© GRACY QBerufsleben

In unserer Interviewreihe mit selbständigen Frauen in kreativen Berufen sprechen wir zuerst mit der Modedesignerin Anne Kämpfe. Was hat sie dazu bewogen, Modedesignerin zu werden? Womit kämpft sie im Alltag und woher nimmt sie das Selbstbewusstsein, sich selbstständig zu machen? Unter Ihrem Label „Gracy Q“ hat sie mittlerweile einige Kollektionen produziert, baut nun ihren eigenen Online Shop und – was das Wichtigste ist – sie hat noch Spaß daran und liebt ihr Handwerk. Anne Kämpfe ist gelernte Damenmaßschneiderin und seit Mai 2010 selbstständig mit ihrem Label tätig. Mit ihrer Mode interpretiert sie den Stil der 30er bis 50er Jahre modern und individuell und setzt auf klassische und weibliche Eleganz.


„Ohne die Liebe zur Sache würde sich der Zeitaufwand nicht rechnen“

Können Sie uns zu Beginn etwas darüber erzählen, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind: Was fasziniert Sie daran, Modedesignerin zu sein?

ANNE KÄMPFE: Ich bin über die Maßschneiderei zum Modedesign gekommen. Meine Mama hat immer schon genäht. Seit ich denken kann, gab es in unserem Familienhaushalt eine Nähmaschine und diese tollen Kistchen mit Knöpfen und Borten, in denen ich stundelang gewühlt und Schätze gefunden habe. Meine erste eigene Nähmaschine bekam ich mit sieben Jahren. Da begann eine lange Ära der Puppenkleider, bis ich anfing für mich selbst zu schneidern. Einige Zeit nach dem Abitur habe ich meine Lehre zur Damenmaßschneiderin gemacht und angefangen, für Oper und Theater zu arbeiten. Während dieser Zeit ist für mich der Wunsch nach meinem eigenen Design entstanden und nach selbstbestimmtem Arbeiten und außerdem meine Liebe für die Mode der 30er bis 50er Jahre.

Wir wollen Ihren Beruf besser verstehen. Welche Eigenschaften braucht man, um Ihren Beruf auszuüben und warum? (Mit Ausnahme der handwerklichen Geschicklichkeit vielleicht…)

ANNE KÄMPFE: Man braucht viel Begeisterung für das, was man tut, wie in jeder Selbstständigkeit. Denn ohne die Liebe zur Sache würde sich der Zeitaufwand nicht rechnen. Viel Geduld steht direkt an zweiter Stelle, denn meistens laufen die Dinge nicht so wie geplant, dafür ist es wichtig, flexibel zu sein, denn man muss ständig auf neue Herausforderungen reagieren können.

Als Modedesignerin benötigt man Qualifikationen, die nicht zwingend mit anderen vergleichbar sind. Woher weiß man: Ich bin gut und kreativ genug, ich schaffe es und kann damit Geld verdienen?

ANNE KÄMPFE: Kreativität ist die Grundlage eines Labels und man muss den richtigen Zeitgeist treffen, um sein Publikum zu finden und glücklich zu machen. Wie ich aber aus eigener Erfahrung sagen kann, ist dies nicht das Einzige, das zählt. Denn die zahlreichen Aufgaben, die mit der Gründung einer eigenen Marke auf einen zukommen, unterscheiden sich gar nicht so wesentlich von allen anderen Prüfungen, die ein Start-up bestehen muss, um erfolgreich zu sein. Da tut es mir sehr gut, zwischendurch auch kreativ arbeiten zu können. Ich habe mich vor der endgültigen Gründung von „Gracy Q“ bereits in der Maßanfertigung meiner eigenen Designs ausprobieren können und somit erste Erfahrungen gesammelt, ob meine Visionen auch anderen gefallen. Damit habe ich mir ein wenig Sicherheit geschaffen. Alles andere ist, wie Sie bereits sagten, einfach nicht vergleichbar.

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Ihre Mode orientiert sich am Stil der 30er, 40er und 50er Jahre. Warum gerade Vintage? Engt es Sie nicht ein, Ihre Mode stets in einem Stil entwerfen zu müssen, um Ihrer Marke treu zu bleiben?

GRACY Q - Herbst/Winter 2013/14

GRACY Q – Herbst/Winter 2013/14


Gracy Q - Herbst/Winter 2014/15

GRACY Q – Herbst/Winter 2014/15

ANNE KÄMPFE: Letztendlich hat jeder Designer eine eigene Handschrift, jede Marke einen erkennbaren Stil. Hierbei fühlt sich ebenfalls niemand eingeengt oder in seiner Kreativität begrenzt. So ist es auch bei mir. Der Stil meiner Marke ist vintage inspiriert und wenn ich eine Kollektion kreiere, nehme ich bestimmte Merkmale auf wie Silhouette oder Schnittform oder Material und setzte damit meine eigene Vorstellung um. Ich schaffe kein Abbild. Meiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Ihre erste Kollektion, die Sie auf Ihrer Webseite vorstellen, entstand 2010. Hat sich Ihre Herangehensweise mit der Zeit verändert oder wie entstehen Ihre Ideen für neue Kleidung? Gerne können Sie uns das an einem aktuellen Beispiel beschreiben.

ANNE KÄMPFE: An der grundsätzlichen Herangehensweise hat sich nichts verändert. Mich inspiriert etwas in meiner Umgebung und wenn es mir im Kopf bleibt, fange ich an, Bilder zu kreieren und diese in Kleidung umzusetzen. Der Weg von der Idee zum fertigen Kleidungsstück ist immer gleich geblieben. Ich gehe ihn nur mittlerweile etwas sicherer. Ich habe heute mehr Erfahrung, Farben und Materialien auf einander abzustimmen, Schnitte und Details schneller umzusetzen und hinzuzufügen. Meine Kollektionen entwerfe ich heute gradliniger als früher.

Ihr Online-Shop ist erst in der Entstehung, bisher haben Sie in diversen lokalen Geschäften verkauft. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

ANNE KÄMPFE: Meine Marke ist gewachsen und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Um mit dieser Voraussetzung bestmöglich zu arbeiten und „Gracy Q“ weiter zu verbreiten, habe ich den Schritt in den Handel gewagt und ab der kommenden Sommerkollektion werden bereits 11 Geschäfte in Deutschland meine Marke führen. Da die Boutiquen natürlich häufig nur einen Teil der Kollektion kaufen, kann ich mit dem Online-Shop eine Plattform bieten, auf der „Gracy Q“ ungekürzt und in voller Länge vertreten ist.

Wir sind neugierig, wie der Alltag einer Modedesignerin aussieht. Können Sie ihn uns kurz beschreiben?

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ANNE KÄMPFE: Grundsätzlich beginne ich meinen Tag sehr früh mit viel Kaffee. Die Aufgaben ergeben sich häufig aus den Anliegen meines Umfeldes, wie zum Beispiel der Produktion, den Kunden oder den Händlern. Natürlich habe ich zudem einen sehr genau durchgeplanten Kalender, der sämtliche Fristen für die Fertigstellung von Entwürfen, Materialrecherche, Musterung und vieles mehr enthält. Wenn man von Beginn an alles selber macht, so wie ich, wird der Tag schnell sehr lang und endet auch mal spät in der Nacht. Ich schätze mich glücklich, dass mein Partner meine Vision sehr unterstützt und meine Freunde und Familie ebenfalls begeistert sind.

Selbständig zu sein, ist nicht immer einfach, man trägt die ganze Verantwortung und braucht viel Selbstdisziplin. Wie motivieren Sie sich?

ANNE KÄMPFE: Ich möchte „Gracy Q“ als eine erfolgreiche Marke etablieren, um damit selbstständig als Designerin arbeiten zu können. Meine eigenen Ideen umzusetzen und tun zu können, was ich liebe, das ist mein Ziel und meine Motivation.

Es gibt unzählige Netzwerke für selbständige Frauen. Wir haben Sie z. B. im Verzeichnis „Powerladies.de“ gefunden. Ist es wichtig, sich mit anderen aus der Branche zu vernetzen?

ANNE KÄMPFE: Sich zu vernetzen, ist für alle Selbstständigen wichtig und es wäre schade, die sich daraus ergebenden Möglichkeiten nicht zu nutzen. Ein Austausch über tägliche Hürden, Tipps für den richtigen Lieferanten oder Erfolge miteinander zu teilen, gehört für mich dazu. Dies tue ich in den meisten Fällen allerdings nicht öffentlich, sondern in einem kleinen ausgewählten Kreis.

Zum Schluss möchten wir noch wissen: Was sind die Sonnenseiten bzw. Schattenseiten in Ihrem Beruf?

ANNE KÄMPFE: Sich selbst verwirklichen zu können, ist ganz klar die Sonnenseite des Ganzen. Eigene Visionen zu teilen und Damen in meinen Kreationen zu sehen, das macht glücklich. Die Schattenseite, aus nächtelangem Durcharbeiten, Budgets verwalten und gefühlt nie genug Zeit haben, nehme ich dafür in Kauf.

Vielen Dank Anne Kämpfe für das Interview!


Mehr über GRACY Q

Auf der Webseite von GRACY Q erfahren Sie mehr über das Label und die Kollektionen von Anne Kämpfe. Über den neuen Online-Shop können Sie die Unikate für sich ergattern! Es gibt Kleider, Röcke, Mäntel – wir sind davon begeistert!
www.gracy-q.de

Einige Entwürfe der Modedesignerin sind auch vor Ort in verschiedenen Städten zu erwerben, u.a. in Berlin, Hamburg, München und Offenbach. Die Übersicht der Stores und die Adressen finden Sie übersichtlich unter Stores – Gracy Q.

- Artikel vom MDguMTIuMjAxNA==

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