lachende Kinder auf der Wiese
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„220.000 Betreuungsplätze für Kleinkinder fehlen“, „In weiten Teilen der Stadt werden die Betreuungsplätze knapp“, „150.000 fehlende Betreuungsplätze“ – so lauten Zeitungsüberschriften des Tagesspiegels und der Süddeutschen Zeitung, die eine altbekannte Mangelerscheinung in Deutschland zur Sprache bringen.

Seit August 2007 sichert die Gesetzgebung von Bund und Ländern jedem Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz zu. Doch schon lange zuvor entstanden in Deutschland aufgrund des besagten Mangels und gleichfalls aufgrund von Unzufriedenheit mit der Ausrichtung oder auch mit der Qualität der vorhandenen Betreuungseinrichtungen neue Betreuungsplätze durch Elterninitiativen – Tendenz anhaltend.

Was ist eine Elterninitiative?

Elterninitiativen entstehen aus einem Zusammenschluss von Eltern, die sich gemeinsam einer bestimmten Zielsetzung widmen. Diese ist auf den individuellen Bedarf der jeweiligen Personengruppe ausgelegt. Viele Elterninitiativen betreiben Kindertagesstätten, doch gibt es auch solche, die Kindern mit Krankheiten oder psychischen Störungen und ihren Familien helfen – so zum Beispiel die Elterninitiative krebskranke Kinder – und viele weitere.

Eine Elternvereinigung, die eine Kita betreiben will, muss aus mindestens sieben Personen bestehen, ein pädagogisches Konzept definieren und einen Vorstand wählen, um sich in das Vereinsregister eintragen lassen zu können. Die daraus resultierende Rechtsform, eingetragener Verein (e.V.) tragen die meisten Elterninitiativen. Als e.V. werden Elterninitiativen durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen unterstützt und politisch vertreten. Elterninitiativen, die eine Kindertagesstätte betreiben, sind gemeinnützige Einrichtungen und somit nicht steuerpflichtig. Allerdings muss hierzu ein Antrag auf Gemeinnützigkeit beim Finanzamt gestellt werden.

In den meisten Fällen bleiben auf die genannte Art entstandene Kindergärten und Krippen über den Betreuungszeitraum der Kinder der Gründer-Eltern hinaus bestehen, da sie einen wichtigen Beitrag zur Gewährleistung von Kita-Plätzen leisten.

Mitbestimmung und Mitwirkung der Eltern

Eltern von Kindern, die eine durch eine Elterninitiative getragene Einrichtung besuchen, haben zumeist ein Mitbestimmungsrecht in Bezug auf pädagogische Ziele, inhaltliche Ausrichtung, Unternehmungen, Speiseplan und alle weiteren Aspekte, die für die Betreuung relevant sind. Dieses Mitbestimmungsrecht geht mit der Möglichkeit oder auch Verpflichtung einher, selbst Aufgaben in der Tagesstätte zu übernehmen. Eine solche Mitwirkung kann beispielsweise in Form von Kochen, Betreuungsleistungen, Instandhaltungsmaßnahmen, Einkaufen, Putzen oder buchhalterischen Aufgaben erfolgen. Eltern sind hier weit mehr in das Tagesgeschehen eingebunden, weshalb Öffnungszeiten, individuelle Förderung, Gruppeneinteilung, etc. bedarfsgerechter geregelt sind, als in manchen städtischen oder konfessionell gebundenen Einrichtungen.

Elterninitiativen und Kommunen

Für die einzelnen Kommunen ergeben sich durch die von Elterninitiativen betriebenen Kitas große Vorteile: Die Betreuungsplätze dieser Einrichtung werden in den Bedarfsplan integriert und müssen somit nicht durch Stadt oder Gemeinde geschaffen werden. Die finanzielle Förderung für diese Plätze fällt im Gegensatz dazu erstaunlicherweise jedoch häufig weit geringer aus, als es die Zuwendungen für Plätze in evangelischen, katholischen oder städtischen Tageseinrichtungen sind. Aus diesem Grund sind die Betreuungsgebühren in durch Elterninitiativen geführten Einrichtungen bedauerlicherweise meist höher als in nicht-privaten Kindertagesstätten / Kindergärten. Und die Hürden für freie Initiativen sind hoch: Um überhaupt finanzielle Fördermittel von Stadt und Bundesland erhalten zu können, braucht die Elterninitiative eine Anerkennung als „Träger der freien Jugendhilfe“.

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Vorteile gegenüber ‚Regelkitas‘ für Eltern und Erzieher

Sowohl für das Personal als auch für die Kinder in durch Elterninitiativen getragenen Kindertagesstätten und deren Eltern entstehen Freiräume durch die Möglichkeit zur Mitgestaltung.

  • „Ein Gesprächs-Termin ist in zwei Wochen möglich.“Eine effiziente Kommunikation zwischen Eltern, Erziehern und Vorstand ist an der Tagesordnung. Man kennt sich gegenseitig und immer wieder entstehen Freundschaften, die den Besuch der Betreuungseinrichtung durch das Kind überdauern.
  • „Das haben nicht Sie zu entscheiden.“Es gibt kaum private Kindergärten und Krippen, in denen Entscheidungen durch eine übergeordnete Instanz über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen werden. Vielmehr werden alle Beteiligten in eine Entscheidungsfindung von allgemeiner Relevanz mit einbezogen und haben ein Mitspracherecht, wenn es um Angelegenheiten wie Erziehungsarbeit, Wertesysteme oder Richtlinien geht. So wird nicht einfach ein Kruzifix aufgehängt, wenn dies nicht der Wertevorstellung der Mehrheit entspricht.
  • „Was auf den Tisch kommt, wird gegessen.“In städtischen und kirchlichen Kitas erfolgt die Verpflegung zumeist durch ein spezielles Catering-Unternehmen für Kindertagesstätten. In der Folge werden bisweilen Gerichte aufgetischt, die keines der Kinder mag. Das kommt in privaten Einrichtungen selten bis gar nicht vor, da hier im Regelfall gemeinsam entschieden wird, was auf den Tisch kommt. Außerdem schreiten Eltern und ErzieherInnen bei der Verpflegung eher selbst zur Tat, als externe Lieferanten zu beauftragen.
  • „In Notfällen sind abweichende Abholzeiten nach telefonischer Vereinbarung möglich.“Verbindliche Bring- und Abholzeiten, wie sie in kirchlichen und städtischen Einrichtungen an der Tagesordnung sind, sind in den durch Elterninitiativen getragenen Tagesstätten nur selten anzutreffen.
  • „Ich konnte meine Gruppe nicht finden.“Im Gegensatz zu vielen Regelkitas sind private Kitas von der Größe her überschaubar. Das hat eine familiäre Atmosphäre zur Folge und somit auch, dass sich die Kinder schnell heimisch fühlen.
  • „Heute machen Sie zwei Gruppen, die Kollegin ist krank.“Der Betreuungsschlüssel für Krippen und Kindergärten wird durch die Kommunen vorgeschrieben. Doch ErzieherInnen in nicht-privaten Einrichtungen müssen sich vielerorts nicht allein um die Kinder kümmern, sondern überdies Verwaltungsaufgaben erfüllen, die die Regulierung durch Kirche und/ oder Staat mit sich bringt. Elterninitiativen haben meist einen besseren Betreuungsschlüssel als vorgeschrieben und profitieren obendrein davon, dass die anfallenden Verwaltungsaufgaben häufig durch Eltern übernommen werden. Das wirkt sich nachhaltig auf die Qualität der Betreuung aus, da den ErzieherInnen mehr Zeit für die Kinder und deren individuelle Förderung bleibt.
  • „Bist du aber groß geworden!“Die Eltern bleiben hier nicht außen vor, sondern leisten ihren Beitrag und können somit die Entwicklung ihres Kindes und die seiner Spielkameraden hautnah miterleben.
  • „Mindestlohn, mehr gibt’s nicht.“Vor dem Hintergrund der geringeren staatlichen Förderung ist das fast schon paradox, aber Erzieher und Erzieherinnen in Elterninitiativen verdienen in vielen Fällen mehr, als in nicht-privaten Einrichtungen. Auch dies ist der Mithilfe der Eltern geschuldet, durch die Geld und Arbeitskraft eingespart werden können.
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Wann ist ein Betreuungsplatz in einer privaten Einrichtung für mein Kind und mich geeignet?

  • Wenn Sie selbst entscheiden möchten, welche Moralvorstellungen und Werte Ihrem Kind im Rahmen der Betreuung vermittelt werden.
  • Wenn Ihr Kind kein Freund von Kantinen-Küche ist.
  • Wenn Sie ein produktives bis hin zu freundschaftliches Miteinander mit den Freunden und Freundeseltern Ihres Kindes ebenso wie mit seinen Erzieherinnen und Erziehern pflegen möchten.
  • Wenn Ihr Kind ein Umfeld haben soll, das seiner individuellen Entfaltung zuträglich ist, und Sie sich nicht verpflichtet sehen wollen, die Individualität Ihres Kindes zu rechtfertigen.
  • Wenn Sie die Möglichkeit haben möchten, Ihr Kind früher abzuholen, wenn Sie mal früher aus haben.
  • Wenn Sie nicht bereits im Kindergarten eine jährliche Beurteilung Ihres Kindes nach festgelegten Kriterien präsentiert bekommen wollen.
  • Wenn Sie nicht nur für Ihren Job leben, sondern auch Lust und Zeit haben, sich in der Kita zu engagieren, die Ihr Kind besucht.

Eine Auswahl verschiedener Einrichtungen finden Sie nachfolgend:

Fazit

Eltern, die ihr Kind nicht nur irgendwo parken wollen, während sie zur Arbeit gehen, und solche, die auch in der Betreuungseinrichtung Verantwortung für ihren Nachwuchs übernehmen wollen, sind gut damit beraten, sich mit dem breiten Angebot an durch Elterninitiativen betriebenen Kindertagesstätten vertraut zu machen.

- Artikel vom MTUuMTAuMjAxNQ==

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