Lisa Lyskava ist seit 1989 freischaffende Künstlerin – sie malt nicht nur, sondern ist auch in den Bereichen Film, Videokunst und Performance tätig. Ihre Bilder sind sehr farbenreich und ausdrucksvoll – wie entstehen solche Bilder und was steckt dahinter? Uns hat es nun brennend interessiert, mehr über das Künstlerdasein zu erfahren: Was bedeutet es, als freischaffende Künstlerin tätig zu sein und wie gestaltet sich dabei der Alltag? Für unsere Interviewreihe haben wir die studierte (Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaften) Münsteranerin, deren Werke in Europa und USA ausgestellt sind, befragt.
„Es ist also nicht so, dass die Arbeit ganz ‚ins Blaue‘ hinein entsteht“
Können Sie uns zu Beginn etwas darüber erzählen, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind: Was fasziniert Sie daran, Künstlerin zu sein?
LISA LYSKAVA: Schon als Kind habe ich mit künstlerischen Mitteln meine Welt interpretiert:
- mit ungebrannten Lehmziegeln afrikanische Masken gebaut
- ausgemusterte Küchenfliesen mit Buntstiften bemalt
- für meine Familie getanzt bei der sonntäglichen gemeinsamen Kaffeetafel
Künstlerin zu sein, bedeutet für mich Freiheit und Autonomie in der Auseinandersetzung mit den Themen, die mich in meiner Lebenswirklichkeit berühren und herausfordern, und diese mit den Mitteln der Malerei, der Fotografie oder filmisch zu bearbeiten.
Wir wollen Ihren Beruf besser verstehen. Welche Eigenschaften braucht man, um Ihren Beruf auszuüben und warum?
LISA LYSKAVA: Für die Berufsausübung sind Selbstbewusstsein, Enthusiasmus und Belastbarkeit wichtige Qualitäten; Neugierde, Offenheit, Empathie, Respekt oder Wertschätzung sind zwar nicht Bedingung, aber für die Qualität der erzielten Ergebnisse von unschätzbarem Wert. Letzteres halte ich für ganz besonders wichtig bei der Arbeit an Dokumentarfilmprojekten.
Künstlerin zu sein, ist keine Qualifikation, die vergleichbar mit anderen ist. Woher weiß man: Ich bin gut und kreativ genug, ich schaffe es und kann damit Geld verdienen?
LISA LYSKAVA: Es braucht einen inneren Kompass – Kritikfähigkeit sich selbst gegenüber und Selbstbewusstsein – um einen Weg zu gehen, der künstlerische Selbstbestimmung sowie auch Anerkennung durch Verkäufe von Gemälden z. B. im Bereich der bildenden Kunst oder die Finanzierung von Filmprojekten gewährleistet. So wird dann auch der Lebensunterhalt sichergestellt.
Sie arbeiten mittlerweile seit über 26 Jahren als freischaffende Künstlerin, haben es mit Ihren Arbeiten bis nach New York geschafft. Wie schwer ist es, an Aufträge zu kommen, wie schafft man es, auf die eigenen Projekte aufmerksam zu machen?
LISA LYSKAVA: In meinem Fall hat sich die Karriere häufig durch Empfehlung von Menschen weiterentwickelt, die von der Bedeutung meiner Bilder für die Gestaltung ihrer Lebensqualität erzählt haben.
Sie arbeiten viel mit Farben, im Zusammenhang mit Ihrer Kunst sprechen Kritiker von „prickelndem, visuellen Jazz“ oder „Farben Feste“. Warum der Fokus auf Farben als Mittel des Ausdrucks?
LISA LYSKAVA: In der Malerei ist für mich Farbe und der Rhythmus des Farbauftrags ein Impuls, der Energie und Strahlkraft transportiert.
Sie sagen, der kreative Prozess ist eine Reise mit unbekanntem Ziel. Ist diese Ungewissheit notwendig? Oder eher beunruhigend, vielleicht mitunter gar beängstigend? Wie gehen Sie beim Erschaffen eines Bildes vor?
LISA LYSKAVA: Es gibt zu Beginn der Arbeit an einem neuen Gemälde wohl Themen, die mich beschäftigen. Es ist also nicht so, dass die Arbeit ganz „ins Blaue“ hinein entsteht. Der Prozess der Entwicklung und die Wahl der Materialien und malerischen Mittel gestaltet sich bis zur Entscheidung, dass das Gemälde „so“ stimmig ist, immer wieder neu, je nachdem, welche Erfordernisse sich aus der Auseinandersetzung mit dem Bild ergeben. Sich diesem Prozess anzuvertrauen, ist eine Herausforderung, die die Arbeit an einem Gemälde immer aufregend und prickelnd macht.
Wir sind neugierig, wie der typische Tag einer Künstlerin aussieht. Können Sie ihn uns kurz beschreiben?
LISA LYSKAVA: Ich arbeite im Atelier immer nachts – allein und ungestört auf meinem Planeten. Musik begleitet mich, ich tanze zur Musik und male. Ab dem – späten – Vormittag wird der Alltag organisiert.
Selbständig zu sein, ist nicht immer einfach, man trägt die ganze Verantwortung und braucht viel Selbstdisziplin. Wie motivieren Sie sich?
LISA LYSKAVA: Ich genieße das, was ich tue, erlebe Begeisterung von den Menschen, die mit meiner Kunst in Berührung kommen. Das ist Nahrung für die Künstlerseele<.
Es gibt unzählige Netzwerke für selbstständige Frauen. Ist es wichtig, sich mit anderen aus der Branche zu vernetzen?
LISA LYSKAVA: Ja, Netzwerke sind sinnvoll und nützlich.
Zum Schluss möchten wir noch wissen: Was sind die Sonnenseiten bzw. Schattenseiten in Ihrem Beruf?
LISA LYSKAVA: Schattenseite … relative Ungewissheit der Einkommenssituation.
Sonnenseite … Erfüllung in meinem Beruf, Freiheit, Autonomie, Anerkennung für die kreative Leistung, Enthusiasmus leben.
Vielen Dank Lisa Lyskava für das Interview!
Mehr über Lisa Lyskava und ihre aktuellen Ausstellungen
Einen besseren Eindruck von der Kunst von Lisa Lyskava gewinnen Sie auf ihrer Webseite www.lisalyskava.com.
Dort sind nicht nur viele ihrer Bilder zu sehen, sondern auch die Übersicht ihrer bisherigen Ausstsellungen und jede Menge Rezensionen, die sehr viel über die Künstlerin und ihre Werke verraten.