Herr Tiki Küstenmacher, Anfang Oktober erschien im Campus Verlag die überarbeitete Neuauflage Ihres Lebenshilfe-Bestsellers „simplify your life“ aus dem Jahr 2001. Welche Anpassungen haben Sie vorgenommen, damit das Buch auch im Jahr 2017 seine Aufgabe erfüllt? Welche Entwicklungen hat es in den letzten 15 Jahren gegeben und welche Methoden stellen Sie diesen gegenüber?
TIKI KÜSTENMACHER: Viele Tipps habe ich noch einmal vereinfacht. Es gibt in vielen Kapiteln zuerst eine Sofort-Methode, beim Thema Aufräumen etwa eine Hauruck-Anleitung für Schreibtisch, Kleiderschrank & Co. Falls die nicht klappt, kommen danach speziellere Tricks für die Leser-/innen.
Viel verändert hat sich bei den technischen Möglichkeiten und Gewohnheiten. Bei der letzten Überarbeitung 2008 war Fax noch ein Thema, Smartphones waren erst im Kommen. Das ist jetzt alles auf dem neuesten Stand.
Außerdem ist das Buch komplett neu und farbig bebildert. Dadurch macht es emotional noch mehr Spaß, es zur Hand zu nehmen. Das ist ja auch wichtig.
Woran liegt es, dass vielen Menschen – auch und gerade vielen Frauen – der Alltag über den Kopf wächst und sie sich zwischen den unterschiedlichsten Erwartungen zerreißen? Wie hilft die simplify-Methode in diesem Kontext?
TIKI KÜSTENMACHER: Das Kapitel „Entperfektionieren Sie Ihr Leben“ habe ich weiter verstärkt. Gerade Frauen neigen dazu, Erwartungen anderer vorausahnen zu wollen und alles extragut zu erledigen. Da bedeutet simplify: Gut ist gut genug!
Ich ermuntere Menschen, mit dem simplify-Buch in der Hand zum/zur Chef/in zu gehen und gemeinsam simplify-Strategien zu entwickeln, die allen den Alltag leichter machen. simplify geht nicht alleine, das ist ein Teamprojekt!
Zum Beispiel Meetings. Es gibt immer mehr davon, keiner mag sie wirklich. Oft nicht einmal der, der sie einberuft. Da wäre es eine positive Revolution für alle, hier abzurüsten. He Boss, wir lassen probeweise jedes zweite Treffen ausfallen. Wir kümmern uns mehr um unsere Kunden, um unsere wertschöpfende Arbeit! Das kann gelingen. Ausprobieren!
Es gibt Menschen, die nicht gerne Ratgeber lesen – zum Beispiel, weil sie sich ungern etwas diktieren lassen wollen. Warum ist die „simplify“-Methode auch für solche Skeptiker geeignet?
TIKI KÜSTENMACHER: Ich beobachte staunend, dass auch hartgesottene Ratgeber-Gegner nach vielen Jahren doch noch mein Buch kaufen – und es lieben! Vielleicht kommt das daher, weil ich meine Leserinnen echt mag. Niemand wird überfordert oder zu etwas gezwungen. Alles ist von mir selbst in der Praxis erprobt, und ich bin ein sehr normaler, nicht besonders gut organisierter Typ. Was bei mir funktioniert, funktioniert auch bei den meisten anderen Leuten.
Haben Sie einmal die Erfahrung gemacht, dass Ihr Buch als Geschenk gar nicht gut ankam?
TIKI KÜSTENMACHER: Das wird oft befürchtet: Oh je, wenn ich meinem Mann ein Buch übers Aufräumen schenke …! Aber es ist ja gar kein Buch übers Aufräumen, sondern ein buntes Buffet mit allen möglichen Vereinfachungsideen.
Manche Frauen befürchten übrigens, wenn sie das Buch geschenkt bekommen, dass sie dann zu Hause mehr putzen und aufräumen sollen. Aber das ist das Zauberhafte an dem Begriff „simplifyen“: Keller entrümpeln oder Badezimmer auf Hochglanz bringen klingt uncool. „Komm, wir machen mal simplify“ dagegen kann eine echt bereichernde Aktion für alle werden.
Wie viel aus dem Erfahrungsschatz Ihrer anderen „Jobs“ – als Pfarrer, Rundfunkprediger, Talkshowmoderator – steckt in diesem Buch?
TIKI KÜSTENMACHER: Haufenweise! Ich bin nonstop am Sammeln und Zuhören. Jeder Mensch weiß ein paar Tricks, mit denen er seinen Alltag besser meistert. Viele von denen sind in die Überarbeitung vom simplify-Buch eingeflossen. An dieser Stelle danke an alle – die mir in der Regel sehr gern ihre privaten simplify-Ideen verraten haben.
Dass ich ein liberaler Christ mit einem großen Herzen für Nichtglaubende bin, merken die Leser-/innen bestimmt an den Kapiteln über die Vereinfachung der eigenen Beerdigung oder den Umgang mit extremen Lebenskrisen.
Welchen Ihrer eigenen Ratschläge müssen Sie sich selbst immer wieder ins Gedächtnis rufen? Haben Sie noch persönliche Schwächen in der Selbstorganisation oder sind diese inzwischen „optimiert“?
TIKI KÜSTENMACHER: Oh je, ich sage nach wie vor viel zu gerne Ja, wenn jemand etwas von mir will. Dann kann ich es oft doch nicht einhalten, und der andere ist enttäuscht.
Das Kapitel über das richtige Nein-Sagen enthält daher lauter super Kniffe, wie man sich nicht von anderen zu etwas überreden lässt, was man gar nicht möchte. Ein Kapitel, das ich selber gern lese, aber vielleicht noch öfter tun sollte.
Lieber Herr Tiki Küstenmacher, vielen Dank für das Gespräch.
Info: Werner Tiki Küstenmacher
Werner Tiki Küstenmacher wurde 1953 in München geboren. Nach dem Studium der evangelischen Theologie machte er eine journalistische Zusatzausbildung. Von 1981 bis 1990 gründete und leitete er für die evangelische Kirche in Bayern das Evangelische Fernsehen, eine TV-Produktionsfirma für SAT.1 und RTL.
Tiki Küstenmacher ist regelmäßiger Mitarbeiter bei Radio Bayern1 und Bayern3 („Evangelische Morgenfeier“, „Auf ein Wort“). Bis heute hat er mehr als 100 Bücher veröffentlicht. „Simplify yor life“ war etwa das 70ste und wurde 2001 ein Bestseller. Das Buch wurde in 40 Sprachen übersetzt, Weltauflage 4 Millionen. simplify.de ist inzwischen ein riesiges Webportal zum Thema Lebensvereinfachung.
Werner Tiki Küstenmacher gehört zu den 100 meistgebuchten Rednern Deutschlands und wurde 2009 in die „Hall of Fame“ der German Speakers Association (GSA) aufgenommen.
Seit 6 Jahren ist er jeden Sonntagmorgen mit seiner Videokolumne „Tikimation“ (früher „Tikis Welt“) im ZDF zu sehen.
Er ist verheiratet mit der Autorin Marion Küstenmacher, die beiden haben drei Kinder und wohnen in Gröbenzell bei München.
Mehr Infos unter www.kuestenmacher.com