Equal Pay DayBerufsleben

Eine unbehagliche Stille erfüllt den Raum, unterbrochen durch vereinzeltes Murmeln und verhaltene Antworten; die Moderatorin Sybille Giel vom Bayerischen Rundfunk hat die Gäste bei der Veranstaltung zum Equal Pay Day (EPD) „Spiel mit offenen Karten – was verdienen Frauen und Männer“ erfolgreich irritiert: „Wissen Sie, was Ihre beste Freundin verdient?“. Gehalt ist ein Tabuthema und keiner spricht gerne darüber. Die Veranstaltung, organisiert durch die Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Emilia Müller, den BPW Club München (Business and Professional Women) und den Bayerischen Landesverband des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) begann gelungen mit dem Fokus auf „Transparenz“, dem diesjährigen Motto des EPD.

Was ist der Equal Pay Day?

Der 20. März 2015 ist Equal Pay Day – bis zu diesem Datum müssen Frauen arbeiten, um dasselbe Gehalt zu verdienen, das ihre männlichen Kollegen zum Ende des Jahres 2014 erreicht haben. Insgesamt 79 Tage länger. Es geht um eine Lohnlücke von rund 22 Prozent, die zwischen Männern und Frauen herrscht. Angefangen hatte die Kampagne zum EPD 1988, nach Streiks der Frauen in einer Automobilfabrik in England. Das internationale Frauennetzwerk BPW initiierte daraufhin in den USA die „Red Purse Campaign“, um auf die Lohnkluft, welche international bestand, hinzuweisen. Die Rote Tasche steht symbolisch für die Roten Zahlen im Geldbeutel der Frauen.

Video: Warum ist der Equal Pay Day am 20.03.2015

Seit 2008 führt BPW Germany in Deutschland den EPD durch und hat im Laufe der Jahre immer mehr Aufmerksamkeit und Zuspruch gewinnen können.

Bei der diesjährigen EPD Kampagne dreht es sich um das Thema „Transparenz“, genauer gesagt um Gehaltstransparenz. Was verdienen Frauen, was verdienen Männer? Nur wenn Frauen und Männer wissen, was Kollegen in ähnlichen Positionen verdienen, so die Annahme des BPW, können Gehaltsforderungen überzeugend vertreten und die Lohnlücke von 22 Prozent kann schwerlich aufrechterhalten werden.

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Wie entsteht die Lohnlücke?

Henrike von Platen, die Präsidentin der BPW Germany e.V. fasst die wesentlichen Punkte zusammen:

  • Typische Frauenberufe sind meist schlechter bezahlt als typische Männerberufe, vor allem der soziale und Dienstleistungsbereich
  • Frauen unterbrechen häufiger und länger ihre berufliche Karriere – in der Zeit verdienen sie nichts und sind beim Wiedereinstieg oft gezwungen, mit niedrigerem Gehalt als zuvor einzusteigen
  • weniger Frauen in Positionen mit hohem Gehalt (Führungspositionen, Vorstand etc.)
  • Frauen haben größere Nachteile im sogenannten „Gehaltspoker“, sprich bei den Gehaltsverhandlungen: Sie verkaufen sich schlechter und fordern weniger ein

Starke Unterschiede in der Bezahlung von Männern und Frauen in gleicher Position und bei gleichwertiger Arbeit finden sich u.a. bei Chemikern oder Bankkaufleuten. Die Lohnunterschiede lassen sich nicht immer strukturell oder personenbezogen erklären – eine diskriminierende Behandlung von Frauen im Berufsleben ist nicht auszuschließen. „Für die Ungleichheit innerhalb einer Berufskategorie gibt es kein Argument“, betont Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Vorsitzender des Kuratoriums der Fairness-Stiftung. Es sei unfair, Mitarbeiter nach ihrem Verhandlungsgeschick statt nach ihrer Leistung zu bezahlen.

Ziel: Transparente Gehaltsstrukturen in Unternehmen

Die Ziele für den diesjährigen EPD sind klar: Es soll mehr Transparenz in den Gehaltsstrukturen der Unternehmen geben. Bei der Hamburger Agentur „Elbdudler“ kennt jeder das Gehalt des anderen (sogar das Gehalt des Chefs) und darf sein Gehalt selbst bestimmen – ist das vielleicht ein zukünftiges Modell? Dort scheint das Prinzip gut zu funktionieren.

„Transparenz sorgt beim Gehaltspoker für Fairness. Unser Ziel muss sein, die geltenden Spielregeln so zu verändern, dass Frauen gewinnen können“, sagt von Platen. Transparente Lohnfindung sei ein Schritt zu gerechteren Löhnen, betonte Elfriede Schießleder, die Vorsitzende des KDFB-Landesverbandes.

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Was möchte der Equal Pay Day erreichen?

Er setzt sich für das bereits geplante Entgeltgleichgesetz ein, für mehr Lohntransparenz in Unternehmen und der Offenheit in der Gesellschaft zum Thema Lohn, für eine gleichwertige Stellung von Berufszweigen (Auflösen „typischer Frauenberufe“ und „typsicher Männerberufe“) und für die Frauenquote.

München, 05.02.2015 "Spiel mit offenen Karten" - vlnr: Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck /  Antje von Dewitz (VAUDE) / Henrike von Platen / Emilia Müller / Elfriede Schießleder / Sybille Giel (BR) / Prof. Dr. Carsten Becker © Ulrike Müller-Münch

München, 04.02.2015 „Spiel mit offenen Karten – Was verdienen Frauen und Männer?“. Vlnr: Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Antje von Dewitz (VAUDE), Henrike von Platen, Emilia Müller, Elfriede Schießleder, Sybille Giel (BR), Prof. Dr. Carsten Becker // Foto © Ulrike Müller-Münch

- Artikel vom MTYuMDIuMjAxNQ==

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