Zur Kreativwirtschaft gehört der Bereich „Grafikdesign“ und über den Alltag als Grafikdesignerin erzählt uns diese Woche Katrin Klink und bereichert damit unsere Interviewreihe mit selbstständigen, kreativen Frauen. Katrin Klink ist seit ihrem Hochschulabschluss selbstständig tätig gewesen und hat für diverse Unternehmen gearbeitet. Sie hat an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart studiert mit den Schwerpunkten Illustration und Typographie. Ihre Bandbreite an Fertigkeiten ist daher groß, genauso wie ihr Angebot mit „klinkdesign“, denn sie bedient die Kunden nicht nur mit Illustrationen, sondern mit Texten, Fotos, Flyern, der Konzeption von Webseiten und eMagazinen. Ihre Werke und Inspirationen teilt sie auf ihrem Blog www.dailyperfectmoment.blogspot.de. Also, wie ist es, als Grafikdesignerin tätig zu sein?
„Ich glaube, dass ich viele Aufträge genau wegen meines Ansatzes und meiner persönlichen Eigenschaften erhalte, und nicht, weil ich eine riesige Agentur im Hintergrund habe “
Können Sie uns zu Beginn etwas darüber erzählen, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind: Was fasziniert Sie daran, Illustratorin bzw. Grafikdesignerin zu sein?
KATRIN KLINK: Das war tatsächlich keine leichte Entscheidung. Ich liebe Naturwissenschaften und habe auch parallel zu meiner Arbeit als Grafikerin Bücher und Artikel über wissenschaftliche Themen veröffentlicht. Aber letztlich ist Kreativität in allen Ausdrucksformen etwas, was mich einfach immer wieder aufs Neue bereichert und glücklich macht. Ich habe Grafikdesign an der Kunstakademie in Stuttgart studiert und so auch in den Kunstbereich reingeschnuppert – aber ich mag es, wenn Kunden mich immer wieder vor neue Herausforderungen stellen und ich vielseitig sein kann.
Wir wollen Ihren Beruf besser verstehen. Welche Eigenschaften braucht man, um Ihren Beruf auszuüben und warum? (Bis auf das Talent im Zeichnen oder Internetkenntnisse).
KATRIN KLINK: Bei Grafikdesign geht es grundsätzlich darum, Ideen zu entwickeln und um eine optimale Form, sie umzusetzen. Webseiten beginnen für mich z. B. nicht mit einem schönen Layout, sondern mit einem Konzept, das kommuniziert, was mein Kunde präsentieren will. Oft ist das dem Kunden anfangs noch nicht einmal klar. Danach kommt die Überlegung, wie sich die Botschaft visuell am besten umsetzen lässt – mit Illustrationen, Infografiken oder Fotografie? Welche Farben, Formen, Schriften „übersetzen“ die Idee? Dann erst beginnt die Gestaltung. Und natürlich sollte man internetaffin sein, Spaß daran haben, Trends und Entwicklungen zu beobachten, und auch die Bereitschaft haben, sich selbst weiterzuentwickeln. Ich habe während meines Studiums noch Bleisatz gelernt und einen Computer nicht mal von weitem gesehen – das waren viele Veränderungen bis heute.
Grafikdesignerin zu sein, ist keine Qualifikation, die vergleichbar mit anderen ist. Woher weiß man: Ich bin gut und kreativ genug, ich schaffe es und kann damit Geld verdienen?
KATRIN KLINK: Ganz ehrlich? Nur, indem man es ausprobiert. Und es ist leider so, dass Kreativität nicht gleichbedeutend mit Geldverdienen ist. Gute Leute, die sich nicht verkaufen können, bleiben oft auf der Strecke. Wer sich selbständig macht, sollte keine Illusionen haben: Man muss viel Zeit für Akquise verwenden, bevor man kreativ sein darf. Wer Jobs bekommt und seine Kunden zufrieden oder sogar glücklich macht, der ist gut und kreativ genug für den Job.
Ihr Angebot ist sehr vielseitig: Sie entwerfen Logos und Auftragsportraits, designen Webspiele und eMagazine, fotografieren – was liegt Ihnen am meisten?
KATRIN KLINK: Genau das: die Vielseitigkeit. Ich würde nicht nur Logos entwerfen oder nur Illustrationen machen wollen. Ich decke eine große Bandbreite an Angeboten ab, um meinen Kunden quasi „Rundum-Sorglos-Pakete“ liefern zu können. Dazu gehören heute auch das Texten und die Fotografie. Ich arbeite viel mit kleineren Kunden, die gerne alles aus einer Hand bekommen. Aber Illustrations- oder Fotoaufträge, das macht letztlich am meisten Spaß.
Wir sind neugierig, wie der Alltag einer Grafikdesignerin aussieht. Können Sie ihn uns kurz beschreiben?
KATRIN KLINK: Vermutlich viel weniger aufregend, als man es sich vorstellen würde. Wie gesagt, Akquise, aber auch Organisation, nehmen einen größeren Teil meiner Arbeitszeit ein, Gespräche mit Kunden, Abwicklung. Das macht mich manchmal ungeduldig, wenn ich eigentlich zeichnen möchte. Den kreativen Teil plane ich deshalb quasi als Belohnung, wenn ich die anstehenden nichtkreativen Dinge abgearbeitet habe. Und manchmal klinke ich mich komplett aus, wenn ich ein Projekt in Ruhe fertigstellen will, gehe nicht ans Telefon und vergesse dann auch alles um mich herum.
Ihrer Webseite ist vor allem zu entnehmen, dass Sie viel Auftragskunst machen – können Sie bei so etwas Ihren Ideen freien Lauf lassen und umsetzen oder sind Sie dabei sehr eingeschränkt?
KATRIN KLINK: Bei Illustrationsaufträgen sehe ich mich nicht wirklich als Künstlerin. Wichtig ist, etwas zu liefern, was für den Kunden passt, deshalb habe ich auch ganz unterschiedliche Illustrationsstile. Grundsätzlich erhalte ich ein Thema, schlage dazu etwas vor und meist wird das auch direkt so akzeptiert und ich kann mich an die Umsetzung machen. In den meisten Fällen treffe ich damit auch auf den Punkt. Es gibt Kunden, die mir völlig freie Hand lassen und auch sehr mutig in der Umsetzung sind, das sind natürlich Highlights in meiner Arbeit. Hier gäbe es ein Beispiel einer Webseite, www.barbara-lampl.de, die wirklich spannend ist. Konzept, Illustrationen, Texte sind alles von mir.
Wenn Sie die Chance hätten, Ihre eigene, persönliche „Katrin Klink“-Kunst zu entwerfen – wie würde das aussehen?
KATRIN KLINK: Ich stelle immer wieder auch eigene freie Arbeiten aus. Eine Freundin von mir, Ellen Muck, ist Künstlerin und hat eine riesige Halle, in der sie nicht nur ihre Werkstatt hat, sondern auch regelmäßig Veranstaltungen macht. Die „Halle Zollstock“ in Köln ist eine Art Gesamtkunstwerk, in dem auch immer wieder Arbeiten von mir zu sehen sind, z. B. meine „letterheads“. Das ist eine Anspielung auf meinen Job als Grafikerin: „letterhead“ kann man aus dem Englischen als „Buchstabenkopf“ übersetzen, es bedeutet aber auch „Briefkopf“.
KATRIN KLINK: Als freie Arbeiten mache ich Collagen oder kleinere Acryl- oder Temperagemälde. Und zusammen mit Ellen und anderen Künstlerinnen haben wir ein fortlaufendes Projekt, „Alice im Wunderland“, für das wir gemeinsam Installationen machen, die ich dann wiederum mit Fotos begleite.
Sie treffen bestimmt auf viel Konkurrenz in Ihrer Branche – ist es in Ihrem Bereich schwieriger, sich als Frau durchzusetzen?
KATRIN KLINK: Ja, es gibt viel Konkurrenz, aber ich sehe mich nicht wirklich mit anderen konkurrieren. Ich habe nie in einer Agentur gearbeitet, sondern immer freiberuflich. Da geht es dann eher darum, mit welchem Angebot man sich auf dem Markt positioniert. Ich glaube sogar, dass ich so, wie ich arbeite, Vorteile davon habe, eine Frau zu sein. Empathie ist für mich eine weitere wichtige Eigenschaft, die ich bei meiner Arbeit brauche, um mich auf meine Kunden und Kundinnen einzustellen. Und ich glaube, dass ich viele Aufträge genau wegen meines Ansatzes und meiner persönlichen Eigenschaften erhalte, und nicht weil ich cool auftrete oder eine riesige Agentur im Hintergrund habe.
Selbständig zu sein, ist nicht immer einfach, man trägt die ganze Verantwortung und braucht viel Selbstdisziplin. Wie motivieren Sie sich?
KATRIN KLINK: Das ist eine Frage, die mir tatsächlich häufig gestellt wird. Die Antwort ist relativ einfach: Als alleinerziehende Mutter muss ich jeden Monat aufs Neue die Miete heranschaffen. Das ist tatsächlich ein guter Motivationsfaktor für mich, ganz ohne Ironie. Ich brauche etwas Druck im Nacken, um mich nicht tagelang in Illustrationen oder freier Arbeit zu verlieren. Und dann natürlich: Meist macht mir meine Arbeit wirklich Spaß. Neben den offiziellen Projekten habe ich auch immer Sachen in Arbeit, die mich tatsächlich manchmal auch Sonntagmorgens aus dem Bett springen lassen. Gerade habe ich zwei kleine Videos für eine Freundin gemacht, die im Januar eine CD herausbringt, ich helfe befreundeten Künstlerinnen mit Fotos oder mache eMagazine über ihre Arbeiten – und ich blogge täglich. Das trägt auch viel zu meiner Motivation und Zufriedenheit bei. Selbst wenn ich den ganzen Tag nur Suchmaschinentexte geschrieben habe, poste ich am Abend noch etwas Kreatives, und sei es eine Kleinigkeit. Und ich bekomme viel positives Feedback, das ist für mich ein wichtiger Austausch, weil ich alleine arbeite.
Es gibt unzählige Netzwerke für selbstständige Frauen. Wir haben Sie z. B. im Verzeichnis „Powerladies.de“ gefunden. Ist es wichtig, sich mit anderen aus der Branche zu vernetzen?
KATRIN KLINK: Absolut. Ohne meine Netzwerke könnte ich meine Arbeit nicht machen, ganz abgesehen davon, dass es mir Freude macht, mit Menschen vernetzt zu sein. Und auch hier sehe ich übrigens uns Frauen im Vorteil. Ich bin vernetzt mit Frauen aus dem IT-Bereich, mit Künstlern, auf wissenschaftlicher Basis und als Trainerin. Und als Bloggerin natürlich auch auf dieser Ebene mit jeder Menge wunderbarer und kreativer Menschen. Da ich auf deutsch und englisch blogge, sind das teilweise auch internationale Kontakte. Ich habe Einladungen nach New York oder Jobangebote aus Australien bekommen, kooperiere mit Menschen in Frankreich, Schottland oder Holland, und daraus entwickelt sich dann wieder etwas Neues … Vernetzen ist für mich nicht nur auf beruflicher, sondern auch auf persönlicher Ebene wichtig.
Zum Schluss möchten wir noch wissen: Was sind die Sonnenseiten bzw. Schattenseiten in Ihrem Beruf?
KATRIN KLINK: Die Schattenseite als selbständige Grafikerin ist ganz klar: kein geregeltes Einkommen. Das kann manchmal durchaus Druck bedeuten. Und die Steuererklärung zu machen, mit all meinen Belegen, Reisen etc., das gehört zu den Dingen, die ich wirklich hasse. Ich arbeite auch definitiv zu viel, oft 10, 12 Stunden am Tag. Ich nehme mir immer wieder vor, keine zusätzlichen oder unbezahlten Jobs mehr anzunehmen, aber Künstler haben meist kein Geld, ermöglichen jedoch spannende Projekte und brauchen auch einfach mehr Unterstützung.
Irgendjemand hat mal gesagt: Wenn man liebt, was man tut, muss man nie mehr arbeiten. Das trifft auf alle Fälle auf mich zu. Insofern gebe ich viel, meine Arbeit gibt mir aber auch wieder viel. Ich komme viel herum, treffe viele tolle Menschen und höre immer wieder, wie spannend mein Leben sein muss. Ist es, und das sage ich mir auch selbst, wenn ich mal wieder einen Tag mit Suchmaschinentexten verbracht oder bei der Druckvorlagenherstellung geflucht habe. Insgesamt erlebe ich also erheblich mehr Sonnen- als Schattenseiten, weil ich mir einen entsprechenden Mix aus Projekten zusammenstelle.
Vielen Dank Katrin Klink für das tolle Interview!
Mehr über Katrin Klink
Auf der Webseite von klinkdesign präsentiert Katrin Klink sich und viele Beispiele ihrer Projekte: www.katrin-klink.de
Außerdem bloggt sie täglich auf ihrem Blog „daily perfect moment – MY DAILY CREATIVE ADVENTURES“ – hier geht es um Frau Klings tägliche, kreative Abenteuer!