Zwölf Monate, zwölf Frauen, zwölf Kurzgeschichten – wenn wir Stephanie Palms Buch „Zwölf Frauen die sich trauen“ aufschlagen, haben wir ein turbulentes Jahr vor uns. Jeden Monat spielt eine andere Frau die Hauptrolle. Wir gewinnen einen Einblick in den ganz normalen Alltag beziehungsweise in den ganz normalen Alltagswahnsinn der Heldin des Monats. Die von Januar bis Dezember vorgestellten Frauen haben ihre eigenen Sorgen, Gedanken und Fehler. Jede von ihnen muss ihre eigenen Aufgaben, ihr eigenes Leben meistern. Doch so unterschiedlich die Frauen und ihre Geschichten auch sind: Alle handeln nach dem sprichwörtlichen Bauchgefühl, aber auch mit Köpfchen. Ein bisschen von jeder dieser zwölf Frauen steckt in jeder Leserin. Und jede Leserin kann ein bisschen von den Frauen lernen.
Unser Blick ins Buch: Hitzewallungen im Februar
Das Thema „Älter werden“ wird in der Kurzgeschichte „Klimawandel“ beschrieben. Frauen sind vielbeschäftige Wesen. Denn jede Frau muss den Körper managen, jung aussehen, schlank sein und auch noch attraktiv und fit bleiben – und wenn das alles erledigt beziehungsweise die Vorsorge dafür getroffen ist, dann hat der Tag noch gar nicht richtig angefangen.
Charlie, die Heldin im Februar, kämpft mit ihrem eigenen Klimawandel. Die Wechseljahre halten sie auf Trapp. Dazu kommt die unschöne Frage, die sich eines Tages in ihren Kopf geschlichen hat und die seither nicht mehr herausgehen will: Ist diese 53jährige Frau, die sie morgens aus dem beschlagenen Badezimmerspiegel anschaut, wirklich sie?
Textauszug aus der Februargeschichte „Klimawandel“:
Neulich, beim Betrachten eines ziemlich aktuellen Fotos (seitlich erwischt, in allen Facetten extrem ungünstig getroffen) auf dem Smartphone ihres Sohnes, da ließ es sich nicht länger leugnen. Sie musste sich der Wahrheit stellen, die sich unangenehm anfühlte, in etwa wie ein klumpiger Kloß im Magen – der zum Beispiel dann entsteht, wenn man fünf gefüllte Creme-Krapfen mit einem Happs vertilgt. Nicht gut also. „Nein, das bin ich nicht, das kann nicht ich sein!“, hatte sie entrüstet ausgerufen. (S. 24)
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Ein Thema, das uns – auf die ein oder andere Art – alle eines Tages betreffen wird oder bereits betraf. Wie kommt eine Frau damit klar, dass ihre Idee, ihr Bild von sich selbst und die Realität mit der Zeit auseinanderklaffen? Jede von uns legt die Messlatte für sich selbst (oft zu) hoch. Für viele Frauen ist das, was sie machen, nie genug, nie korrekt, nie perfekt. Den zwölf Frauen in den Geschichten ergeht es genauso.
Fragen an die Autorin Stephanie Palm
Frau Palm, gibt es bei diesen extrem unterschiedlichen Frauen auch Gemeinsamkeiten?
STEPHANIE PALM: Der rote Faden und meine Botschaft lauten: Mut zur Veränderung – Mut zur Unangepasstheit, zum Aufmucken gegen die Tyrannei dessen, was Frauen alles sollen, wollen, können, müssen. Dieser Mut zur Veränderung macht selbstbewusst!
Wie hat Ihre Erfahrung als Imageberaterin Ihnen geholfen, diese Portraits zu skizzieren?
STEPHANIE PALM: Meine Erfahrung als Coach und Trainerin hat mich gelehrt, dass Frauen anders ticken als Männer. Frauen haben andere Hürden, Klippen und Erlebniswelten. Sie lassen sich aber bereitwilliger auf Experimente und Veränderungen ein als die Herren. Ich habe bemerkt, dass jede(r) eine ganz eigene Dynamik und Motivation hat, die sich im Leben ausdrückt. Mithilfe des Konzeptes „TYPisch ICH“ kann ich Frauen Orientierung verschaffen und sie motivieren, sich von innen nach außen authentisch zu präsentieren.
Könnten Sie das Konzept „TYPisch ICH“ noch etwas näher erklären?
STEPHANIE PALM: „TYPisch ICH“ beleuchtet vier Grundtypen: Gefühl, Struktur, Realität und Vision. Diese vier Persönlichkeitsanteile haben wir alle in uns – in wechselnden Kompositionen, in unterschiedlichen Gewichtungen. Kombiniert man jeweils zwei miteinander, dann entstehen zwölf Kombitypen. Auf der Basis dieser Erkenntnis kann ich Frauen als Typberaterin bestens unterstützen. Die zwölf Kombitypen bilden die Grundlage – die Hintergrundmelodie – für die zwölf Frauenportraits meiner Kurzgeschichten.
Für mich hat der persönliche Stiltyp zwar auch mit Kleidung zu tun, aber ebenso mit der Persönlichkeit. Beides prägt unser Innen, bevor es nach außen wirkt. Im Außen schärft sich unser Profil, als Basis für die dazu passenden Erfahrungen und Herausforderungen.
Unser Fazit
„Zwölf Frauen die sich trauen“ ist mit viel Humor und Augenzwinkern erzählt, lässt sich locker lesen und sorgt nicht selten für ein Schmunzeln auf den LeserInnenlippen. Mitunter ist es nahezu schockierend, wie genau die Geschichten zur eigenen Lebenswelt passen. Wir haben viel Spaß gehabt an den zwölf Frauen, die sich mit ihrem eigenen Äußeren schwertun, aber reif sind für eine Veränderung von innen nach außen.
Stephanie Palm
TYPisch ICH!
Zwölf Frauen die sich trauen
Books on Demand; Mai 2018 – 188 Seiten
EUR 9,99
ISBN 9783752835427