Sanfter Tourismus - Nachhaltig in den Erlebnisurlaub Abenteuerurlaub - c -Engin_Akyurt_pixabayMeine Reise / Reise & Kultur

Das Bewusstsein für Umweltschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Nicht erst seit der „Fridays for future“-Bewegung ist klar: Wir müssen unser Verhalten ändern! Auch die Tourismusbranche erkennt die Zeichen der Zeit. Sanfter Tourismus liegt besonders bei Abenteuer- und Erlebnisreisen im Trend. Nachhaltige Reisekonzepte sind notwendig, um attraktive Ziele zu schützen und zu erhalten.

Doch wie lässt sich Nachhaltigkeit im Tourismus umsetzen? Wir werfen einen Blick auf Urlaub, wie er in Zukunft sein sollte.

Nachhaltig reisen – Richtlinien und Leitmotive

Wir bereisen die ganze Welt, erkunden Naturwunder, architektonische Meisterwerke und unser Kulturerbe. Doch immer häufiger stellt sich die Frage: Lohnt sich die Reise überhaupt noch? Der Massentourismus hat bereits viele ehemalige Traumreiseziele zerstört. Selbst Abenteuerreisen zum Mount Everest verkommen zur Touristenattraktion mit tausenden Bergsteigern und zugemüllten Basislagern.

Umso größer wird die Sehnsucht nach einem sanften, verantwortungsvollen Tourismus. Mehr als 50 % der Deutschen äußern den Wunsch, nachhaltiger zu reisen. Besonders kleine Reiseveranstalter kommen diesem Bedürfnis nach und setzen folgende ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungsziele des sanften Tourismus um:

    Ökologisch

  • Erhaltung und Schutz der Naturlandschaften und der Biodiversität
  • Vermeidung von Müll
  • Nutzung erneuerbarer Energien
  • Klimaschutz / CO2-Kompensation
  • Ökonomisch

  • Faire Arbeitsbedingungen für Einheimische
  • Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen
  • Unterstützung lokaler Hilfsorganisationen
  • Förderung der Wettbewerbsfähigkeit des Reiseziels
  • Sozial

  • Respekt vor Kultur und Traditionen des Landes
  • Begegnung auf Augenhöhe
  • Erhöhung des Lebensstandards in der Region

Die Umsetzung dieser Richtlinien kommt nicht nur der Region zu Gute. Auch die Reiseveranstalter, denen die Erhaltung des Urlaubsziels normalerweise am Herzen liegt, profitieren angesichts intakter Natur und zufriedenen Gästen. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern ist ein positiver Effekt erkennbar. Neue Jobs entstehen, die regionale Wirtschaft wird gestärkt und die Lebensqualität steigt.

Auch die Urlaubsländer selbst kümmern sich zunehmend um den Schutz ihrer touristischen Attraktionen. So beschränkt Ecuador den Tourismus auf den Galapagos-Inseln, um das UNESCO-Welterbe zu retten. Australien will mit seinem nachhaltigen „Reef 2050 Plan“ das bedrohte Great Barrier Reef erhalten.

Nachhaltige Tourismusformen

Die Tourismusbranche kreiert für jeden Anspruch eine eigene Reiseform. Wer nachhaltig reisen möchte, findet eine wahre Flut von Angeboten mit unterschiedlichen Standards:

  • Sanfter / nachhaltiger Tourismus
  • Ökotourismus / naturnaher Tourismus
  • Slow Travel
  • Naturtourismus
  • Grüner Tourismus
  • Bio-Urlaub
  • Umweltfreundlicher / umweltverträglicher Tourismus
  • Wir erläutern die Ziele und Grundideen.

Sanfter Tourismus - Reisen, ohne Spuren zu hinterlassen

Sanfter Tourismus – Reisen, ohne Spuren zu hinterlassen! © phoenixsierra0 / pixabay

Sanfter / Nachhaltiger Tourismus

Die beiden Begriffe werden synonym verwandt. Der sanfte / nachhaltige Tourismus richtet sich nach den oben genannten Entwicklungszielen und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz.

Dabei stehen gleichermaßen das positive Erlebnis des Urlaubers und der Schutz und die Förderung der Urlaubsregion im Mittelpunkt.

Den Gegenpol bildet der harte Tourismus oder Massentourismus.

Ökotourismus / naturnaher Tourismus

Der Ökotourismus oder naturnahe Tourismus ist im Wesentlichen gleichbedeutend mit dem sanften Reisen. Vornehmliches Ziel ist es, wenig „Spuren“ am Urlaubsort zu hinterlassen.

Der Unterschied zum nachhaltigen Reisen liegt in den Urlaubszielen. Der Ökotourismus konzentriert sich in erster Linie auf einen Aufenthalt in der Natur. Beim  sanften Tourismus gehören auch Städtereisen zum Angebot.

Slow Travel

Beim Slow Travel geht es nicht in erster Linie um Nachhaltigkeit. Vorrangige Ziele sind

  • Entschleunigung,
  • das bewusste Wahrnehmen der Umgebung und
  • genussvolle Erlebnisse.

Der Fokus liegt auf aktivem Erleben, nicht auf passivem Miterleben.

Das „langsame Reisen“ richtet sich an Menschen, die Alltag, Hektik und Stress entfliehen möchten. Der Input wird auf ein Minimum reduziert. Und gerade das macht das Erlebnis umso intensiver.

Eine ideale Grundlage für sanften Tourismus. Denn seine Umwelt in Ruhe zu erkunden, fördert das Bewusstsein für ihren Erhalt.

 

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Naturtourismus

Ein oft falsch interpretierter Begriff. Naturtourismus bezeichnet grundsätzlich einen Urlaub in der Natur. Dieser kann nachhaltig sein, er muss aber nicht nachhaltig sein.

Ein respektvoller Umgang mit der Umwelt und der Bevölkerung ist daher eine Selbstverpflichtung der Reiseveranstalter. Sehen diese Nachhaltigkeit als wichtigen Aspekt ihrer Reisephilosophie, werden sie in den Reiseinformationen oder auf ihrer Webseite darauf hinweisen.

Grüner Tourismus

Auch der grüne Tourismus ist ein zwiespältiger Begriff, für den keine klaren Leitlinien festgelegt sind. Besitzt ein Hotel eine autarke Stromversorgung über Solar- oder Windenergie, wird es sich als „grün“ bezeichnen, selbst wenn Aspekte des sanften Tourismus nicht beachtet werden.

Auch hier hilft ein Blick in die freiwilligen Leistungen zur Nachhaltigkeit. Werden z. B. regionale Projekte / Unternehmen unterstützt, wird Wasser gespart oder gezielt Müll vermieden.

Bio-Urlaub

Ein Urlaub in einem Bio-Hotel ist nichts Außergewöhnliches mehr. Tausende Unterkünfte tragen das Bio-Siegel und müssen dafür einige Voraussetzungen erfüllen. Sie müssen Bio-Lebensmittel und ökologisch unbedenkliche Kosmetika verwenden.

Auch nachhaltige Aspekte werden beachtet, z. B. werden Ökostrom und Recyclingpapier genutzt. Anbieter für Bio-Urlaub oder Betreiber von Bio-Hotels leisten häufig einen zusätzlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit, der über die Vorgaben des Bio-Siegels hinausgeht.

Umweltverträglicher / umweltfreundlicher Tourismus

Wie der Begriff impliziert, konzentriert sich der umweltfreundliche / umweltverträgliche Tourismus in erster Linie auf den Schutz der Natur. Maßgeblich sind zwei Faktoren:

  • Schutz vor der touristischen Nutzung
  • Umweltschutz für die touristische Nutzung

Die Natur soll also geschützt werden und als Reiseziel erhalten bleiben. Ökonomische und soziale Aspekte sind weniger von Bedeutung, werden aber von den Reiseveranstaltern zunehmend freiwillig einbezogen.

Qualitätssiegel für nachhaltigen Tourismus

Es gibt zahlreiche Siegel, die die Nachhaltigkeit touristischer Angebote zertifizieren. Anerkannt sind z. B.

  • TourCert
  • GreenGlobe
  • das EU Eco-Label

Für Urlauber ist es schwierig, sich in der Masse der Qualitätssiegel zurechtzufinden. Die Organisation „Fair unterwegs“ gibt eine Hilfestellung.

Wir empfehlen, sich an den belegbaren Aussagen der Reiseveranstalter zu orientieren. Belegbar deshalb, weil auch in der Tourismusbranche „schwarze Schafe“ zu finden sind, die mit falschen Angaben das sogenannte „Greenwashing“ betreiben. Sie stellen sich als „grün“ dar, verwirklichen aber die angepriesenen nachhaltigen Konzepte nicht. Diese unseriösen Reiseveranstalter sind allerdings eine Minderheit. Viele Anbieter stellen eigene Richtlinien auf, die über die Anforderungen einer nachhaltigen Zertifizierung hinausgehen.

 

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Der sanfte Abenteuer- und Erlebnisurlaub

Auf den ersten Blick scheinen die Begriffe „sanft“, „Abenteuer“ und „Erlebnis“ nicht zusammenzupassen. Doch im Tourismus ist das Gegenteil der Fall. Gerade bei Erlebnis- und Abenteuerurlaubern spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.

Sei es die Safari in Afrika, die Wandertour durch die Anden oder der Tauchurlaub in der Karibik: Das Erlebnis im Einklang mit der Natur spielt eine wichtige Rolle. Ein Abenteurer möchte eine neue Welt entdecken, die Umwelt und Kultur des Landes hautnah erleben. Die „Reise in die Realität“ als Gegenentwurf zu Bettenburgen im Pauschalurlaub spricht Individualisten an, die sich von den Hot Spots des Massentourismus abgestoßen fühlen.

Auch wenn nicht jedem Urlauber daran gelegen ist, die Natur zu schützen und auf Augenhöhe mit den Einheimischen in Kontakt zu treten, so liegt es vielen Reiseanbietern am Herzen. Gerade kleine Veranstalter sind häufig seit Jahren mit dem Reiseland vertraut, kennen und respektieren die Kultur und die Gebräuche. Es ist selbstverständlich für sie, nachhaltige Ziele zu verfolgen.

Tipps für den nachhaltigen Urlaub

Seit Jahren nimmt die Zahl der Flugreisenden in Deutschland zu. 2018 starteten über 222 Millionen Passagiere von deutschen Airports aus. Ein Rekord, der voraussichtlich in den nächsten Jahren überboten wird.

Jedem Urlauber muss klar sein, dass eine Flugreise nicht nachhaltig ist. Bei einem Flug von Deutschland nach Australien (mit Zwischenstopp) werden beispielsweise pro Person ca. 11 Tonnen CO2 ausgestoßen. Dieser Wert liegt in etwa so hoch wie die durchschnittliche Emission eines Einwohners in Deutschland pro Jahr.

Daher sollte eine Flugreise die Ausnahme sein, nicht die Regel. Ist sie aber nicht vermeidbar, gibt es Möglichkeiten, die Reise trotz Flug nachhaltig (oder nachhaltiger) zu gestalten.

Nachhaltig trotz Flugreise

Ein Flugzeug ist das klimaschädlichste Verkehrsmittel. Ist ein Flug aber unumgänglich, gibt es Maßnahmen, die den Ausstoß von Treibhausgasen mindern bzw. kompensieren. Folgendes können Sie tun:

  • Fliegen Sie nur, wenn es notwendig ist.
  • Planen Sie Kurzurlaube mit dem Auto. Ziehen Sie eine Flugreise nur in Betracht, wenn Sie für mehrere Wochen verreisen.
  • Fliegen Sie ohne Zwischenstopp.
  • Zahlen Sie einen CO2-Ausgleich. (Wie das funktioniert, erläutern wir im nächsten Abschnitt)
  • Buchen Sie bei einer Fluggesellschaft, die sich um Nachhaltigkeit bemüht.

Alles, was den Klimaschutz unterstützt, ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Wie funktioniert die CO2-Kompensation?

Organisationen wie Atmosfair und myclimate bieten einen CO2-Ausgleich an. Dieser kann den Ausstoß der Treibhausgase während eines Fluges nicht rückgängig machen – die Emissionen sollen aber kompensiert werden.

Anhand der Flugstrecke wird ein Betrag berechnet, der Klimaschutzprojekten zu Gute kommt. Beispielsweise werden Bäume gepflanzt, die CO2 binden.

Bei einigen nachhaltigen Reiseveranstaltern ist der CO2-Ausgleich im Reisepreis inbegriffen, wenn ein Flug notwendig ist.

Klimaschutzmaßnahmen der Airlines und Flughäfen

Auch Fluggesellschaften und Airports erkennen die Zeichen der Zeit und bemühen sich um nachhaltige Konzepte.

Beispielsweise arbeitet die Lufthansa an den „Vier Säulen für den Klimaschutz“. Effizientere Abläufe in allen Bereichen sollen den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich verringern.

Bei den Klimaschutzmaßnahmen an deutschen Airports ist der Flughafen München führend. Bis 2030 soll der Betrieb am MUC klimaneutral laufen. Umgesetzt werden sollen diese Ziele durch eine  CO2-Reduktion um 60 % und eine Kompensation der restlichen 40 %. Auch andere Flughäfen folgen diesem Vorbild, wie der Airport Düsseldorf.

Den ökologischen Fußabdruck im Urlaub verkleinern

Auch am Urlaubsort gibt es Wege, nachhaltig zu leben und den ökologischen Fußabdruck klein zu halten.

  • Buchen Sie bei einem ausgewiesen nachhaltigen Reiseveranstalter. Gerade Erlebnis- und Abenteuerreisen in der Wildnis sollten den Leitlinien des sanften Tourismus entsprechen.
  • Kaufen Sie Lebensmittel und Andenken, die aus der Region stammen.
  • Vermeiden Sie Müll, insbesondere Plastikmüll. Nehmen Sie grundsätzlich den Abfall, den sie produzieren, wieder mit – auch Zigarettenkippen.
  • Packen Sie Ihren Koffer mit nachhaltigen Produkten: Duschgel, Shampoo und Kosmetika sollten biologisch abbaubar sein. Wegwerfartikel wie Einwegrasierer gehören nicht ins Reisegepäck.

Unser Tipp

Aktiver Umweltschutz lässt sich wunderbar mit Sport verbinden. Ein aktueller Trend aus Schweden ist das „Plogging“ (Müllsammeln während des Joggens).

Umweltfreundlich reisen und den Urlaub genießen

Sanfter Tourismus ist der Reisetrend der Zukunft. Lernen Sie die Schönheit Ihres Urlaubslandes kennen, begegnen Sie den Menschen auf Augenhöhe und tauchen Sie ein in fremde Kulturen. Und das so nachhaltig wie möglich. So reisen Sie mit einem guten Gefühl und Gewissen ab und nehmen unvergessliche Erinnerungen mit nach Hause. Wir wünschen Ihnen einen erlebnisreichen Urlaub!

In diesem Zusammenhang empfehlen wir Ihnen zur weiteren Info gern auch unsere Beiträge „Zero Waste – einfach, nachhaltig und besser leben“ und „Weltläden: Faires, nachhaltiges Handeln in einer globalisierten Welt“.

- Artikel vom MTkuMDcuMjAxOQ==

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