Familienkonstellationen sind häufig schwierig und Familienstreitigkeiten nicht allzu selten. Insbesondere in Patchworkfamilien: Diese sind heutzutage nicht mehr selten und entstehen, sobald sich ein Paar scheiden lässt und ein Elternteil später einen neuen Partner hat. Wie wird der neue Partner in der Familie aufgenommen? Grund zum Streit kann allein schon die Bezeichnung des neuen Familienmitglieds bieten. Nicht selten droht ein Beziehungsaus oder ein Zerwürfnis mit der Familie. Mit viel Aufgeschlossenheit, aber auch Verständnis und Toleranz lassen sich schwere Konflikte vermeiden.
Mit einem besonders kniffligen Fall befasst sich Single- und Paarberater Christian Thiel in dem neuesten Beitrag seiner Kolumne.
Leserfrage Frau H.: Ein Familienstreit ist im Gange. Nach 25 Jahren Ehe, 17 Jahren Trennung, bin ich jetzt geschieden. Vor zwei Jahren hab ich den Halbbruder meines Exmannes geheiratet. Doch nun wollen mein Sohn und meine Schwiegertochter nicht, dass mein dreijähriger Enkel ihn Opa nennt. Das verwirrt ihn so sehr, dass er jetzt gar nichts mehr sagt. Meine Frage: Was ist denn mein Mann für meine Enkel?
Christian Thiel: Ihre Familienverhältnisse sind recht ungewöhnlich. Da kann es auch zu ungewöhnlichen Differenzen kommen. Biologisch ist die Sache klar: Ihr neuer Partner ist ihr neuer Partner – aber nicht der Großvater Ihres Enkelkindes. Aus der Sicht des Enkels ist die Sache ebenfalls klar: Da er sie nur mit Ihrem neuen Partner zusammen kennt, ist der für ihn „der Opa“.
Für die Eltern des Kindes sieht das alles ganz anders aus. Und um deren Willen geht es. Sie sollten ihn respektieren. Welche Bezeichnung wünschen sich denn die Eltern des Kindes für Ihren neuen Partner? Der Elternwille zählt aus verschiedenen Gründen, unter anderem, weil es um ein möglichst gutes Verhältnis zu Ihrem Enkelkind sowie zu Ihrem Sohn und seiner Frau geht.
Großeltern können und sollen keine Entscheidungen treffen, die wesentliche Belange im Leben ihrer Enkelkinder betreffen. Es steht ihnen nicht zu, es sei denn, sie befürchten eine gravierende Beeinträchtigung für ihren Enkel. Davon kann in Ihrem Fall nicht die Rede sein. Ob Ihr Enkel Ihren Partner nun beim Vornamen anspricht oder Opa nennt, beeinträchtigt sein Seelenheil nicht. Ihres aber möglicherweise schon. Kommt es wegen dieser Frage zu einer Verstimmungen mit Ihrem Sohn, dann sind Sie die Leidtragende und Ihr Enkelkind möglicherweise noch dazu. Der Preis ist einfach zu hoch.