, um überzeugen und komplexe Dinge präzise und verständlich vermitteln zu können. Sie werden z. B. bei der Bestandsaufnahme der aktuellen Technologie des Kunden eingesetzt, planen ein Risiko- und Sicherheitsmanagement bei Ausfällen und setzen die Projektziele fest.
Auch Softwareentwicklerinnen sind häufig direkt in die Beratung und Zielentwicklung eingebunden.
Marketing & Sales
In der IT-Branche können auch Quereinsteiger Karriere machen. Ohne eine IT-Ausbildung ist das in den Bereichen Marketing, Sales oder PR möglich. Insbesondere die IT-Branche, in der komplizierte technische Programme erklärt und dem Kunden verkauft werden müssen, benötigt Mitarbeiter/Innen, die kompliziertes einfach und interessant darstellen und erklären können sowie sprachlich versiert sind. Da der Bedarf sehr groß ist, kooperieren IT-Dienstleister nicht nur mit Marketingagenturen, sondern beschäftigen auch eigene Experten.
IT-Rechtsberatung
Auch Anwälte und Juristen werden von IT-Dienstleistungsunternehmen beschäftigt – entweder intern oder extern. IT-Rechtsberater sind vor allem bei den Themen Sicherheit und Datenschutz der Informationstechnologien notwendig.
Wie stark die Aufgabenfelder voneinander getrennt sind hängt oft mit der Struktur und Größe des IT-Dienstleisters zusammen. Größere IT-Dienstleistungs-Unternehmen beschäftigen für alle Bereiche und Teilaspekte der Branche einen Spezialisten oder haben eine interne Rechtsberatung.
In kleineren Unternehmen sind die Tätigkeitsfelder der Softwareentwickler oder Berater auch weiter gefasst, so kann ein Softwareentwickler oftmals auch Aufgaben wie Projektplanung, Teststrategie oder Programmierung übernehmen.
Sie müssen also nicht zwingend nur Computerspezialistin werden, sondern Spaß an der Technik und am logischen Denken haben.
Wichtig sind also neben dem jeweiligen Fachwissen
- Teamarbeit
- Kommunikationstalent und soziales Feingefühl
- Organisationstalent
- Fähigkeit zum logischen Denken
- Neugier und technisches Verständnis
- die Fähigkeit, komplexe Sachverhältnisse verständlich darzustellen
Spezielle Förderprogramme für Frauen in der IT-Branche
Es gibt eine Reihe von Förderprogrammen und Initiativen, die sich für Frauen in der IT-Branche einsetzen, wie z.B.
- Kompetenzzentrum: Initiatoren von Aktionen wie „Girl’s Day“ oder „Komm, mach MINT“, dem nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen (www.kompetenzz.de)
- Initiativen für Chancengleichheit: www.total-e-quality.de oder www.e-quality-management.de
- DAB-Arbeitskreis „Frauen in Naturwissenschaft und Technik“ (www.dab-ev.org)
- Fachgruppe Frauen und Informatik der Gesellschaft für Informatik GI (www.frauen-informatik.gi-ev.de)
Bundeslandspezifische Programme:
- Ada Lovelace-Projekt: Netzwerk von Frauen in Hochschulen aus ganz Rheinland-Pfalz ein Netzwerk, um Schülerinnen für technisch- naturwissenschaftliche Studiengänge zu gewinnen
- gezielte Förderung von Existenzgründungen von Frauen durch den Staat (Förderrichtlinien und Programme finden Sie auf den Webseiten des jeweiligen Bundeslandes (www.“Name des Bundeslandes“.de) und in der Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums www.bmwi.de
- femtec – Hochschulkarrierezentrum für Frauen Berlin GmbH (www.femtec-network.de)
- Netzwerk Frauen.Innovation.Technik (F.I.T) in Baden-Württemberg: Förderung der Karriere und Unterstützung durch fachliche Zusatzangebote (angesiedelt an der Hochschule Furtwangen)
Viele Universitäten und Hochschulen bieten Studiengänge an, die ausschließlich für Frauen angeboten werden, z.B. „Informatik und Wirtschaft“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin.
Einen interessanten Beitrag zum Studiengang und Frauen in der IT hat der Deutschlandfunk veröffentlicht: www.deutschlandfunk.de
Und der Seite: gracehopper.org können Sie entnehmen, welche Auswirkungen die Arbeit von Grace Hopper bis heute hat.
Mut zur IT – auf in die Männerwelt!
Um die IT-Branche aufzumischen und neue, frische Ideen reinzubringen, müssen Sie also nicht die nächste Grace Hopper werden! Natürlich ist ein Einstieg als Informatikerin oder ausgebildete Softwareentwicklerin gefragt, warum auch nicht. Das Studium können Frauen genauso gut meistern wie Männer und am Ende in den spannendsten Tätigkeitsfeldern arbeiten, z.B. an der Entwicklung neuer Apps. Mehr Frauenpower in der IT-Branche ist aber auch über Bereiche wie IT-Consulting oder den Kommunikationsbereich möglich. Es gibt genug Anlaufstellen und Netzwerke, die einen dabei unterstützen, sich der Männerwelt zu stellen.