Von „networking“ und Netzwerken spricht jeder – doch mit wem und wie mache ich das? Und warum soll ich ein Frauennetzwerk wählen? Reichen denn nicht Xing oder LinkedIn aus? Carolin Schäufele beantwortet uns einige Fragen zum Thema Frauennetzwerke. Sie hat nämlich vor zwei Jahren das Göttinger Kreativwirtschaftsnetzwerks „Stellwerk“ gegründet (darüber sind wir bei unserer Recherchen zum Thema „Frauen in der Kreativwirtschaft“ gestolpert) und jetzt auch eine Webseite bzw. ein Magazin aufgesetzt, das sich speziell an Gründerinnen und Unternehmerinnen richtet. Wir haben nachgehakt, wie es dazu kam. Außerdem wollten wir wissen, warum Frauen gerne ihre eigenen Netzwerke haben…
Frau Schäufele, wir möchten gerne mehr über die Bedeutung von Netzwerken erfahren. Warum ist das Netzwerken so wichtig? Sich austauschen kann man doch auch ohne einen organisierten Verbund…
CAROLIN SCHÄUFELE: Ich habe gerade in der jüngsten Vergangenheit festgestellt, dass Netzwerken eine immense Bedeutung hat, und das nicht nur, wenn man im Bereich Internet tätig ist. Ohne Netzwerk oder Community geht heute fast gar nichts mehr. Möchte man sein Produkt, sein Unternehmen bekannt machen, sprich bewerben, ist der Weg über das Netzwerken mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Ich habe mit einer Kollegin vor einigen Monaten ein Unternehmen gegründet, SHE works! eine Website für Gründerinnen und Unternehmerinnen. Wir haben viele Veranstaltungen besucht, sind zu Kongressen und Messen gefahren, haben im Internet „genetzwerkt“ und das mit mittlerweile echtem Erfolg. Unser Unternehmen ist einem recht großen Kreis bekannt, wir bekommen Anfragen und viel Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Sie haben wie oben bereits erwähnt, erst kürzlich „SHE works!“ gegründet – eine Webseite für Gründerinnen und Unternehmerinnen. Gleichzeitig sind Sie auch im Vorstand des Göttinger Kreativwirtschaftsnetzwerks „Stellwerk“, das Sie vor zwei Jahren mitgegründet haben – wie kam es dazu?
CAROLIN SCHÄUFELE: Ja, SHE works! haben wir im November 2014 ins Netz geschickt mit der klar definierten Zielgruppe Frauen, die ein Unternehmen gründen oder leiten. Wir wollen ganz gezielt Informationen bereitstellen, die es Gründerinnen und Unternehmerinnen ermöglichen und erleichtern, die für sie passenden Netzwerke und Beratungsangebote, aber auch Termine in ihrer Region zu finden.
Stellwerk, der Kreativwirtschaftsverein, bei dem ich im Vorstand sitze, ist schon drei Jahre alt. Ich habe damals mit einigen Kollegen eine Beratungsstunde bei der Bundesinitiative Kultur- und Kreativwirtschaft genommen, um uns über Kundenakquise und Neuaufstellung beraten zu lassen. Dabei kam zur Sprache, dass Göttingen und Südniedersachsen noch keine Vertretung für die Kreativwirtschaft hat. Mit einer Runde von 6 Leuten haben wir dann ein Jahr lang die Gründung für den Verein Stellwerk vorbereitet. Da alle nebenbei auch noch arbeiten mussten, hat sich der Prozess ein wenig hingezogen. Aber wir haben es tatsächlich geschafft, dabei zu bleiben und unser Kreativwirtschaftsnetzwerk zu etablieren. Unser Ziel ist und war es, die Kreativwirtschaft in unserer Region sichtbar zu machen.
Auffällig ist: Es gibt insbesondere Netzwerke speziell für Frauen. Wie würden Sie das erklären?
CAROLIN SCHÄUFELE: Ich denke, dass Frauen anders netzwerken als Männer, und dass Frauen auch einen anderen Umgang untereinander haben als Männer. Die Kommunikation unter Frauen bewegt sich eher auf Augenhöhe. Bei Männern ist es häufig so, dass man erst mal abklären muss, wie das Gegenüber einen wahrnimmt und einschätzt.
Wie findet man das richtige Netzwerk für sich?
CAROLIN SCHÄUFELE: Als erstes sollte man sich im Klaren darüber sein, was man überhaupt erreichen will, ob man auf einem Gebiet Unterstützung benötigt oder nur neue Kontakte und Inspirationen sucht. Man sollte immer erst mal zu einem Probetreffen gehen und schauen, ob es für einen persönlich passt, bevor man sich mit einer Mitgliedschaft festlegt. Man muss sich wohlfühlen, sonst ist man selbst nicht authentisch. Und das gilt sowohl für das wahre Leben als auch für Netzwerkgruppen im Internet. Hier sollte man vorher schauen und beobachten und eventuell still mitlesen, bevor man sich in einer Gruppe anmeldet.
Also einfach mal hingehen, Menschen kennenlernen, eine möglichst gute Zeit haben und schauen, wie es passt. Ich denke, da sollten Frauen manchmal ein bisschen mutiger sein. Wir von SHE works! probieren auch gerade aus, in welches Netzwerk wir passen. Das ist viel Arbeit, aber es lohnt sich.
Dieses Magazin für Unternehmerinnen und Gründerinnen ist ganz neu: Auf ihrer Webseite „SHE works!“ berichten Carolin Schäufele und ihre Kollegin Katja Brößling über aktuelle und zielgruppenrelevante Themen.