Nichts ist unmöglich bei Sarah Finke und Sandra Hein: Willse wat? Krisse wat! – heißt es im Kreativbunker der beiden Print- und Produktdesignerinnen aus dem Ruhrpott. Beide sind nun seit einigen Jahren selbstständig tätig: Sarah Finke hat vor acht Jahren ihr Diplom in Grafikdesign gemacht und lebt sich kreativ nicht nur im Grafikbereich aus, sondern auch beim Texten. Sandra Hein blickt nun auf 13 Jahre Berufserfahrung im Print-, Verpackungs- und Produktdesign zurück. Wie der Berufsalltag sie herausfordert und wann es sich am besten arbeitet, schildern sie uns im Interview.
“Die Leidenschaft, außerhalb vom Büro „bunt“ zu denken und alles Schöne aufzusaugen.“
Können Sie uns zu Beginn etwas darüber erzählen, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind: Was fasziniert Sie daran, Designerin zu sein?
SARAH FINKE: Ich wollte schon immer einen Beruf ausüben, bei dem ich ganz vielseitig in verschiedenen Bereichen kreativ schaffen kann. Vom Berufswunsch Bühnenbildnerin über ein angefangenes Architektur-Studium bin ich letztendlich beim Grafikdesign gelandet – und das ist auch gut so. Hier habe ich für mich die richtige Abwechslung durch vielseitige Projekte und unglaublich viel Freude daran, die fertigen Produkte im Handel zu sehen.
SANDRA HEIN: Bei mir begann alles mit ca. 6 Jahren, als ich das erst Mal einen Malwettbewerb gewonnen habe. Seitdem bin ich immer irgendwie kreativ unterwegs gewesen. Ich habe viele Werbeagenturen in vielen Branchen besucht und erlernte anschließend den Beruf der Mediengestalterin. Was mich am Beruf fasziniert? Die Begeisterung, immer wieder etwas Neues zu kreieren, sich mit dem Kunden und seinen Wünschen auseinanderzusetzen. Es ist schön, ein perfektes Ergebnis zu erstellen und eine positive Resonanz zu erhalten.
Wir wollen Ihren Beruf besser verstehen. Welche Eigenschaften braucht man, um Ihren Beruf auszuüben und warum? (Bis auf das Talent im Zeichnen oder Internetkenntnisse).
SARAH FINKE: Kreativ und ein bisschen verrückt sein, schadet nicht. Man sollte versuchen, sich nicht geistig so sehr einzuschränken, sondern erst einmal alle Ideen zulassen, auch wenn sie nachher gar nicht umsetzbar sind. Computer sollte man wohl mögen, da man die meiste Zeit über daran arbeitet, und immer die aktuellsten Grafikprogramme beherrschen. Dann ist noch ein wichtiger Punkt eine gute Einteilung der Zeit und Organisation, um die festen Abgabetermine zu erfüllen und sich nicht zu verzetteln.
SANDRA HEIN: Kreativität und eine andere Sichtweise auf die Dinge. Immer offen für etwas Neues sein. Die Leidenschaft, außerhalb vom Büro „bunt“ zu denken und alles Schöne aufzusaugen.
Designerin (Produkt, Grafik) zu sein, ist keine Qualifikation, die vergleichbar mit anderen ist. Woher weiß man: Ich bin gut und kreativ genug, ich schaffe es und kann damit Geld verdienen?
SARAH FINKE: Eine gute Frage :). Da braucht man wohl genug Selbstvertrauen, um sich das zuzutrauen. Und ein möglichst objektives Feedback aus dem Umfeld. Der Rest ist eine Mischung aus guten Kontakten, Können und auch Glück, denke ich.
SANDRA HEIN: Ich glaube, wenn man mit Leidenschaft bei der Arbeit ist und das Ganze Spaß macht, hat man den richtigen Job gewählt. Natürlich sollte die Arbeit, die man macht, auch anderen gefallen.
Sie bieten Dienste im Bereich Corporate Design, Verpackungsdesign, Print – welche Projekte und Aufträge fordern Sie am meisten (im positiven wie negativen Sinne) und wie äußert sich das?
SARAH FINKE: Jeder Bereich fordert einen ganz anders – gestalterisch und auch geistig. Stressig wird es, wenn man knappe Abgabetermine hat, aber Spaß machen tut es immer.
SANDRA HEIN: Am anspruchsvollsten sind die Projekte, die „gestern“ hätten fertig sein sollen. Aber unter Druck lässt es sich oft besser arbeiten :).
Können Sie sich an ein Projekt erinnern, bei dem Sie sich in kreativer Hinsicht besonders frei entfalten konnten? Wie gehen Sie bei der Umsetzung vor, wie entstehen Ihre Ideen?
SARAH FINKE: Selten sind wir bei Projekten durch ganz starre Stellglieds eingeschränkt. Meistens kann man immer in den ersten Entwürfen komplett frei heraus losgestalten.
SANDRA HEIN: Das Ganze ist ein Fingerspitzengefühl. Man versucht vorab, den Kunden zu verstehen und seine Gedanken nachzuempfinden. Daraus resultiert das endgültige Produkt.
Warum scheint es schwieriger zu sein, die eigenen Werbemittel zu gestalten?
SARAH FINKE: Vielleicht, weil man selbst sein größter Kritiker ist.
SANDRA HEIN: Oh ja, das dauert immer ewig. Da bin ich zu perfektionistisch!
Sie treffen auf viel Konkurrenz in Ihrer Branche – ist es in Ihrer Branche schwieriger, sich als Frau durchzusetzen?
SARAH FINKE: Die Konkurrenz allgemein ist reichlich vorhanden. Aber ich selbst habe noch nie die Erfahrung gemacht, dass ich als Frau Nachteile habe.
SANDRA HEIN: Nein absolut nicht. Es kommt darauf an, wie gut man seinen Job beherrscht.
Selbständig zu sein, ist nicht immer einfach, man trägt die ganze Verantwortung und braucht viel Selbstdisziplin. Wie motivieren Sie sich? Ist es als Duo einfacher?
SARAH FINKE: Wenn es um das eigene Geld geht und man nicht „nur angestellt“ ist, erreicht man ein ganz neues Level an Verantwortungsbewusstsein. Wunderbar ist eine freiere Zeiteinteilung, prinzipiell arbeite ich aber zu von mir strikt festgelegten Arbeitszeiten, sonst hat man am Ende des Tages nichts geschafft. Natürlich gibt es mal Tage, an denen man lieber im Bett liegen bleiben möchte, aber fast immer freue ich mich morgens darauf, ins Büro zu gehen, und das ist das Schöne an der Selbständigkeit. Ich wäre immer wieder für eine Zusammenarbeit zu zweit, da ich mich zu 100% auf meine Partnerin verlassen kann. Außerdem bieten wir zu zweit eine viel größere Bandbreite an Design an. Auch zwischenmenschlich möchte ich nicht auf unsere Gespräche zwischendurch und das Gassi gehen mit Mops Emil verzichten – der arbeitet bei uns auch fest im Büro mit und ist ein ganz wichtiger Bestandteil.
SANDRA HEIN: Es ist von großem Vorteil gewesen, als Duo zu starten. Angefangen von der Selbstständigkeit bis jetzt zu den Projekten. Da wir sehr unterschiedlich sind, ergänzen wir uns perfekt in vielerlei Hinsichten und bei einem Ausfall wie Krankheit etc. steht der Partner hinter einem. Man motiviert sich und spielt sich gegenseitig Ideen zu.
Es gibt unzählige Netzwerke für selbstständige Frauen. Was ist so wichtig daran, sich mit anderen aus der Branche – im speziellen mit anderen Frauen – zu vernetzen?
SARAH FINKE: Weil es immer gut ist, viele Kontakte zu haben, wenn mal Fragen oder Projekte anstehen, bei denen man das Können und Wissen anderer Menschen dazu buchen kann.
SANDRA HEIN: Das sehe ich auch so.
Zum Schluss möchten wir noch wissen: Was sind die Sonnenseiten bzw. Schattenseiten in Ihrem Beruf?
SARAH FINKE: Ich liebe meinen Job und gehe gerne arbeiten – das ist mir das Wichtigste! Mein Geld mit etwas zu verdienen, was ich wirklich gerne mache, ist wunderbar. In dringenden Fällen bin ich zeitlich flexibel, das ist mir auch für meine Familie wichtig. Natürlich bringt es der Job mit sich, auch mal Nachtschichten einzulegen oder am Wochenende zu arbeiten. Man muss unter Druck und Stress funktionieren können. Wichtig ist es, die Arbeit gedanklich nicht mit nach Hause zu nehmen und abschalten zu können, damit man am nächsten Tag wieder neue Energie mitbringt und frische Ideen bekommen kann.
SANDRA HEIN: Es war schon immer mein Wunsch, mich kreativ auslassen zu können. Die Faszination, schöne Designs zu kreieren und damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Natürlich gibt es auch stressige Situationen, beispielsweise, unter hohem Zeitdruck arbeiten zu müssen. Dies gehört aber wohl zu jedem Beruf dazu. Festzuhalten ist, dass ich das mache, was ich liebe und dabei meinen kleinen Mops mit ins Büro nehmen kann. Ich kann mein Leben genießen und nach meinen Regeln steuern. Ich bin sehr glücklich, dass wir diesen Schritt zusammen gewagt haben.
Vielen Dank an Sandra Hein und Sarah Finke für das Interview!
Mehr über den kreativbunker
Bunt, kreativ und locker geben sich die beiden Frauen Sarah Finke und Sandra Hein – auf ihrer Webseite www.kreativbunker.com erfahren Sie mehr über ihre Dienstleistungen und Produkte!